Die Selbstwirksamkeit beschäftigt Tanja Gutmann, 43, in ihrer Ausbildung als angehender Akademischer Mental Coach. «Kopf und Körper sind eng miteinander verwoben. Jede Vorstellung, jede Emotion erzeugt in unserem Gehirn entsprechende biochemische Botenstoffe, die sich auf den Körper auswirken.» Es sei also zum Beispiel wichtig, auf positive Gedanken zu achten. Für die Schweizer Illustrierte stellt die Solothurnerin fünf mentale Übungen vor, mit denen sie sich selber hilft, im Corona-Alltag mehr Wohlbefinden zu erlangen.
«Unsere Psyche kann nicht unterscheiden, ob wir etwas wirklich erleben oder es uns nur vorstellen. Es werden fast die gleichen körperlichen Effekte ausgelöst. Ob ich durch den Wald laufe oder zehn Minuten das Bild eines schönen Waldes anschaue und mir vorstelle, wie ich mit allen Sinnen durch die Natur spaziere, hat eine ähnliche Wirkung. Das funktioniert auch mit schönen Erlebnissen – etwa einem Moment während der letzten Ferien.»
«Gegen Einsamkeit – auch in der sozialen Isolierung – kann helfen, dass man bewusst etwas mit sich selber unternimmt. Quasi ein Date mit mir. Wir können uns eine Wohlfühlecke einrichten und es uns dort nach Feierabend gemütlich machen. Sich in eine Decke kuscheln und ein Buch lesen. Oder sich etwas Feines kochen. Erlaubt sind alle schönen Dinge. Tun wir dies regelmässig, schaffen wir uns ein Ritual, und dieses wiederum schafft Sicherheit.»
«Über die Atmung können wir direkt auf das vegetative Nervensystem Einfluss nehmen. Atmen wir ruhig und etwa doppelt so lange aus wie ein, aktivieren wir den Parasympathikus. Dieser sorgt für Entspannung, Erholung, Regeneration. Wir können uns dazu einen Eiswürfel vorstellen, den wir in der Hand halten. Mit jedem Ausatmen sehen wir, wie er mehr und mehr schmilzt. Und mit ihm schmilzt auch unsere Anspannung.»
«Lassen wir am Abend den Tag Revue passieren, sollten wir auf die schönen Momente fokussieren. Das können auch ganz kleine Sachen sein. Dann wählen wir den schönsten Augenblick aus und schreiben ihn auf. Dankbarkeit dafür zu fühlen, fördert die Zufriedenheit. Nach einer Woche küren wir aus den Tages-Highlights das Wochen-Highlight. So lenken wir den Fokus immer wieder auf das Positive, Schöne und Konstruktive im Leben. Das bewirkt ein besseres Gefühl und erleichtert das Einschlafen.»
«Die Corona-Situation bringt viele Sorgen mit sich, was destabilisierend wirken kann. Um wieder Stabilität zu gewinnen, gibts eine einfache mentale Übung: Schliess deine Augen und stell dir vor, du stehst vor einem grossen Baum. Jetzt lehnst du dich in deiner Vorstellung an diesen Baum. Spür, wie tief und stark seine Wurzeln sind, wie stabil er dasteht. Lass diese Stabilität des Baumes auf dich übergehen. Über unsere Vorstellung können wir Eigenschaften und Empfindungen in uns aktivieren, die uns guttun. Diese Übung funktioniert jedoch auch mit einem realen Baum.»
Auf Tanja Gutmanns Youtube-Channel findet ihr weitere Inputs aus ihrer Tätigkeit als Mental Coach.