So ganz zufrieden war Singapur mit den Ergebnissen der Pisa-Studie 2018 nicht. Und das, obwohl die Schülerinnen und Schüler des südostasiatischen Stadtstaats in allen getesteten Fächern – Mathematik, Lesekompetenz und Naturwissenschaften – auf Rang zwei lagen. Für sie war das ein Rückschritt. 2015 haben sie die Schülerinnen und Schüler der anderen Länder und Regionen in allen Fächern geschlagen. Nun ist ihnen genau das wieder gelungen. In keinem Fach konnte ein anderes Land Singapur das Wasser reichen. Die Schweizer Schülerinnen und Schüler lagen bei Pisa 2022, der aktuellsten Ausgabe der Studie, auf den folgenden Plätzen: Mathematik: Rang 8, Lesekompetenz: Rang 19, Naturwissenschaften: Rang 13. Ihre Leistungen liegen damit über dem Durchschnitt.
Doch weshalb sind die Jugendliche in Singapur so intelligent? Vor allem in Mathematik haben sie die anderen deutlich abgehängt. Am ehesten mit ihnen mithalten konnten die ebenfalls asiatischen Staaten und Regionen Japan, Südkorea, China, Hongkong, Macau und Taiwan.
Corona greift zu kurz
Durch den Fakt, dass das Coronavirus in Ostasien weniger stark wütete als in Europa, ist man schnell versucht, die Ergebnisse mit der Pandemie in Verbindung zu bringen. Doch das würde zu kurz greifen – schliesslich waren die besagten Staaten, allen voran Singapur, bereits vor Corona stets die Pisa-Spitzenreiter. Es dürfte vielmehr der hohe Stellenwert der Bildung sein, der zu diesen guten Resultaten geführt hat.
So investiert die Regierung Singapurs viel ins Bildungssystem und in die Weiterbildung von Lehrkräften. Diese geniessen ausserdem ein sehr hohes Ansehen, da bekannt ist, dass nur die besten Absolventen als Lehrerinnen und Lehrer arbeiten dürfen. Natürlich werden sie dann auch entsprechend gut entlöhnt. Gemäss rnd.de gaben bei einer Befragung im Jahr 2018 dann auch 72 Prozent der Lehrpersonen an, sie seien der Meinung, ihr Job werde von der Gesellschaft geschätzt.
Nachhilfeunterricht ist eine Selbstverständlichkeit
Allerdings sind nicht nur die direkten Lehrerinnen und Lehrer damit beauftragt, ihren Schülerinnen und Schülern Wissen zu vermitteln. Die meisten jungen Singapurerinnen und Singapurer nehmen in ihrer Freizeit Nachhilfeunterricht – und zwar mehrere Stunden. Die «Süddeutsche Zeitung» bezeichnet dies gar als «Parallel-Universum» des Lernens. In der Schule selbst gibt es nebst den Fachlehrern auch Spezialistinnen und Spezialisten für Hochbegabte und solche, welche sich besonders um die schwächeren Schülerinnen und Schüler kümmern.
Doch der Erfolg von Singapur in Bezug auf die Bildung ihrer Jugendlichen hat auch seine Schattenseite. Um die mentale Gesundheit von Singapurs Jugendlichen ist es nämlich nicht besser bestellt als um jene ihrer Altersgenossen in anderen Ländern. Die Häufigkeit von Depressionen liegt im Durchschnitt. Stress und Sorgen sind bei jungen Menschen stärker verbreitet als in anderen Ländern.