Warmherzigkeit und Treue – das sind laut Studie die wichtigsten Eigenschaften, die sich eine Frau bei einem Mann wünscht. Zumindest rational gesehen. Denn die Realität sieht oft anders aus: Der nette, liebe Mann bleibt aussen vor, sie wählt den Bad Boy. Den Typen, bei dem Freund*innen und Familie schon von Beginn an sagen: «Er wird dir das Herz brechen.» Und wenn sie ehrlich zu sich selbst ist, weiss sie das auch. Denn er schaut auf seine Bedürfnisse, ist rücksichtslos und lebt nach seinen eigenen Regeln.
Aber warum lässt man sich als emanzipierte, starke Frau überhaupt auf so einen Typen ein? Die Luzerner Paar- und Psychotherapeutin Ines Schweizer weiss, was dahinter steckt: «Er ist ein faszinierendes Gesamtpaket. Ein Paket aus purer Männlichkeit, das Frauen hormonell, sexuell und emotional anzieht», erklärt sie.
Ein biologischer Urinstinkt
Dazu gehört allem voran sein Auftreten. Er ist supercool, draufgängerisch und risikobereit. In der einen Hand hält er eine Zigarette, in der anderen ein Bier – denn, es ist kaum zu glauben, aber Rauchen und Trinken steigert gemäss Studie die Attraktivität eines Mannes, zumindest beim ersten Eindruck. Viel wichtiger ist aber: Er sieht nicht nur extrem ,männlich’ aus, sondern strahlt seine Dominanz auch aus. Denn Männer, die stark wirken, schneiden laut Studie bei Frauen besser ab als jene, die freundlich lächeln.
Ines Schweizer überrascht das nicht. Sie verweist auf die Evolutionstheorie: «Das ,Weibchen’ sucht immer das stärkste ,Männchen’ aus, um die Gene bestmöglich weiterzugeben.» Natürlich sei das nicht eins zu eins auf den Menschen übertragbar. Trotzdem könne man den biologischen Instinkt nicht komplett ausschalten.
Vor allem die Hormone spielen dabei eine Rolle, wie die amerikanische Forscherin Kristina Durante in Untersuchungen herausfand. So bevorzugten Frauen rund um ihren Eisprung – sprich in der fruchtbaren Phase des Zyklus, wo die Hormone besonders aktiv sind – den sexy Draufgänger. In der übrigen Zeit fiel ihre Wahl hingegen öfters auf den liebevollen Familienvater.
Das Prinzip der Hoffnung
Doch die Anziehungskraft allein auf die Hormone zu schieben, wäre zu kurz gefasst. Denn auch psychisch fasziniert der Bad Boy. Er ist selbstbewusst, weiss, was er will und, wie er eine Frau für sich gewinnt. «Meistens wird er von vielen bewundert und begehrt. Entscheidet er sich dann für einen, so ist das auch ein Triumph, eine Bestätigung für die eigene Weiblichkeit», sagt die Psychotherapeutin.
Gleichzeitig lässt er einen hoffen. Man wünscht sich, er würde sich für einen ändern, man könne ihn bekehren, ihn vielleicht sogar retten. Denn mit seiner zermürbenden Vergangenheit – egal, ob tatsächlich oder von uns attestiert – erweckt er auch irgendwie Mitleid. «Überspitzt gesagt, will man als Partnerin das erreichen, was seine Mutter nicht geschafft hat: Man will ihn zu einem besseren Menschen machen.»
Die Hoffnung ist es wohl auch, die manche Frauen wiederholt in seine Arme treibt. Denn auch wenn sie aus früheren Beziehungen wissen, dass dieser Typ Mann ihnen das Herz brechen wird, lassen sie sich immer wieder auf ihn ein. «Sie hoffen, dieses Mal wird es anders. Dieses Mal täuschen sie sich nicht und er wird sich bessern», so Schweizer.
Auch eine Frage des Typs
Doch nicht alle Frauen – und Männer, denn das Phänomen gibt es natürlich auch umgekehrt, – sind gleich «anfällig» für die Herzensbrecher. «Es gibt Menschen, die sich schneller auf jemanden einlassen. Andere sind hingegen vorsichtiger und fragen sich lieber zweimal, ob es tatsächlich passt.» Auch Erfahrungen, das Alter oder die persönliche Geschichte könne die Partnerwahl beeinflussen, so die Paartherapeutin weiter.
Der Hang zum Bad Boy muss aber nicht zwingend schlecht sein. Für manche Frauen bietet er vielleicht genau den Mix, den sie suchen. Das Abenteuer, das sie sich wünschen. «Wichtig ist nur, dass man für sich entscheidet, ob man eine solche Bindung eingehen will. Und das am besten bevor man sich auf den Bad Boy einlässt», sagt Ines Schweizer.