Jetzt geht die Serie in die zweite Runde (ab 22. Dezember). Die romantische Komödie «Emily in Paris» um eine junge Amerikanerin aus Chicago, die aus beruflichen Gründen nach Paris zieht, kletterte 2020 in vielen Ländern an die Spitze der Netflix-Charts. Sehr beliebt war die erste Staffel also. Aber sie erhielt auch viel Kritik. Unter anderem wegen der Darstellung eines überwiegend weissen, klischeehaften Frankreichs.
Die ersten 10 Folgen à etwa 30 Minuten liessen sich wirklich ganz problemlos wegbingen. Unterhaltsam ist sie ja. Aber auch beileidigend? Frankreich zumindest war sauer. Und wie sieht es mit den echten Influencer*innen aus? Fühlen die sich anständig repräsentiert oder schmollen die ebenfalls? Wir haben Olivia Faeh, eine Real-Life-Influencerin, konsultiert, wie sie die Parodie auf ihren Berufszweig ertragen hat und welche Tipps sie Emily (der Hauptdarstellerin, gespielt von Lily Collins) geben würde.
Was bisher geschah…
Kurz umrissen geht es bei der ersten Staffel der Netflix-Serie um eine junge Amerikanerin, die nach Paris zieht. Dort trägt sie nur teure Markenkleidung. Dauernd wird sie von schönen Männern umschwärmt. Sie spricht kein Französisch. Und wenn sie es versucht, ist man froh, dass sie es nicht tut, denn ihre Aussprache ist einfach zu stark vom amerikanischen akzentuiert.
Aber weshalb wir, obwohl die Geschichte nicht überraschend und halt eben sehr vorhersehbar ist, trotzdem darüber berichten: Weil Emily, sobald sie in Paris gelandet ist, ihren Instagram-Account in @emilyinparis umbenennt und beginnt zur Influencerin zu werden. Als wäre es das einfachste und beiläufigste auf der Welt.
Die Franzosen schmollen. Die Influencerinnen auch?
Der Tagesanzeiger schreibt, dass die Serie mit dem missglückten Spiel mit Klischees die Pariser*innen in Aufruhr brachte. Sie zeigt die «arbeitsscheue Franzosen», die erst um «10:30 Uhr zu arbeiten beginnen». Dann rauchen die Frauen statt zu essen. Alle gehen fremd. Und. So. Weiter.
Eine Nation ist beleidigt. Aber was ist mit dem Berufszweig, den «Emily in Paris» aufs Korn nimmt? Influencer*innen? Emily startet mit 48 Followers (manche Omas haben mehr) und mausert sich ganz nebenbei, mit ein paar fragwürdigen Posts, zum Internet-Star.
Zum Beispiel: In der ersten Folge macht Emily ein Foto von einem Mädchen und einem Jungen, die vor einem Brunnen spielen und postet es zusammen mit dem Hashtag Battle. Ein paar Szenen später hat das Foto tausende von Likes.
Internet-Fame? So einfach funktioniert das nicht.
Influencer*innen inszenieren ihr Leben im Internet. Nicht ganz beiläufig. Nicht so wie Emily. Sondern so wie Olivia. Die Schweizerin hat knapp 230 000 Followers. Sie hat sich die Serie auch angeschaut. «Das mit dem Internet-Erfolg ist leider nicht so einfach – schön wärs :) », sagt sie. Generell sei es heute mit den Algorithmen auf Instagram schwierig, schnell und organisch zu wachsen.
Algorithmen bestimmen auf der Social-Media-Plattform, wie Postings sortiert und ausgespielt werden. Nicht das Neueste wird oben im Feed angezeigt, sondern Likes, Kommentare, Suchanfragen oder die Beziehung zu einzelnen Personen beeinflussen die Reihenfolge.
«Meistens steckt mehr Arbeit hinter einem Posting», sagt Olivia. Schnell mal ein einziges Foto schiessen und ohne zu überlegen hochladen wie Emily es tut? Das funktioniert so nicht. Aber wie dann? Wie wird man denn jetzt berühmt im Internet? «Ich würde mich auf ein Thema oder eine Nische fokussieren. Kunst oder Mode passen perfekt in die Kulisse der französischen Hauptstadt.»
Ausserdem hilft es, Geo-Tagging zu nutzen. So finden dich andere Nutzer*innen über die getaggte Location.» Spezifische Hashtags würden ebenfalls helfen. «Sagen wir, bei dir steht Mode im Fokus. Dann nutze den Hashtags für Outfit-Details wie #pouchbag oder #bottegaboots.» So wird man von Modeinteressierten entdeckt.
«Weder ich noch meine Kolleginnen fühlten sich von der überspitzten Darstellung angegriffen.»
Olivia Faeh, Influencerin
Olivia nimmt es mit Humor. Auch darüber, dass Influencer*innen in der Serie als super arrogant und unfreundlich dargestellt werden, kann sie lachen. «Die Girls werden da leider etwas überspitzt und den gesellschaftlichen Vorurteilen entsprechend gezeigt. Ich fand es trotzdem lustig.»
Ausser einem leichten Fernweh nach Paris habe die Produktion keine negativen Gefühle ausgelöst. Also: Wenn man Lust auf leichtes Entertainment hat, dann go for «Emily in Paris». Einfach nicht zu ernst nehmen. Die Serie nicht. Und sich selbst auch nicht.
Habt ihr «Emily in Paris» auch durchgebinged und freut euch auf die heute erscheinde zweite Staffel?