Berufstätige Eltern müssen viele Schwierigkeiten meistern. Diese treffen jedoch Mütter in besonderem Mass. Das belegen auch Studien. Wenn ihr eine Familie plant und eure Karriere deswegen nicht aufgeben wollt oder könnt, tut ihr gut daran, diese Punkte als Paar durchzusprechen und frühzeitig nach praktikablen Lösungen zu suchen, so dass echtes Teamwork entsteht!
Viele Mütter sind nicht berufstätig anstelle davon, Hausfrau zu sein – sie sind es zusätzlich. Das ist natürlich heutzutage auch bei berufstätigen Vätern der Fall, jedoch statistisch gesehen nicht im selben Ausmass, denn Frauen leisten im Durchschnitt immer noch mehr Haushalts- und Carearbeit als Männer. Die Ausnahme bestätigt aktuell leider nur die Regel. Obwohl es auch Väter gibt, die den Laden schmeissen, definitiv. Nur sind die halt noch nicht im Durchschnitt angekommen. So viel zur Erklärung, warum wir hier explizit von berufstätigen Müttern schreiben.
Mütter sind zusätzlich berufstätig, nicht anstelle
Laut den neuesten Zahlen des Bundesamts für Statistik BFS, beteiligen sich Männer zwar zunehmend an der Hausarbeit, Frauen leisten jedoch weiterhin rund 50% mehr. Männer ab 15 Jahren investierten im Jahr 2020 gut 19 Stunden pro Woche in Haus- und Familienarbeit. Bei Frauen liegt der Zeitaufwand für dieselbe Arbeit bei gut 28 Stunden.
Erfreuliche Entwicklung: Männer beteiligen sich immer mehr an der Hausarbeit, jedoch erledigen Frauen dennoch den grössten Teil davon – unabhängig von der Erwerbstätigkeit.
Getty Images/MaskotEs gibt eine deutsche Studie, die den Arbeitsaufwand der Mutterrolle in Vollzeitstellen zu beziffern versucht. Die Forschenden kommen zum Schluss, dass Muttersein so anstrengend ist wie 2.5 Vollzeitjobs. Berufstätige Mütter leisten diese Arbeit ebenfalls, einfach innerhalb eines kleineren Zeitfensters. Denn selbst wenn Kinder während der Arbeitszeit in der Schule oder einer familienexternen Betreuung sind, so fallen dennoch dieselben Erziehungsaufgaben und Wäscheberge an. Ebenfalls kann man anführen, dass ja Menschen ohne Kinder ebenfalls Haushalte schmeissen müssen. Auch das stimmt. Hier kann man allerdings festhalten, dass die Haushaltsarbeit exponentiell zu den Kindern zunimmt.
Berufstätige Mütter haben ein besonders hohes Burnout-Risiko
Auch die sogenannte «Mental Load» ist ein Themenbereich, der berufstätige Mütter in besonderem Ausmass belastet. Die kognitiven Aufgaben rund um den Familienalltag - also z.B. die Organisation oder das An-Dinge-Denken - halsen sich vor allem Mütter auf. Das Wirtschafts- und Sozialwisseschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung hat 2023 untersucht, wie dieses Aufgaben zwischen Männern und Frauen verteilt sind. Die Studie zeigt, dass Mental Load nicht nur ein partnerschaftliches Nebenprodukt ist, sondern in der Geschlechter-Ungleichheit eine zentrale Rolle spielt. Der Report kommt zum Schluss: Die kognitive Arbeit, die für einen funktionierenden Alltag anfällt, wird hauptsächlich von Frauen getragen. Insbesondere, wenn Kinder im Haushalt leben und die Frauen Teilzeit arbeiten. Und sogar dann, wenn beide Elternteile Vollzeit arbeiten.
«Mütter sind nicht vulnerabler, sie sind schlicht und einfach stärker belastet»
Barbara Hochstrasser, Psychiaterin
Kurz zusammengefasst: Während Mütter früher für klare Themenbereiche zuständig waren (Haushalt, Kinder) und für andere nicht (Finanzen), müssen erwerbstätige Mütter heutzutage ungleich mehr all diese Bereichen unter einen Hut kriegen – zudem sind sie der emotionale und organisatorische Dreh- und Angelpunkt der Familie. Kein Wunder also, ist Burnout unter berufstätigen Müttern immer verbreiteter. «Mütter sind nicht vulnerabler, sie sind schlicht und einfach stärker belastet», sagt Psychiaterin Barbara Hochstrasser im Gesundheitsmagazin «Puls».
Gibt es eigentlich Dad-Shaming?
Auch der Druck, gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen, lastet von jeher schwer auf Frauen. Mütter leiden besonders darunter. Wer sich für ein Leben als Mutter und Hausfrau entscheidet, muss sich erklären. Wer neben Haushalt und Kids allerdings einer Erwerbstätigkeit nachgeht, ist – falls eine Frau – sofort ein Rabenelternteil. Sie können es fast niemandem mehr recht machen. Wenn sich Kinder ungezogen verhalten, erntet eine Mutter schnell böse Blicke, während man mit einem Papa darüber lacht. Mütter, die 80 Prozent arbeiten, schauen nicht gut zu ihren Kindern. Väter, die 80 Prozent arbeiten, werden als Superhelden gefeiert für das Wahrnehmen eines Papa-Tages.
Aus dieser kritischen Haltung Müttern gegenüber entspringt auch das grassierende Problem des Mom-Shamings. Mütter werden für alles verurteilt und können es niemandem recht machen. Dad-Shaming dagegen ... gibts den Begriff überhaupt? Wir glauben: Nein. Und das ist auch gut so. Es sollte auch kein Mom-Shaming geben.
Lest dazu auch: «Die Kritik an berufstätigen Müttern muss endlich aufhören.»
Das «schlechte Gewissen berufstätiger Mütter» ist real
Zusätzlich unter Druck stehen berufstätige Mütter oft durch ihre eigenen hohen Erwartungen an sich selbst. Viele berufstätige Mütter geben an, regelmässig ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle gegenüber ihren Kindern zu haben: weil diese fremdbetreut werden, weil die Nerven am Abend nicht auch noch fürs Hausaufgabenhelfen gereicht haben, weil der freie Nachmittag wegen einer Sitzung ins Wasser fällt ...
Doch diese Schuldgefühle sind unangebracht. Wusstet ihr, dass Kinder, deren Mütter berufstätig sind, in vielerlei Hinsicht davon profitieren? Studien belegen folgende drei Effekte:
- Töchter berufstätiger Mütter sind später erfolgreicher im Leben
- Söhne berufstätiger Mütter entwicklen mehr Sozialkompetenz
- Berufstätige Mütter sind zufriedener – und wir wissen alle: Eltern happy = Kids happy
Mehr Infos dazu findet ihr im Artikel: «Diese Vorteile haben Kinder berufstätiger Mütter.»