Eine Ultraschalluntersuchung dient Fachpersonen dazu, den Verlauf einer Schwangerschaft zu überprüfen und beurteilen. So können etwa Fehlbildungen der Organe frühzeitig festgestellt werden und zirka ab der 14. Schwangerschaftswoche sehen Ärztinnen und Ärzte, ob der Fötus weiblich oder männlich ist. Für werdende Eltern sind die Ultraschalluntersuchungen natürlich höchst emotional. Einerseits, weil sie hoffen, dass die Ärztin oder der Arzt keine beunruhigende Entdeckung macht. Andererseits, weil ihnen die Untersuchung die Chance bietet, Bekanntschaft mit dem ungeborenen Baby zu machen.
Abgesehen davon, dass der Fötus tatsächlich einen Kopf, zwei Arme und zwei Beine hat, können Laien im Grunde aber nicht viel auf den Bildern erkennen. Würde man zumindest denken. Tatsächlich glauben jedoch viele werdende Eltern, auf dem Ultraschall Ähnlichkeiten zwischen dem Fötus und der werdenden Mutter oder dem werdenden Vater zu erkennen.
Besonders klare Tendenz bei unverheirateten Frauen
Diesem Phänomen haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rund um die Psychologin Carlota Barets gewidmet. Sie stellten 230 Paaren bei der routinemässigen Ultraschalluntersuchung in der 20. Schwangerschaftswoche unter anderem die Frage: «Wem sieht das Baby Ihrer Meinung nach ähnlicher?»
Werdende Väter sagten fast genauso oft, der Fötus ähnle eher ihnen selbst, wie er ähnle eher der werdenden Mutter. Das Verhältnis lag bei 49 zu 51 Prozent. Ganz anders sahen das die schwangeren Frauen: Nur 26 Prozent fanden, der Fötus habe Ähnlichkeiten mit ihnen. 74 Prozent waren überzeugt, dass das kleine Wesen in ihrem Bauch dem werdenden Vater gleicht. Bei den unverheirateten Frauen waren es sogar ganze 93 Prozent, die Ähnlichkeiten zwischen dem Fötus und ihrem Partner zu sehen glaubten.
Sicherheit für werdende Väter
Die Ergebnisse empfand das Forscherteam als überhaupt nicht überraschend. Im Gegenteil: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gingen bereits mit der These in die Studie, dass Mütter eher sagen, der Fötus sehe dem Vater ähnlich, um die Vaterschaft zu bestätigen – und die hat sich nun bestätigt.
Carlota Batres erklärte gegenüber dem Magazin «Psychology Today»: «Diese Voreingenommenheit ist wahrscheinlich eine Anpassung, die Müttern hilft, sich für ihre ungeborenen Kinder zu engagieren. Dies, da Väter, die glauben, dass ihre Kinder ihnen ähneln, mehr in diese Kinder investieren.» Unbewusst soll es darum gehen, den Männern eine Form von Sicherheit zu vermitteln. Schliesslich kann sich eine schwangere Frau sicher sein, dass sie tatsächlich die Mutter des Ungeborenen ist, während ein Mann während der Schwangerschaft keine absolute Garantie hat, der Vater zu sein.