Liebe Natalie Rickli
War das nötig? Frage ich mich. Müssen gleich rechtsnationale Emotionen geschürt werden? Nur weil zwei Schweizer Fussballer im Siegestaumel den Doppeladler gemimt haben? Die Geste war nicht nötig, nein. Aber: Xhaka und Shaqiri sind Paradebeispiele für gelungene Integration, und sie schiessen seit Jahren die entscheidenden Tore für die Schweiz. Wir können dankbar sein.
Als Nationalrätin schiessen Sie auch manchmal Tore. Leider oft gegen wichtige Institutionen unseres Landes, jetzt sogar gegen die Nati!
Das sehen Sie etwas eng, finde ich
Sie sagen, Sie können sich nicht über den Sieg der Schweiz freuen: «Die beiden Goals sind nicht für die Schweiz gefallen, sondern für den Kosovo.» So, so. Das sehen Sie etwas eng, finde ich. Wenn Tore von Fussballern mit Migrationshintergrund nicht mehr Freude bereiten, können Frankreich, Deutschland, England und die Schweiz gleich ganz einpacken.
Ihr Parteifreund Roger Köppel wünscht sich ja eine ideale Nati, die nur aus Schweizern mit Schweizer Herkunft, die in der Schweiz spielen, besteht. Er schimpft die Nati eine «fast inländerfreie Multikulti-Balkan-Söldner-Truppe», «eine Veteranentruppe von Auslandsöldnern mit Schwerpunkt Balkan, angereichert durch ein paar eingeschweizerte Afrikaner». So abfällig hat noch keiner über die Nati gelästert.
Ich frage Sie: Ist für Sie etwa der schwarze Adler auf der deutschen Reichsfahne Ihres Walliser Parteifreundes Oskar Freysinger schöner als der Doppeladler?
Fussball ist zu farbig geworden für Schwarz-Weiss-Maler wie Sie
Für die WM gebe ich Ihnen einen Tipp: nicht mehr TV gucken! Fussball ist zu farbig geworden für Schwarz-Weiss-Maler wie Sie. Das gibt nur Kopfweh.
Mit freundlichen Grüssen
Peter Rothenbühler