«Was willst du mal werden, wenn du gross bist?», wurde man als Kind immer gefragt. «Pilot», «Coiffeuse», «Mami» (ja, das ist auch ein Job), haben wir dann als Antwort rausposaunt. Als Kind sprudeln Elan und Lust auf Neues tagtäglich aus der Seele. Das ist heute anders: Wir sind unsicher, unmotiviert und warten sowieso ständig nur darauf, dass endlich wieder Wochenende ist. Corona hat dem Ganzen Elend noch einen obendrauf gesetzt. Aber wann ist der Sprudel des Elans eigentlich verebbt? Existieren Traumjobs nicht mehr? Und was ist ein «Traumjob» überhaupt? Andrea Keller, Karrierecoacherin und Laufbahnberaterin, liefert Antworten.
Die individuelle Definition des Traumjobs
«Ich habe das Gefühl, ich bin nützlich», erzählt Andrea Keller, «und das ist für mich das Wichtigste bei einem Traumjob.» Allerdings weiss Keller, dass für manche Lohn oder Privatleben an oberster Stelle stehen. Das Wort «Traumjob» für die Allgemeinheit zu definieren, sei deshalb vollkommen unmöglich. Aber: Jeder sollte sich seine eigene Definition davon vor Augen führen, vielleicht sogar aufschreiben.
Laut Andrea Keller ist es deshalb wichtig, sich Ziele zu setzen. «Man sollte seinen Traum kennen und dann kann sich ein Traumjob entwickeln.» Wie das geht? Erfahrung sammeln – und kommunizieren. Dafür sucht man am besten mit Berufstätigen der jeweiligen Branche das Gespräch, trifft sich mal zu einem Zmittag und hört genau hin, ob der Job den eigenen Erwartungen und Vorstellungen entspricht. Wie Keller es formuliert: «Man sollte den Kontakt mit der Praxis suchen.»
Allerdings dürfe man nicht verzweifeln, wenn der Job dann doch nicht den lang ersehnten Flow bringt. Flow? Das ist ein Konzept, das laut Keller in jedem erfüllten Berufsalltag zu finden ist. Kurz erklärt: Vom Flow spricht man, wenn man dermassen in der Arbeit aufgeht, dass man Zeit und Anstrengung vergisst. «Man sollte also immer leicht gestresst sein, aber trotzdem eine gesunde Balance schaffen.»
Motivation und Mut nicht verlieren
Das ist einfacher gesagt als getan. Für Berufstätige ist es oft schwierig, den Ausgleich zwischen Job und Freizeit hinzukriegen. Seit nun auch noch das Home Office immer beliebter wird, verschmelzen die Grenzen von Privat- und Berufsleben noch mehr. Laut Andrea Keller seien viele Unternehmen dadurch toleranter und flexibler geworden, was Home Office und Arbeitszeiten angeht. «Das gibt Arbeitnehmern mehr Raum für ihre Zeiteinteilung und somit mehr Eigenverantwortung – das motiviert!»
Motivierend findet sie auch das heutige Bildungssystem. Durch die unendlich vielen (Weiterbildungs-) Möglichkeiten stehen heute stets alle Türen offen. «Man kann auch mit 40 noch eine Umschulung machen und seinen Traum realisieren», meint Keller. Und wenn man keinen konkreten Traum hat? Dann könne beispielsweise das Privatleben den nicht ganz so traumhaften Job ausgleichen. «Solange die Balance stimmt.»
Wie steht es um euren Traumjob: Lebt ihr ihn aus oder sucht ihr erst gar nicht danach? Erzählt es uns in den Kommentaren.