Es ist mehr Comeback als Trend: Schon unsere liebste TV-Kaiserin Sissi brach im 19. Jahrhundert zu Erholungsreisen auf. Im Winter 1860 besuchte sie die Atlantikinsel Madeira, um ihren Husten auszukurieren, wie es damals in den Zeitungen hiess. Und Kaiserin Elisabeth von Österreich, Königin von Ungarn, hat mehrere Kuraufenthalte im bayerischen Bad Kissingen verbracht. Reisen, die heilen, haben also eine lange Tradition, erleben aber gerade einen enormen Aufschwung. Wer heute nach Mallorca ins Yoga-Retreat fliegt, ist quasi eine moderne Sissi, die sich aktiv um Gesundheit und Erholung kümmert und dabei Hilfe in Anspruch nimmt. Von geführten Breathwork-Workshops über medizinisch überwachte Detox-Kuren in Wellnesshotels bis hin zu ayurvedischen Schweigeretreats – das Angebot ist riesig und die Anfrage hoch. Doch woher kommt diese Rückbesinnung aufs Auskurieren als Reiseziel?
«Der Fokus vieler Menschen hat sich verschoben: weg von materialistischen Werten hin zu einem Bedürfnis nach innerem Gleichgewicht und mentaler Gesundheit», weiss Astrid Meier, Breathwork-Therapeutin, Psychologin und Expertin für gesundheitsförderndes Reisen. «Faktoren wie der hektische Alltag, Stress oder die permanente Erreichbarkeit verlangen uns einiges ab und verstärken unseren Wunsch nach Erholung. Danach, in Ausgeglichenheit zu investieren. Reisen, die Achtsamkeit, Entspannung und auch persönliche Entwicklung fördern, sind besonders attraktiv geworden, weil sie eine tiefgehende und nachhaltige Erholung versprechen», so die Zürcherin. Das Bewusstsein für ganzheitliches Wohlbefinden wurde in Zeiten der Corona-Pandemie, in der sich die Menschen intensiver mit sich selbst auseinandersetzen mussten oder konnten, zusätzlich geschärft.
Während man lange einfach Strandferien buchte und mit einem Buch auf der Sonnenliege döste, um sich maximal zu entspannen, strebt man heute nach mehr. Die Bedürfnisse haben sich gewandelt. Astrid Meier kann das bestätigen: «Ein normaler Urlaub bietet zwar eine Auszeit vom Alltag, leider aber oft ohne die gewünschte tiefgreifende Regeneration. Die Geschwindigkeit und Intensität des modernen Lebens führen dazu, dass viele Menschen selbst in den Ferien Schwierigkeiten haben, wirklich abzuschalten. Oft bleiben die mentale und die emotionale Erholung auf der Strecke.» Vor allem dann, wenn der Trip mit Sightseeing oder Shopping vollgestopft wird. Entscheiden sich gestresste Seelen für ein von Expert:innen geführtes Wellness-Retreat, erhalten sie ein holistisches Package – optimalerweise auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmt. Adieu, Planungsstress!
«Gesundheitsfördernde Reisen bieten gezielte Programme, um Körper und Geist zu harmonisieren. Beispiele sind Breathwork, Meditation, Yoga oder Achtsamkeitstraining. Diese Methoden helfen, tiefliegende Spannungen zu lösen und nachhaltige Erholung zu erreichen», so Meier. Auch medizinisch überwachte Angebote wie Moorschlammbäder, die bei Rheuma, Arthrose oder Gicht helfen, oder Fastenkuren, die den Körper in Kombination mit Behandlungen entgiften, boomen. Zudem steigt das Interesse an Reisen, die traditionelle Heilmethoden wie Ayurveda oder TCM (Traditionelle chinesische Medizin) beinhalten. Diese Trips bieten eine Kombination aus Heilung, Entspannung, Bewegung, gesunder Ernährung und somit auch geistiger Stärkung. Ein ganz neuer Trend: Sexual Wellness Retreats.
Dass Sport dem Herzen guttut und der Darm gepflegt werden will, wissen wir längst. Die Vorteile von Sex werden aber oft übersehen. Schliesslich kann ein erfülltes Sexleben das Immunsystem stärken, den Schlaf verbessern und Stress abbauen. In Sexual Wellness Retreats geht es darum, unsere intimen Bedürfnisse und Wünsche zu erforschen und die eigene und geteilte Lust weiter zu erkunden. Schliesslich gilt es heutzutage, auf allen Gebieten das Beste rauszuholen.
Im Body & Health Lab beschäftigen wir uns mit aktuellen Themen aus den Bereichen Mental Health, Body Science sowie Innovation und Digitalisierung. Welche Technologien, Trends und Therapien sind richtungsweisend? Was tut sich gerade in der Forschung? Und wer sind die Menschen dahinter? Fundiert recherchierte Artikel geben Auskunft. Unterstützt werden wir dabei von unserem langjährigen Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, neue Lösungen zu finden und Innovationen voranzutreiben mit dem Ziel, unser Leben und unsere Zukunft besser und nachhaltiger zu machen.
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Aber Hand aufs Herz: Übertreiben wir es mit der Selbstoptimierung? Können wir Ferien nicht einfach Ferien sein lassen, ohne auch hier wieder an uns zu arbeiten? «Es besteht tatsächlich die Gefahr, dass der Wunsch nach Selbstoptimierung zu einem neuen oder zusätzlichen Stressfaktor werden kann. Das kann zu Unzufriedenheiten führen», warnt unsere Expertin. Wichtig sei es, gesundheitsförderndes Reisen nicht als Mittel zur Leistungssteigerung zu sehen, sondern als Gelegenheit, sich selbst etwas Gutes zu tun, sich selbst näher zu kommen und sich selbst besser kennenzulernen. Ganz ohne Erwartungen und Druck. «Der Fokus sollte auf Selfcare und dem Erleben des Moments liegen. Leistungsdruck haben wir ja im Alltag schon genug», so Meier.
Apropos Druck: Es ist wichtig, nicht in einen Teufelskreis zu geraten. Wer eine Fastenkur macht, sollte sich nicht ständig ärgern, dass keine Kilos purzeln. Wer in ein Yoga-Retreat eincheckt, darf nicht verzweifeln, wenn sich das absolute Zen-Sein nicht einstellen will. «Der Druck in den Ferien, den gewünschten Zustand erreichen zu müssen, kann tatsächlich kontraproduktiv sein. Gerade, wenn es um mentale Situationen geht, erzeugen wir oft das Gegenteil: nämlich Stress und Anspannung. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Entspannung und innere Ruhe nicht erzwungen werden können», weiss Astrid Meier. Sie gibt aber Entwarnung: «Dafür sind solche Reisen ja da: man bekommt die richtigen Tools, die besten Methoden und die optimale Umgebung an die Hand. Gesundheitsfördernde Ferien sollten als Angebot gesehen werden, das einen Raum schafft, sich frei von Erwartungen auf die neue Situation einzulassen.»
Und wer keine Probleme hat? Der sorgt vor! «Präventionsreisen sind darauf ausgerichtet, gesundheitlichen Problemen vorzubeugen – noch bevor sie entstehen. Diese Art von Reisen kombiniert oft medizinische Check-ups mit Programmen zur Förderung der physischen und psychischen Gesundheit. Ziel ist es, die eigenen Gesundheitsressourcen zu stärken, Stress abzubauen und das Wohlbefinden langfristig zu steigern», erklärt Astrid Meier.
Die Breathwork-Therapeutin empfiehlt zudem eine ganz andere Art des Loslassens: das alleine Losziehen. «Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass Solo-Reisen eine einzigartige Gelegenheit sind, sich selbst besser kennenzulernen», so Meier. Gold für Selbstreflexion und die persönliche Entwicklung also! Sie weiss ausserdem: «Alleinreisen ermöglicht es, ohne Ablenkung oder Verpflichtungen zu sein und sich voll und ganz auf sich selbst zu konzentrieren. Das fördert das Selbstbewusstsein, das Selbstvertrauen, die Unabhängigkeit und die Fähigkeit, mit sich selbst in Kontakt zu treten.» Man darf sich so ganz frech die Freiheit herausnehmen, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen. Einfach mal machen, worauf man Lust hat: Wenn das nicht nach purer Entspannung klingt!