Jahrelang wurde uns von Forscher*innen erzählt, dass der Mond keinen Einfluss auf unsere innere Uhr habe. Das sei alles reine Einbildung. Und so wälzten wir uns während der Vollmondnächte im Bett hin und her und dachten: Das kann doch nicht sein! Und hatten recht damit – zumindest, wenn wir der neusten Studie zum Thema Glauben schenken.
Mit und ohne künstliches Licht
Die Details dazu findet man im Fachmagazin Science Advanced. Für die Studie untersuchte ein Team um Leandro Casiraghi von der University of Washington einerseits Angehörige einer indigenen Gemeinschaft und andererseits Studenten aus der Grossstadt Seattle. Der Unterschied der beiden Probanden-Gruppen ist offensichtlich. Während die einen fern der Zivilisation keinem bis wenig künstlichem Licht ausgesetzt sind, waren die anderen der Lichtverschmutzung gänzlich ausgeliefert.
Kürzere Schlafdauer
Um an die nötigen Daten zu kommen, liessen die Forscher*innen die Probandinnen und Probanden über mehrere Wochen kleine Geräte am Handgelenk tragen, welche den Schlaf-Wach-Rhythmus erfassten. Die Auswertung der Daten zeigte: «Wir sehen eine klare Modulation des Schlafes durch den Mond, mit späterem Einschlafen und kürzerer Schlafdauer an den Tagen vor einem Vollmond», sagt Casiraghis Kollege Horacio de la Iglesia. «Und obwohl der Effekt in Gemeinden ohne Zugang zu Elektrizität robuster ist, zeigt er sich auch in Gemeinden mit Elektrizität, einschliesslich der Studenten an der University of Washington.»
Auch Städter spüren den Vollmond
Bei den indigenen Gruppen war der Effekt grösser. Diejenigen, die ohne elektrische Lichtquellen lebten, schliefen drei bis fünf Tage vor dem Vollmond rund 20 Minuten weniger als bei Neumond. Bei den Studenten waren die Auswirkungen etwas schwächer, aber immer noch vorhanden. Auch sie gingen bei Vollmond später ins Bett und verkürzten dadurch ihre Schlafenszeit. Und das, obwohl die künstliche Beleuchtung das Licht des Vollmonds überstrahlt. Deshalb vermuten die Forscher*innen, dass auch der Einfluss der Schwerkraft einen Einfluss haben könnte und dass hinter diesem Vollmondeffekt eine evolutionäre Anpassung stecken könnte.
Angeborene Anpassung
Die Schlussfolgerung der Studienleiter*innen: «Wir stellen die Hypothese auf, dass die von uns beobachteten Muster eine angeborene Anpassung sind, die es unseren Vorfahren ermöglichte, diese natürliche Quelle des Abendlichts zu nutzen, die zu einer bestimmten Zeit während des Mondzyklus auftrat», sagt Casiraghi.
Was der Vollmond sonst noch alles kann, lest ihr hier >