Alle, bei denen von Natur aus Sommersprossen auf der Nase tanzen, werden Folgendes vermutlich nachempfinden können: Als Kind war ich der absolute Anti-Fan meiner hellbraunen Sprenkel. Keine meiner Freundinnen hatte welche – oder zumindest nicht so viele wie ich. Inzwischen, knapp 20 Jahre später, wird Diversity zum Glück riesengross geschrieben. Menschen mit vermeintlichen «Makeln» werden nicht länger wie Aliens behandelt, sondern als einzigartig und schön empfunden. Beim Blick in den Spiegel fühle ich mich heute wohl und kann es bei den ersten Sonnenstrahlen gar nicht erwarten, bis die verblassten Pünktchen sich wieder aufladen in voller Pracht auf meinem Gesicht verbreiten.
Und nicht nur ich habe mich mit meinen Sommersprossen angefreundet, andere malen sich «Fake Freckles» sogar in kleinster Feinarbeit auf. Hui, das wäre nichts für mich und meinen hauchdünnen Geduldsfaden – also Glück gehabt. Wem ebenso wenig Fingerspitzengefühl wie mir, aber noch dazu keine Sommersprossen in die Wiege gelegt wurden, der kann nun, zumindest in der Social-Media-Welt, mit perfekt inszenierten Freckles glänzen. Der Instagram-Filter von @bdimitrov (wer ihm folgt, bekommt die Sprossen in die Filter-Galerie geladen) machts möglich:
Filter hin oder her, wie kommt es denn eigentlich, dass manche von uns in Real Life mit den Flecken «gesegnet» wurden und andere digital oder kosmetisch nachhelfen müssen? Verantwortlich ist die genetische Veranlagung. Die Farbe unserer Haut und Haare wird durch zwei verschiedene Melanintypen bestimmt: Eumelanin (bräunlich-schwarz) und Phäomelanin (rötlich-gelb). Liegt eine Mutation des Gens MC1R vor (übrigens völlig harmlos), wird in einigen Pigmentzellen deutlich mehr Phäomelanin produziert – die erste Hautschicht bräunt hier mehr, schneller und: unregelmässig. Voilà, da sind sie die Epheliden, also Sommersprossen.
Das gleiche mutierte Gen ist übrigens auch für die rötliche Färbung der Haare verantwortlich. Also nur logisch, dass sich besonders oft rothaarige Menschen über Sommersprossen freuen können, oder?
Gleich vorab: Wir Freckle-Träger sind empfindlich. Die Flecken an sich sind zwar völlig ungefährlich, der helle, keltische Hauttyp, über den sie sich fast immer streuseln, benötigt allerdings extrem hohen Schutz. Allgemein gilt: Je heller die Haut, desto weniger UV-Strahlung verträgt sie und umso grösser ist das Risiko an Hautkrebs zu erkranken. Der regelmässige Besuch beim Hautarzt ist also Pflicht.
Dass Epheliden – wie etwa Altersflecken – ein UV-Schaden sind, ist allerdings ein totaler Irrglaube. Im Gegensatz zu langfristigen Hautschäden verblassen Sommersprossen nach ungefähr vier Wochen. Erst bei erneuter Sonneneinstrahlung laden sie sich wieder auf und dunkeln nach. Die Abhängigkeit von der Sonne ist übrigens auch der Grund dafür, dass die Pünktchen sich vor allem in Gesicht, Dekolleté und auf den Schultern ausbreiten.