Nadja Brenneisen im Zürcher Niederdorf, wo sie im Studio «Orbit 6» als Yogalehrerin tätig ist.
Sie war jung, gesund – und unterschätzte komplett, wie einschneidend die Geburt ihres Sohnes sein würde. Nadja Brenneisen machte Höllenqualen durch, entwickelte eine Autoimmunerkrankung und haderte lange mit dem Muttersein. Am Ende verändert das traumatische Erlebnis ihr ganzes Leben, und sie orientierte sich beruflich neu. Heute unterstützt die ausgebildete Journalistin andere Frauen als Doula und Yogalehrerin bei der Geburtsvorbereitung. Im Interview erzählt die 29-Jährige, weshalb sie mittlerweile trotz aller Strapazen positiv auf die schwierigste Zeit ihres Lebens zurückblickt.
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Ganz eindeutig der Weg in die Mutterschaft. Es fing mit einer emotional schwierigen Schwangerschaft an, ging mit einer traumatischen Geburt weiter und endete mit einer sehr anstrengenden Zeit, die lange über das Wochenbett hinaus dauerte. Wie sehr eine Geburt dein Leben verändert – das hätte ich nie für möglich gehalten. Auf dem Papier war es eine erfolgreiche Entbindung – für mich ein schlimmes Erlebnis. Durch die starken Schmerzmittel, die ich bekam, war ich komplett high, driftete immer wieder weg, hörte zeitweise auf zu atmen – bis man das Medikament absetzte und ich mitten in den Presswehen wieder zu mir kam. Es war ein mega schlechter Start für meinen Sohn und mich. Das nächste halbe Jahr war die härteste Zeit meines Lebens, aber auch die, die mich zu dem gemacht hat, wer ich jetzt bin.
«Ich war nicht crazy, ich war krank! Das gab mir das Recht, mich wieder um mich selbst zu kümmern.»
Als ich erfuhr, dass ich als Folge der Geburt eine Autoimmunerkrankung entwickelt hatte. Während eines Jahres konnte ich aufgrund einer Schilddrüsenüberfunktion kaum mehr schlafen und habe extrem abgenommen. Ich dachte lange, das sei normal. Man hört ja immer, dass das Mama-Sein so unglaublich anstrengend ist. In meinem Umfeld gab es keine anderen Mütter, bei denen ich mir hätte Rat holen können. Und gerade weil ich ein so junges Mami war, dachte ich, dass ich es doch erst recht irgendwie schaffen muss. Es fühlte sich an wie ein Scheitern. Nach der Diagnose habe ich auf dem Heimweg vor Erleichterung geheult: Ich war nicht crazy, ich war krank! Das gab mir auch das Recht, mich wieder um mich selbst zu kümmern. Nach meiner Mutterschaftspause kündigte ich deshalb meinen alten Job.
Die Frauen in unserer Interview-Serie haben eines gemeinsam: Sie haben eine grosse, persönliche Herausforderung gemeistert – und sind dabei auf beeindruckende Weise über sich hinausgewachsen. Hier erzählen sie ihre inspirierenden Geschichten.
«Challenge Accepted» entsteht gemeinsam mit unserem Partner Toyota. Auch Toyota ist stets bestrebt, mit neuen Innovationen das scheinbar Unmögliche zu erreichen. Eines der gesetzten Ziele: bis 2025 die breiteste Fahrzeug-Palette mit alternativen Antrieben auf dem Markt anzubieten. Warum bei Null aufhören, wenn man darüber hinausgehen kann? Erfahre mehr auf Toyota Beyond Zero.
Ich habe mich in einem Studio eingeschrieben und mich ins Yoga gestürzt. Da war diese innere Stimme, die mir sagte: Was das alles ausgelöst hat, war Trauma und Stress. Wenn du daran arbeitest, dich selbst zu beruhigen, kannst du deinen Körper heilen. Schnell bin ich mit Yoga Nidra, bei dem die Tiefenentspannung im Zentrum steht, in Kontakt gekommen. Anfangs war es für mich ein Weg, um Schlaf zu kompensieren. Dann wurde ich mir erst der krassen Heilungseffekte bewusst. Nach einem Dreivierteljahr konnte ich meine Medikamente absetzen und lebe seither schubfrei.
Komplett! Über meinen eigenen Heilungsweg habe ich erfahren, dass es so viele hilfreiche Tools gibt. Und ich spürte einen starken Drive, andere Frauen vor dem zu schützen, was mir widerfahren ist. Ich liess mich zur Doula, zur Geburtsbegleiterin, ausbilden. Das löste eine ganze Reihe von Weiterbildungen aus: Hypnobirthing, Yoga, Atemtechnik. Aus all diesem Wissen habe ich meine eigene Methode entwickelt, weil ich dachte: Genau das hätte ich in meiner Schwangerschaft auch gebraucht. Ich wollte etwas Undogmatisches kreieren, das eine Frau, die einen Kaiserschnitt plant, genauso abholt wie solche, die sich eine Hausgeburt wünschen. Jede einzelne soll top informiert sein und ihr Nervensystem mit gezielten Atemtechniken in die Ruhe bringen können, um so den den Panikmodus zu vermeiden. Der Schmerz ist irr, aber man kann lernen, damit umzugehen.
«In welchen Phasen sind wir rückblickend am meisten gewachsen? Meistens nicht in denen, in welchen wir rundum glücklich und zufrieden waren.»
Wenn ich einen Kurs voller interessierter Frauen unterrichte, merke ich, wie sehr mich das nährt. Was für eine schöne Arbeit, die so viel zurückgibt. Gerade heute habe ich per Zufall eine ehemalige Klientin auf der Strasse angetroffen und ihr mittlerweile Einjähriges ist mir entgegen getapst. Immer häufiger treffe ich in Zürich Mamis an, zu denen ich eine tiefe Verbindung spüre. Denn ich habe ihnen dabei geholfen, ihre neue Identität als Mutter zu finden. Das ist sehr prägend. Mit meiner eigenen Entbindung bin ich inzwischen recht versöhnt. Wenn mir all das nicht passiert wäre, dann hätte ich nicht zum Yoga gefunden. Und dafür bin ich auch meinem Sohn unglaublich dankbar. Es war zwar mega streng, aber es hat sich sehr ausgezahlt, denn es hat mich da hingebracht, wo ich hingehöre.
Ich glaube, wir alle können aus Geschichten wie meiner wieder lernen, ins Leben und in die Krisen zu vertrauen. In welchen Phasen sind wir rückblickend am meisten gewachsen? Meistens nicht in denen, in welchen wir rundum glücklich und zufrieden waren. Die allermeisten Krisen beinhalten eine Chance zur Veränderung, weil unser Status Quo zu unbequem ist, um darin auszuharren. Mir hilft dieses Urvertrauen enorm – zu wissen, dass diese unangenehmen Episoden mich zu dem Menschen machen, der ich sein soll.
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