Im ersten Moment ist man meistens verwirrt: Kacke, jetzt hatte ich mit meiner Tramnachbarin Sex in der Besenkammer. Während der Partner nebenan schnarcht. Oops, grade lief da ziemlich zielgerichteter Oralverkehr mit dem Typ aus dem Büro, der weder gut aussieht noch gut riecht – und dann liegt man da, irgendwo zwischen selig und verstört, mit ein bisschen Glück pulsiert der Körper noch nach. Irgendwann kriecht die Scham in den heissen Kopf. Habe ich meine*n Partner*in in Gedanken betrogen? Bin ich insgeheim scharf auf meine Arbeitskollegen? Oder die Chefin? Oder alle auf einmal?
Träume lügen nicht, heisst es doch. Halt, stopp, falsch – das waren die Tränen.
Die Sexy Time im Schlaf hat zwar durchaus was zu bedeuten, aber nicht das, was man auf den ersten Blick vermuten würde. Sexualität ist vielschichtig – unser Kopf werkelt immer fleissig mit. Wer sich im Traum dem Ex hingibt, will ihn nicht gezwungenermassen zurück. Was einen triggert, sind die emotionsgeladenen Erinnerungen. Wer sich mit Menschen aus dem Büro durch die Laken schiebt, setzt sich im Schlaf mit Hierarchieverhältnissen und Machtdynamiken auseinander.
Klingt komisch, ist aber so: Möchte man im Job mehr Verantwortung übernehmen oder wartet für ein Projekt nervös auf das Go von der Chefin, geht man nachts so richtig ran und schraubt im Schlaf eventuell genau an dem herum. Und dann gibts da noch die feuchten Träume mit wahllosen Randstatist*innen des Lebens oder Menschen, die man zutiefst verachtet. Ist der unangenehme Depp von letzter Woche doch irgendwie attraktiv? Nee nee, auch hier geht es in der Regel eher um ungelöste Konflikte als um unvertretbare Geschmacksverirrungen.
Come On, Join The Joy Ride: Sex mit imaginärem Joystick
Nun ist so ein erotischer Traum an sich ja eine gute Sache. Oft sind sie so real, dass wir komplett überwältigt und mind-blown aufwachen – solange man mit der begattenden Person okay ist. Dann ist es quasi Self Care. Intergalaktischer Sex mit dem Partner, wenn er nicht da ist, tut der Seele ebenso gut wie ein heisses Date am Strand, wenn man eigentlich im Regen zu Hause liegt. Und hey, endlich kriegen wir rum, auf wen wir Lust haben. Ohne Umwege. Luzide feuchte Träume, die laufen, wie wir das wollen (Überraschungen sind willkommen), sind die vielleicht beste Art der Selbstbestimmung.
Wie baut man sich eine hochexplosive Sextraum-Bombe?
Mit einer guten Ladung sexueller Fantasie
Sie ist quasi das Amuse Bouche, der kleine pikante Snack, der Bock auf mehr macht. Der Heisshunger überkommt uns dabei überall – auf dem Amt, am Schreibtisch, im Bus. Die Fantasien packen wir in unseren imaginären Rucksack und lassen sie nachts frei. Zu Hause im Bett sind sie idealer und durchaus angenehmer zu handlen als im Supermarkt.
Masturbieren schadet nicht
Die Basis ist mit erotischen Fantasien also geschaffen – der Geist ist ready. Und der Körper? Ein Orgasmus vor dem Einschlafen sendet deutliche Startsignale. Die Motoren sind warm.
Bauchschläfer sind klar im Vorteil
Zumindest, wenn es um den Celebrity Crush geht, den man gerne mal vernaschen würde. Eine chinesische Studie aus dem Jahr 2012 belegt, dass Probanden, die gerne auf dem Bauch schlafen, vermehrt von sexuellen Beziehungen zu bekannten Persönlichkeiten träumen. Angeblich verwirrt eine verringerte Sauerstoffzufuhr das Gehirn, das so Sexy Time im Schlaf erzeugt. Von wegen Verwirrung!
Die Action steuern durch Luzides Träumen
Zuallererst: Es gibt nicht nur traumhafte Orgasmen, es gibt auch Orgasmen im Traum. Sich mit Jon Snow auf einem Bärenfell wälzen und funkensprühend die Schwerter kreuzen, während drei Drachen über einem kreisen, könnte klappen, WENN man luzides Träumen beherrscht: Bei dieser Methode wird der träumenden Person klar, dass sie träumt – sie hat somit ein gewisses Mass an Kontrolle über das Geschehen. Viele wollen fliegen oder unsichtbar werden lernen. Aber im Schlaf Sex zu haben, wie und mit wem man will, ist mindestens genauso gut. Wenn nicht besser.
Von nichts kommt nichts. Wie im echten Leben muss man sich um seine Sexualpartner und einen guten Flow bemühen. Ein Trick, um luzides Träumen herbeizuführen: Vor dem Einschlafen intensiv die Hände anzustarren und sich selbst immer wieder zu sagen «Wenn ich schlafe, werde ich meine Hände sehen und realisieren, dass ich träume», könnte helfen. Die Hände kann man dann ja direkt einsetzen.
Ein Traum-Tagebuch wird zum Erotik-Hit
Wer sich seit Lesen des Titels selbst bemitleidet, weil seine Sextraum-Rate bedenklich gering ist, der irrt. Vielleicht. Denn vieles geht in den Weiten des Schlaf-Universums verloren. So mancher hat vermutlich einen mannshohen Haufen Erotik-Leichen im Unterbewusstseins-Keller liegen. Das meiste geht schlicht und einfach vergessen.
Drum: Nach dem Aufwachen direkt zur Seite (und vom Crush) rollen und sämtliche Entgleisungen notieren. In gebundener Form werden die Abenteuer der wilden Fleischeslust bewusster verinnerlicht. Und hey, «50 Shades» war ursprünglich auch olle «Twilight»-Fan-Fiction. Vielleicht steht uns sexy Träumern Grosses bevor.