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  4. Dopamin-Fasten: Warum dieser Trend uns nach der Quarantäne happy macht
Gefühls-High nach Corona?

Wir alle fasten jetzt Dopamin – und das ist gut so

Keine Frage, mit dem immer populärer werdenden Dry-January oder beliebten Saftkuren im Wert von mehreren hundert Franken beweist die Gesellschaft: Verzicht ist in. Mit dem Dopamin-Fasten kommt nun ein Trend um die Ecke, den wir aktuell ganz unbemerkt befolgen. Und der verspricht mehr als nur physische Gesundheit.

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Asian young woman portrait relaxed lying in bed at bedroom

Der neueste Trend in Sachen Verzicht lautet «Dopamin-Fasten». Ein Gefühls-Detox, das wir jetzt ganz automatisch durchleben. 

Getty Images

Sich wahnsinnig an dem Stück Kuchen am Nachmittag erfreuen und ein totales High davon bekommen, wenn man einen alten Freund zufällig auf der Strasse trifft – eine Vorstellung, die natürlich schön ist, in der Realität aber kaum noch jemand als besonders empfindet. Schuld an der Gleichgültigkeit ist laut Forschern im Silicon Valley die übertriebene Ausschüttung von Dopamin. Aber Moment mal, sorgt der Botenstoff im Gehirn nicht eigentlich für das Gegenteil, sprich für Glücksgefühle?

Die Reizüberflutung zerstört seine Wirkung

In der Theorie ja. Doch mit der Zeit haben wir durch die ständige Stimulation des Gute-Laune-Neurotransmitters seine Funktion aufgehoben – so beschreiben es die Experten. Gemeint ist damit zum Beispiel die Reizüberflutung durch Instagram-Likes, ein ständiges Entertainment-Programm oder die Selbstverständlichkeit des heissgeliebten Nachmittags-Snacks. All das ist für uns weder aufregend, noch löst es besonders positive Gefühle aus. Stattdessen ist es nur eins, völlig normal.

Dopamin als Droge

Zufall ist das laut den kalifornischen Forschern nicht. Genau wie bei Alkohol oder Zigaretten, entwickelt der Körper eine Sucht nach einer immer grösseren, immer häufiger werdenden Dopamin-Zufuhr. Deutlich wird das an dem Beispiel eines ganz normalen Bierkonsums. Während man früher nach dem Trinken der allerersten Flasche bereits angetrunken war, braucht es heute, nach jahrelangem und regelmässigem Verzehr, deutlich mehr, um eine Wirkung zu erzielen.  

Wie können wir fasten?

Bei dem oben genannten Beispiel ist es einfach: Trinken wir ein paar Monate nicht, setzt der Effekt von Alkohol anschliessend wieder deutlich schneller ein. Aber wie können wir auf einen Gute-Laune-Stoff verzichten? Müssen wir dazu erst schlecht drauf sein? Jein.

Ähnlich wie in einem Detox-Retreat sollen wir uns laut den Forschern ohne äussere Einflüsse auf uns selbst fokussieren. Fernsehen, Instagram, Treffen mit Freunden, Süssigkeiten – alles für einen gewissen Zeitraum tabu. Und zumindest den Verzicht auf soziale Kontakte, müssen wir aktuell ja ohnehin schon befolgen – praktisch. 

Nach der Quarantäne ist vor dem High

Dass man auf unnötiges Hoch- und Runterscrollen auf dem Smartphone in Zukunft öfter easy verzichten könnte, ist klar. Aber sozialen Kontakten im normalen Leben ständig aus dem Weg gehen? Wenn es nach den Hardcore-Anhängern des Fastens geht, dann ist das auch nach der Quarantänezeit nötig. Um irgendwann wieder ein möglichst krasses Gefühls-High zu erreichen, gehen sie jeglichem Blickkontakt, Berührungen und sogar Nahrung aus dem Weg – alte Bekannte, die man auf der Strasse trifft, werden ignoriert. Wir finden: Man kann es auch übertreiben. Eine Woche auf Schoggi verzichten, um den Nachmittags-Brownie wieder richtig wertschätzen zu können, klingt machbar, das Smartphone vor dem Schlafgehen gegen ein Buch einzutauschen auch. Aber unseren Eltern und den Freunden nach all dem Corona-Wahnsinn den Rücken zuzudrehen, um das Glück wieder zurück ins Leben zu bringen? Klingt für uns dann doch etwas konfus. Für ein Gefühlshoch reicht es danach sowieso schon. 

Von Denise Kühn am 6. April 2020 - 09:00 Uhr