Es gibt keine unmusikalischen Kinder
Die Blockflöte quietscht und kein Ton stimmt? Da liegt es nah zu denken: Das wird nie was. Doch keine Sorge: «Jedes Kind kann Musikalität lernen, genau wie es schwimmen lernt», so Schwiizergoofe-Gründerin Nikol Camenzind. Vorausgesetzt, es interessiert sich dafür. Kinder seien aber von Natur aus neugierig und probierten gern Dinge aus. «Sie lassen sich oft leicht für Musik begeistern.»
Auch Kinderliedermacher Andrew Bond glaubt nicht an unmusikalische Kinder. «Kinder hören heute schon Musik, bevor sie geboren werden. Von Anfang an und überall begegnen sie den unterschiedlichsten Stilen. Sie haben Musik also stets im Ohr. Darauf kann man zählen.»
Natürlich sprudelt das Interesse an Tonleitern und Stimmübungen nicht immer von selbst. «Feuer entfachen kann sich am besten dort, wo bereits etwas brennt», so Bond. «Eltern, die ihrem Kind ein musikalisches Leben wünschen, sollten am besten selbst eins führen.» Und Camenzind glaubt: «Wenn daheim Musik läuft, die auch die Kinder anspricht, wenn dazu die Eltern ohne Scham mitsingen, headbangen und ihre Hip-Hop-Moves auspacken, werden die Kinder es ihnen gleichtun.»
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Man kann Kinder nicht zwingen, aber einfach motivieren
Musikunterricht hat viele Vorteile, soviel ist klar. Zahlreiche Studien haben ihm den Ruf beschert, sich positiv auf das Gehirn auszuwirken, quasi schlau zu machen. Gabriela Dostalova, Pianistin und Musikpädagogin an der Musikschule Luzern ist überzeugt: «Ein Instrument zu spielen, verbessert die Konzentration. Das hilft auch in der Schule.» Zudem bauten Kinder beim Musizieren Spannungen ab und lernten, sich zu fokussieren. Dennoch: Einem Kind ein Instrument aufzuzwingen, sei nicht sinnvoll. «Man kann es daran heranführen. Doch die Motivation muss vom Kind selbst kommen», so die Klavierlehrerin.
Das war wohl auch bei DJ und Produzent Mr. Da-Nos alias Roland Bunkus der Fall. Zwar ging er als Kind nicht ganz freiwillig zum Geigenunterricht. Seine Eltern hatten ihn angemeldet, als er sechs war: «Immer am Mittwochnachmittag, wenn die anderen Kinder frei hatten, musste ich da hin.» Trotzdem hat ihm das Geigespielen gefallen. Sechs Jahre lang blieb er dabei – und ist heute froh um diese musikalische Basis.
«Man kann Kinder nicht zwingen, aber sehr einfach motivieren», glaubt Schwiizergoofe-Mama Camenzind. Stehe ein Instrument im Raum, gehe jedes Kind hin und probiere aus. «Hat es Freude und bleibt dran, macht es schnell Fortschritte. Dadurch bleibt es motiviert.» Durchhänger seien normal. Von der sprichwörtlichen Peitsche hält sie aber auch dann nicht viel. «Eher sehe ich mich in der Rolle der Cheerleaderin mit glitzernden Pom Poms.»
Das optimale Alter «Je früher, desto besser», so Musikpädagogin Gabriela Dostalova. «Kleine Kinder lernen unglaublich schnell.» Ideal sei ein Jahr vor Schuleintritt. «Natürlich kann man auch später beginnen, doch bei Schuleintritt müssen Kinder ohnehin viel Neues verdauen.» Entdeckt ein schon grösseres Kind seine Musiklust, spricht nichts dagegen: «Wer aus eigenem Antrieb kommt, hat eine hohe Motivation.»
Das richtige Instrument Nicht jedes eignet sich gleich gut für den Einstieg. Fällt das Interesse auf ein anspruchsvolles Blasinstrument wie Trompete, kann es sinnvoll sei, mit Blockflöte zu beginnen. Bei vielen Kindern beliebt ist Klavier. Für manche sei aber zuerst ein einstimmiges Instrument wie Geige oder Flöte besser geeignet, so Dostalova. «Wichtig ist, dass es leicht genug zu erlernen ist, um bald motivierende Momente zu bescheren.»
Das leidige Üben Die Musikpädagogin rät: «Lieber öfter, dafür kürzer». Hilfreich sind Routinen: Immer nach der Schule zwanzig Minuten üben. Bei Durchhängern gilt: nicht zu viel Druck! «Das Instrument sollte nicht mit negativen Gefühlen verbunden werden.» Dauert die Krise an, mit der Lehrperson besprechen, wie sich die Motivation neu entfachen lässt. Bleibt es beim Tief, hilft eine Pause. «Vielleicht kommt der Spass zurück. Wenn nicht, bleibt hoffentlich die Freude am Zuhören.»
Schiefe Töne sind besser als gar keine
Ah, ein schiefer Ton… sollte man es nicht besser ganz bleiben lassen? «Auf keinen Fall», so Andrew Bond. Er bezeichnet sich als Fan des musikalischen Breitensports. «Wir fahren doch auch Ski, ohne Profis zu sein. Nur was Musik betrifft, meinen wir, wir müssten es perfekt hinkriegen – oder gar nicht.» Wer einen Ton nicht treffe, singe noch lange nicht schlecht. «Für mich singt am besten, wer am meisten Freude daran hat», so der Musiker, der aktuell auf www.liederladen.ch einen digitalen Liederladen für Kinderlieder aufbaut. Vor allem Erwachsene sollten sich hinterfragen: «Wir müssen unsere Komplexe überwinden und Kindern die Freude am Musikmachen viel mehr vorleben.»
Während wir Grossen oft befangen sind, etwa beim Singen, gehen Kinder nämlich viel lockerer an die Sache heran. Kinderchor-«Tätschmeisterin» Camenzind kann buchstäblich ein Lied davon singen: «Kinder haben eine natürliche Leichtigkeit. Sie machen einfach.» Das positive Selbstbild der Kinder zu fördern sei zentral, zumal es sich auf die Musikalität positiv auswirke. So gibt es auch keine Castings bei den Schwiizergoofe. «Kinder, die in unsere musikalische Welt eintauchen wollen, lernen sowieso enorm schnell.»
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Auch Kinder haben ihren persönlichen Musikgeschmack
Zu laut, zu grob, zu … Gibt es Musikstile, die für Kinder ungeeignet sind? Kurze Antwort: nein! Ausführlicher: Welche Musik Kinder mögen, ob sie zum Beispiel gern elektronische Musik hören oder nicht, sollen sie ganz allein entscheiden, so DJ Mr. Da-Nos. «Wahrscheinlich werden viele Kinder automatisch melodiösere Musikstile bevorzugen. Unserer vierjährigen Tochter gefällt das Monotone zum Beispiel nicht, das House kennzeichnet. Auch mag sie es, wenn gesungen wird.» Kann Musik – unabhängig vom Stil – aber zu laut sein für kindliche Ohren? «Die Lautstärke an sich ist das kleinere Problem», so der DJ. Sorgen macht er sich eher, wenn Kinder Musik über Kopfhörer hören, was je nach Lautstärke schädlich sei.
«Musikstil ist Musikstil, und der ist sehr persönlich», sagt auch Andrew Bond. «Das gilt auch für Kinder.» Er selbst finde zwar zum Beispiel Heavy Metal nicht so passend. «Aber ich kenne Freunde, die diese Musik lieben. Deren Kinder finden sie teils ebenfalls mega-cool.» Auch Nikol Camenzind ist der Meinung, dass es keine «falschen» Musikstile gibt für Kinder, dafür aber nicht-kindgerechte Texte. Übrigens auch ein Punkt, in dem sich alle drei einig sind.
Last but not least: Singen, immer und überall!
Musik darf immer sein, findet Nikol Camenzind. Mit den Schwiizergoofe hat sie gerade die neue Hörspiel-CD «Abentüür Monschterschlucht» veröffentlicht. Am liebsten hätte sie konstant eine kindersingende Welt um sich. «Für mich gibt es nichts Emotionaleres als die Kombination von Kindern und Musik. Es ist beides unglaublich ehrlich, gefühlvoll und voller Energie.»
Auch bei Mr. Da-Nos zu Hause wird immer und überall geträllert. «Unsere Töchter singen stets Lieder, die sie in Kita oder Kindergarten gelernt haben. Und wir singen mit.» So gibt es auch keine starren Regeln wie zum Beispiel die, dass am Mittagstisch nicht gesungen wird.
Und bei Bonds ist es eher so, dass die Kinder nicht stören dürfen, wenn die Erwachsenen singen, zum Beispiel an Weihnachten. Nur mitsingen, das dürfen sie selbstverständlich.