Diese Rituale im Tagesablauf sind für uns wertvoll:
Mit Teenagern wird das Leben immer mehr zur WG. Wir versuchen daher, so oft es geht, gemeinsam Znacht zu essen. So kommen wir wenigstens einmal am Tag zusammen, um uns auszutauschen, zu lachen und gemeinsam zu speisen.
So vermeide ich den morgendlichen Streit um die Kleiderwahl:
Bei den Grossen ist das kein Thema mehr, sie schauen selbst. Unser Nesthäkchen, 7, wählt am Vorabend seine Kleider aus und legt sie ausgebreitet der Reihe nach auf den Boden. Also z.B. T-Shirt oben, darunter die Hose, Unterhose darauf und zuunterst die Socken. So muss er am Morgen nichts mehr überlegen und kann einfach reinschlüpfen.
«Das Handy hat am Tisch nichts verloren. Das gilt für Eltern genauso wie für Teenager.»
Das ist uns am Familientisch wichtig:
Gemeinsame Mahlzeiten finde ich extrem wichtig. Diese Regeln helfen uns dabei (in Klammern erfahrt ihr, ob sie funktionieren): Das Handy hat am Tisch nichts verloren (immer). Das gilt für Eltern genauso wie für Teenager. Wir warten mit dem Essen, bis alle am Tisch sitzen (meistens). Die Kinder dürfen nicht einfach aufstehen und weglaufen, wenn sie fertig gegessen haben (meistens). Jedes Kind hat seinem Alter entsprechend ein Küchenämtli. Die Grossen räumen je zweimal die Woche nach dem Essen die Küche auf (meistens). Der Kleine hilft beim Auftischen, Geschirrspüler einräumen etc. (eher selten).
So können wir entspannt auswärts in einem Restaurant essen:
Auch hier: kein Handy am Tisch. Auch wenn das manchmal einfacher wäre. Ich finde das Bild einer Familie, die gemeinsam am Tisch sitzt und alle starren dabei auf ihr Handy jedenfalls himmeltraurig. Lieber weniger oft auswärts essen gehen, dafür diese Zeit bewusst miteinander geniessen.
«Wenn Kinder sich nicht gerade blutig schlagen, haltet euch als Eltern unbedingt raus. Kinder regeln Streit meist sehr schnell und unkompliziert.»
So versuchen wir einen Streit zu schlichten:
Die Grossen, 18 und 14, necken sich ab und zu, so richtig gestritten haben sie aber seit Jahren nicht mehr. An dieser Stelle entgegen aller landläufigen Meinungen: Teenager sind wunderbar! Sie sind neugierig, lustig, spannende Gesprächspartner und werden immer selbständiger. Das mit dem grossen Drama muss nicht sein. Klar haben Tennies ihre Launen, aber hey, haben wir Erwachsenen die nicht auch? Sind wir stinkig, möchten wir doch auch nur eines: in Ruhe gelassen werden. Wie in allen Lebensphasen mit Kindern hilft eine gute Balance zwischen Halt geben und Loslassen. Bei Streit unter Kindern: Wenn sie sich nicht gerade blutig schlagen, haltet euch als Eltern unbedingt raus. Kinder regeln das meist sehr schnell und unkompliziert.
Unser Tipp für mehr Ordnung im Familienhaushalt:
Ach ja, dieses leidige Thema mit dem Kinderzimmer aufräumen. Da zeigt sich einmal mehr: Jedes Kind ist anders. Unsere Älteste hatte schon immer eine Top-Ordnung. Die Buben sind Chaoten. Deswegen ständig Amok zu laufen, ist reine Energie-Verschwendung. Mein Tipp: Gönnt euch eine Putzhilfe. Unsere kommt alle zwei Wochen. Am Vorabend müssen die Zimmer so aufgeräumt sein, dass sie mit dem Staubsauger durchkommt. Das funktioniert sehr gut. In Gang und Treppe gilt: Nichts deponieren. Das zieht sonst magnetisch weiteren Gerümpel an. Ansonsten würde ich überhöhte Vorstellungen tadelloser Ordnung am besten begraben. Wo gelebt wird, ist auch Chaos.
Diese App sollten alle Familien kennen:
Shubidu-App, ein digitalisierter Familienkalender. So habt ihr immer alle Termine im Griff. Weitere Infos dazu findet ihr hier.
Dieses Spiel macht der ganzen Familie Spass:
Das ist gar nicht so einfach bei einem Altersunterschied von elf Jahren (zwischen der Ältesten und dem Jüngsten). Was alle lieben und mittlerweile klappt, ist das Spiel «Hotel».
«Überhöhte Vorstellungen tadelloser Ordnung am besten begraben. Wo gelebt wird, ist auch Chaos.»
Diese Auszeiten gönne ich mir:
Damit habe ich viel zu lange gewartet! Vor einem Monat nahm ich die Gelegenheit wahr und hütete für zwei Wochen die Wohnung einer Freundin, die in derselben Stadt lebt. Nach 18 Jahren praktisch nonstop Familienzeit verbrachte ich erstmals den Alltag ohne meine Liebsten. Wie sich das so angefühlt hat, könnt ihr hier lesen.
Der beste Erziehungs-Tipp, den ich je bekommen habe:
Ein Satz, den ihr auf keinen Fall einer Mutter mit einem Säugling oder Kleinkind sagen dürft (das ist zu diesem Zeitpunkt die reinste Ohrfeige). Aber, nach 18 Jahren Familienarbeit und Kinder grossziehen kann ich ihn trotzdem nur bestätigen: Die Kinder werden so schnell gross. Ist einfach so. Sprich: Die Zeit arbeitet für euch. Was euch heute noch unmöglich erscheint (die Trotzanfälle, das Einschlafen, das nicht klappen will etc.), wird in ein paar Jahren kein Thema mehr sein. Drum: Behaltet den Satz im Hinterkopf und kramt ihn ab und zu hervor. Er schenkt euch innere Distanz zum Alltag und so eine kurze Atempause.
Ein einfacher Geheimtipp zum Schluss:
Kinder sind ein Geschenk, doch sie gehören uns nicht. Keiner hat dafür weisere Worte gefunden als der libanesisch-amerikanische Philosoph und Dichter Khalil Gibran: «Eure Kinder sind nicht eure Kinder. Sie sind die Söhne und Töchter der Sehnsucht des Lebens nach sich selber. Sie kommen durch euch, aber nicht von euch. Und obwohl sie mit euch sind, gehören sie euch doch nicht.» Das vollständige Gedicht mit seinen wunderbaren Zeilen findet ihr hier.
Weitere Eltern-Tricks aus dem Alltag mit Kindern findet ihr hier.