Es ist der Klassiker: Eltern, die am Köpfchen ihres Neugeborenen riechen und verzückt seufzen, dass der Haarflaum des Sprösslings besser rieche als jede Parfüm. Ist ja auch so. Und in den ersten Wochen schnuppert man tatsächlich irgendwie ständig an irgendwelchen Füsschen und Händchen und Baby-Popos rum und findet das grossartig. Nicht mal das gelbliche Geschmiere, das in grossen Mengen aus letzterem kommt, ist abstossend. Zumindest solange das Kleine sich noch von Muttermilch ernährt.
Sobald halbwegs feste Nahrung dazu kommt, wirds schwieriger. Aber man gewöhnt sich ja an alles im Laufe der Zeit. Windeln wechseln, Kotze putzen, verzweifelt das Häufchen suchen, welches das liebe Töchterlein zu Zeiten von Töpfchen-Training irgendwo im Haus hinterlassen hat. Es am nächsten Morgen in ihrem Kleiderschrank finden ...
«Es gibt zwei Arten, wie die Kids auf ihren Schweiss reagieren. Gefühlte 22-mal am Tag duschen und umziehen und sich mit Parfüm einnebeln. Oder einfach ignorieren.»
Dann kommen die geruchstechnisch eher neutralen Jahre. Sie schleppen zwar ab und zu mal Matsch gemischt mit Hundescheisse an den Schuhen ins Haus. Oder man findet vor sich herrottende Lebensmittel in Schubladen oder Znünidosen.
Oder fischt mal eine ehemals weisse einzelne Socke aus einem Turnbeutel, der drei Wochen lang verschwunden war. Aber die Kinder selbst riechen meist völlig okay – sofern es einem gelingt, sie ab und zu mal zum Baden, Duschen und Zähneputzen zu überreden.
Und dann kommt der geruchsmässige Gau – allgemein bekannt als Pubertät. Mit der ersten Körperbehaarung kommt der erste Schweiss. Es gibt zwei Arten, wie die Kids auf diesen reagieren. Gefühlte 22-mal am Tag duschen und umziehen, sich mit Parfüm einnebeln und jedes Kleidungsstück, das man sieben Minuten getragen hat, sofort in den Wäschekorb schmeissen. Das ist die eher weibliche Variante. Oder einfach ignorieren. Das ist die eher männliche.
Ich frage mich manchmal, ob das weibliche Östrogen eigentlich auch einen Geruch hat. Wenn ja, wird er bei mir zu Hause von Haarspray und irgend einem süsslichen Parfüm überdeckt. Was ich weiss: Testosteron riecht definitiv!
«Wenn ich nach Hause komme und ich sehe einen Haufen Sneakers vor der Haustüre, Grösse 42, und höre Deutschrap und Stimmen vor, mitten und nach dem Stimmbruch aus dem Zimmer meines Sohnes, weiss ich ganz genau, wie es drin riecht.»
Denn wenn ich nach Hause komme und ich sehe einen Haufen Sneakers vor der Haustüre, Grösse 42, und höre Deutschrap und Stimmen vor, mitten und nach dem Stimmbruch aus dem Zimmer meines Sohnes, weiss ich ganz genau, wie es drin riecht. (Ist ja auch nicht so, dass jemand die Gnade hätte, ein Fenster zu öffnen. Meist sind auch die Läden geschlossen, damit man irgendwelche Bildschirme besser sieht.) Und das, was mich erwarten würde, ist ganzganzganz weit weg vom entzückenden Duft eines Babyköpfchens.
Seit ein paar Tagen riecht die Pubertät in meinem Haus nochmal anders: und zwar nach «Axe fresh». Ich hab keine Ahnung, was ihn dazu bewegt hat, aber er hat sich die Dose von seinem eigenen Taschengeld gekauft. Schön und gut – wenn man denn die Dosierung halbwegs «normal» halten würde.
Das Ding war innerhalb von drei Tagen leer und ich kriege den Geruch, der in der ganzen Wohnung hängt, kaum mehr raus. (Und die Mischung mit dem Geruch von getragenen Socken und verschwitzten Sportshirts machts auch nicht besser.) Nun ja, es könnte schlimmer sein. Lieber Axe als Rauch. Aber vielleicht kaufe ich ihm demnächst mal ein etwas dezenteres Deo und stelle es auf seinen Nachttisch. Könnte ja sein …
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