Eine Studie aus den USA sorgte 1993 für Furore: Studenten der University of California lösten dabei räumliche Aufgaben besser, wenn sie vorher zehn Minuten einer Mozart-Klaviersonate gelauscht hatten.
Der Mozart-Effekt war geboren und löste bei Eltern weltweit einen regelrechten Mozart-Boom aus. Ob klassische Musik wirklich schlau macht, wird seither allerdings heftig umstritten. Nun verleiht eine Studie aus Finnland der Diskussion wieder neuen Aufwind.
Irma Järvelä, Dozentin für medizinische Genetik an der Universität in Helsinki, und ihr Forscherteam haben die Wirkung von klassischer Musik auf das Gehirn untersucht. Ihre Resultate zeigen: Das Hören eines Mozart-Violinkonzerts erhöht die Expression gewisser Gene, senkt hingegen andere. Dadurch könnten kognitive Fähigkeiten, wie Lernen und Erinnern, gesteigert werden.
Die Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu geniessen: Der Effekt stellte sich nämlich nur bei musikalisch geschulten Personen ein. Offen bleibt auch die Frage, ob sich die beobachteten Effekte auch mit Jazz oder Pop erzielen lassen.
In einem sind sich Forscher einig: Selber musizieren bringt deutlich mehr. Laut Neurowissenschaftler Sylvain Moreno vom Rotman Research Institute in Ontario steigert es die geistige Beweglichkeit, also die Fähigkeit, sich rasch von einem Gedanken auf den nächsten einzustellen. Und sie fördert das Sprachvermögen von Kindern.
Eines ist klar: Kinder brauchen Musik, aber nicht, weil Musik ein nützlicher Gehirn-Trainer ist. «Sie macht so wenig klug, wie sie dumm macht», sagt Prof. Wilfried Gruhn, Musikpädagoge an der Musikhochschule Freiburg.
Musik fordere das Gehirn in selten komplexer Weise heraus, weil beim Musizieren Hören und Sehen, Fühlen und Tasten, Bewegung und Koordination, Imagination und Kreativität in besonders intensiver Weise miteinander verbunden werden. «Insofern ist das Beste, was wir einem Kind bieten können, zu ihm und mit ihm zu singen, zu spielen und zu tanzen», so der Professor.