Nomen est Omen, heisst es so schön. Der Name ist Programm, so die nicht ganz wortgetreue Übersetzung. Leider ist an beiden Sprüchen was dran. Zumindest, wenn es um Babynamen geht.
Tatsächlich kann der Vorname, den Eltern für ihr Kind auswählen, dessen Leben nachhaltig beeinflussen. Wo Menschen sind, gibts Vorurteile. Und vor Vorurteilen ist kein Name gefeit.
Das berühmte Beispiel Kevin
Wie ein Vorname (ergo sein Träger oder seine Trägerin) wahrgenommen wird, darüber herrscht oft ein grosser Konsens in der Gesellschaft. Dies bestätigen Umfragen und Wirkungs-Spiders auf Vornamensseiten. So zeigt ein Spider im Vornamen-Blog auf, dass man Kinder mit Namen Kevin eher in armutsgefährdeten und bildungsfernen Gesellschaftsschichten vermutet. Auf der deutschen Seite Baby-Vornamen halten nur gerade 61 Prozent der Userinnen und User einen Kevin für intelligent.
Tatsächlich konnte mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass ein Kevin rein aufgrund seines Vornamens mit Diskriminierung rechnen muss. Der Universität Oldenburg ist es gelungen, hervorzuheben, wie vorurteilsbelastet Lehrpersonen diesbezüglich sind. Kinder, die Kevin heissen (oder auch Justin, Chantal oder Mandy) werden von ihren Lehrpersonen als verhaltensauffällig wahrgenommen, da sie automatisch einem bildungsfernen Milieu zugeordnet werden. Astrid Kaiser, Erziehungswissenschaftlerin und Leiterin der Studie, erinnert sich sogar an den Spruch eines Lehrers, der sagte, Kevin sei kein Name, sondern eine Diagnose.
Die mit einem Vornamen assoziierten Eigenschaften haben einen grossen Einfluss darauf, wie ihre Träger von Mitmenschen wahrgenommen werden. Dass durch solche Vorurteile Benachteiligungen entstehen, ist leider die Realität. Ein Kind, das von seiner Lehrperson aufgrund seines Namens in eine Schublade gesteckt wird und deswegen Diskriminierung erfährt, dem wird die Chancengleichheit vorenthalten.
Eine Studie der Universität Shippensburg in Pennsylvania zeigte sogar auf, dass es einen Zusammenhang zwischen unbeliebten Vornamen und Jugenddelikten gibt. Allerdings anders, als man denken könnte. «Unpopuläre Namen sind wahrscheinlich nicht die Ursache für Kriminalität, sondern korrelieren mit Faktoren, die die Tendenz zur Jugendkriminalität erhöhen, wie ein benachteiligtes häusliches Umfeld und ein Wohnsitz in einem Landkreis mit niedrigem sozioökonomischem Status», so die Macher der Studie.
Es gibt auch Namen, die Erfolg implizieren
Natürlich gibt es auch das Gegenteil: Namen, mit denen wir automatisch positive Charaktereigenschaften assoziieren. Namen also, die ihren Trägern unbewusst bei der Notenvergabe in der Schule oder später auch bei Beförderungen im Job einen kleinen Vorteil verschaffen. Dazu gehören Namensklassiker wie Alexander oder Marie, Elizabeth oder Benjamin. Und ganz besonders kurze, prägnante Vornamen klingen in unseren Ohren offenbar erfolgversprechend. Und tatsächlich scheint sich das in der Realität ebenfalls abzubilden. Nehmen wir das Beispiel Dirk: Deutsche Studien konnten nachweisen, dass Menschen mit diesem Vornamen überdurchschnittlich oft ein gutes Salär mit nach Hause bringen. So ein Dirk scheint uns also extrem effizient und kompetent zu sein, weswegen er bei Gehaltsverhandlungen gute Karten hat.
So macht ihr beider Namenswahl sicher nichts falsch
Kurze Namen wählen
Der sogenannte Name-Pronaunciation-Effekt ist ein psychologisches Phänomen. Er beschreibt, wie vom Vornamen eines Menschen auf seine Persönlichkeit schliessen. Besonders sticht heraus, dass man Menschen mit kurzen Vornamen als unkomplizierter wahrnimmt als Menschen mit längeren, komplizierteren Namen.
Bekannte Namen wählen
Eine von der American Economics Association veröffentlichte Studie konnte nachweisen, dass von zwei Bewerbern mit gleichen Qualifikationen, derjenige die besseren Chancen auf einen Job hat, der eine in diesem Sprachraum gängigeren Namen trägt.
Vornamen passend zum Nachnamen wählen
Offenbar bedient es die Vorurteilsschublade besonders unvorteilhaft, wenn Vor- und Nachname nicht zueinander passen. Wer einen englischen Vornamen zu einem deutschsprachigen Nachnamen wählt, tut seinem Kind wohl keinen Gefallen.