Dass meine Kinder mich die uncoolste Person auf Erden finden, ist total in Ordnung. Ich sage gern, dass ich etwas falsch gemacht hätte in ihrer Erziehung, wenn sie mich total super fänden. Denn auch wenn ich glaube, dass sie wissen, dass ich verhältnismässig locker bin, bin ich am Ende ihre Mutter und nicht ihr «Bro».
Es ist also völlig in Ordnung, liebe Teenies, dass ihr mich voll nervig findet. Aber wisst ihr was? Das beruht zuweilen total auf Gegenseitigkeit. Ich darfs als Mami einfach nicht laut aussprechen, weil sich sonst der Rabenmutter-Stempel ganz tief in meine Stirn brennt. Ich tus jetzt trotzdem. Schwarz auf Weiss: Ihr nervt! Und zwar richtig.
«Ich hab echt keinen Bock drauf, ständig euer Blitzableiter zu sein. Weil Fakt ist - ganz langsam zum Mitschreiben: Ich. kann. nichts. dafür!»
Ihr haltet alles für total selbstverständlich. Dafür könnt ihr nichts, ihr seid so aufgewachsen. Aber wenn jemand in den Ferien über ein Hotel die Nase rümpft, bevor mans überhaupt gesehen hat, macht sich bei mir schon mal ein Anflug von Ärger breit. Und wenn jemand ihren Frust darüber, dass die Monatsblutung wieder genau in den Ferien gekommen ist, an mir auslässt, find ich das nur mässig amüsant. Klar kenne ich das, und ich finde es auch nicht lässig, wenns mir passiert. Aber hab ich je so ein Theater gemacht? Ich hab echt keinen Bock drauf, ständig euer Blitzableiter zu sein. Weil Fakt ist - ganz langsam zum Mitschreiben: Ich. kann. nichts. dafür! Es gibt null Grund, mich stundenlang anzuschweigen, zu ignorieren oder mir zu sagen, wie «cringe» ich bin, nur weil ich lache, esse, rede, laufe, atme, existiere. Versuchts doch mal ohne mich. Kommt gut.
Ich hatte ja noch Mitleid, als das Töffli kaputtging. Dass es jemand schafft, innerhalb von vier Monaten ein Mofa zu schrotten, ist ja fast ein bisschen bewundernswert. Selbstverständlich habe ich das Handling übernommen. Und ein bisschen darauf gehofft, es hätte vielleicht irgendwo in dieser Baustelle, die sich Teenagerhirn nennt, geklickt und man passt ein bisschen besser auf seine Sachen auf in Zukunft.
«Irgendwie scheint ihr das Gefühl zu haben, ich sei eine Quelle mit unendlichen finanziellen und emotionalen Ressourcen. Ich verrat euch mal was: Ich bin es leider nicht.»
Es ist bei der Hoffnung geblieben. Handy - sehr teures Handy, Geburtstagsgeschenk vom Götti - in der Badi liegen lassen. Zwei Wochen später: Ersatzhandy im Tram liegen lassen. Und wisst ihr, was mich am meisten aufregt? Dass ihr immer so tut, als könnt ihr voll nichts dafür. Nur schon die Wortwahl. Das Handy ist nicht «im Tram verlorengegangen». Du hast es liegen lassen. Punkt. Nein, ich bin nicht fies, wenn ich das so sage. Es ist schlicht und einfach die Wahrheit. Ja, ich lass deine SIM-Card sperren. Ja, ich besorg dir eine neue. Und ja, es hat irgendwo noch ein altes Handy, das du haben kannst. Aber gopfertami namal... ach was, ich red ja eh mit einer Wand.
Irgendwie scheint ihr das Gefühl zu haben, ich sei eine Quelle mit unendlichen finanziellen und emotionalen Ressourcen. Ich verrat euch mal was: Ich bin es leider nicht. Ich verrat euch aber nochmal was: Die, die ich habe, setze ich jederzeit und ohne zu zögern zuallererst für euch ein. Weil ihr das Wertvollste seid, was ich im Leben habe. So, jetzt ists raus. Meint ihr, ihr könntet im Gegenzug mal ein bisschen meine Nerven schonen?