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Nächtliche Gefahr

So erkennt und behandelt ihr Bluthochdruck in der Nacht

Erhöhter Blutdruck in der Nacht ist besonders gefährlich. Zu den möglichen Folgen gehören Herzinsuffizienz, Herzinfarkt und Schlaganfall. Prof. Thomas F. Lüscher erklärt die Therapien.

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Bluthochdruck

Normalerweise sinkt der Blutdruck in der Nacht unter 120/70 mmHg.

Getty Images

Prof. Thomas Lüscher, ist der Blutdruck in der Nacht normalerweise tiefer als am Tag?

Wie vieles im Körper kommt auch der Blutdruck in der Nacht zur Ruhe, er fällt bereits am späteren Abend und dann besonders im Schlaf deutlich ab. Normalerweise sind die Blutdruckwerte nachts unter 120/70 mmHg, bei gewissen Patient*innen jedoch deutlich höher.

Warum ist der nächtliche Bluthochdruck gefährlicher als der Bluthochdruck am Tag?

Jeder Bluthochdruck-Wert ist auf seine Art gefährlich, das heisst unabhängig von der Tageszeit. Je höher er ist, desto häufiger kommt es zu Hirnschlag, Herzinfarkt und vorzeitigem Herztod. Allerdings ist der Unterschied zum normalerweise sehr tiefen nächtlichen Blutdruck beim Blutdruckanstieg in der Nacht grösser.

Was sind die Ursachen für Bluthochdruck in der Nacht?

Bei manchen Patient*innen, sogenannten Non-Dippers, fällt der Blutdruck nachts nicht ab. In diesem Fall muss man unbedingt an eine sekundäre Hochdruckform denken, also an eine Nierenarterienstenose. Möglich ist auch eine andere Nierenerkrankung oder ein Blutdruckhormon produzierender Tumor der Nebennieren. Bei anderen Patient*innen – und das ist viel häufiger – kommt es nachts wiederholt zu Blutdruckspitzen. Da liegt meist ein obstruktives Schlafapnoesyndrom vor.

Dabei kommt es, besonders bei übergewichtigen und älteren Patient*innen und speziell auch nach Alkoholgenuss, in Rückenlage zu einer Verengung oder sogar zum vorübergehenden Verschluss der Atemwege mit Atemstillstand. Als Folge fällt die Sauerstoffsättigung, was zu einer massiven Aktivierung des sympathischen Nervensystems führt – mit schnellem Puls, starkem Blutdruckanstieg und danach Erwachen. Diese Blutdruckanstiege führen nicht selten zu Hirnschlag und Herzinfarkt.

Welche Symptome weisen auf einen hohen nächtlichen Blutdruck hin?

Die meisten dieser Patient*innen schlafen schlecht, sie erwachen mehrmals in der Nacht und sind am Morgen nicht ausgeruht, leiden also unter Tagesmüdigkeit und Schlafattacken.

Würden blutdrucksenkende Mittel am Abend das Problem entschärfen?

Das hängt von der Ursache ab. Ist ein normaler, meist familiär bedingter Bluthochdruck schlecht eingestellt, hilft eine zusätzliche Tablette am Abend. Liegt aber eine sekundäre Ursache vor, also eine Nieren- oder Nebennierenerkrankung, dann muss diese ursächlich behandelt werden, meist mit einer Ballonerweiterung der Nierenarterie oder einer operativen Entfernung eines Nebennierentumors.

Das obstruktive Schlafapnoesyndrom hingegen muss in einem Schlaflabor bestätigt werden. In leichten Fällen können eine deutliche Gewichtsabnahme und Alkoholverzicht helfen, meist aber ist nur eine Beatmungsbehandlung mit einer Maske, die sogenannte CPAP-Therapie, wirksam.

Kann die Diagnose nur mit einer 24-Stunden-Messung erstellt werden?

Eine 24-Stunden-Blutdruckmessung sollte man bei jedem Hypertoniker und jeder Hypertonikerin vor und nach der Therapie erwägen. Es ist wichtig, eine wirksame Blutdrucksenkung <140/90 mmHg bei älteren Patient*innen und <130/80 mmHg bei jüngeren anzustreben, um die Komplikationen des hohen Blutdrucks zu vermeiden.

Eine Therapiekontrolle mit einer 24-Stunden-Blutdruckmessung ist aus meiner Sicht sinnvoll, um eine gute Blutdruckeinstellung tagsüber, aber auch nachts zu dokumentieren.

Prof. Thomas Lüscher mit Patient Adolf Bachmann im Hauptgebäude Universitätsspital Zürich, 2012

Prof. Thomas F. Lüscher ist Director of Research, Education & Development am Royal Brompton & Harefield Hospital Trust und am Imperial College in London. Er leitet auch das Center for Molecular Cardiology der Universität Zürich.

Charles Seiler
Von Verena Thurner am 3. November 2023 - 09:00 Uhr