Seit fünf Wochen bestimmt Tim den Tagesablauf seiner Eltern, Sarah und Jan van Berkel. Beim Telefongespräch mit schweizer-illustrierte.ch schläft der kleine Mann gerade selig auf dem Sofa neben seiner Mama.
Herzliche Gratulation, Sarah, zu eurem Tim. Den Namen habt ihr bis zur Geburt geheim gehalten. Wie seid ihr auf ihn gekommen?
Jan sagte schon als Kind, wenn er eines Tages einen Sohn habe, soll er Tim heissen. Der Name gefiel auch mir sehr gut und so war das ziemlich schnell klar.
Wie hast du die Geburt erlebt?
Ehrlich gesagt, ich kam bei der Geburt an meine Grenzen. Es war eine Form von Schmerz, die ich nicht gekannt habe. Weder aus dem Sport, noch sonst woher. Allerdings war es auch im positiven Sinn unvergleichbar: Diese Flut an Liebe unmittelbar danach war einmalig. Und es tönt zwar abgedroschen, aber ist tatsächlich so: Die Schmerzen vergisst man schnell wieder.
Nach den üblichen zwei Tagen habt ihr das Spital dann verlassen.
Genau. Das stimmte für mich so.
Was war das für ein Gefühl, zu dritt in den eigenen vier Wänden?
Zum einen unglaublich schön. Ich fühlte mich aber auch unsicher und hatte viele Fragen.
Zum Beispiel?
Wann kann ich mit dem Baby bei der Kälte raus? Wann und wie oft soll ich ihn baden? Ich hatte auch viele Fragen rund ums Stillen. Aber zum Glück kommt die Hebamme am Anfang regelmässig vorbei. Zudem kann ich meine Mutter, die Ärztin ist, jederzeit alles fragen.
«Weint Tim, weil er Hunger hat, müde ist, oder einfach Nähe braucht? Das hört und fühlt sich jeweils anders an und langsam entwickle ich ein Gespür dafür.»
Fühlst du dich mittlerweile sicherer?
Ja. Die Routine stellt sich erstaunlich rasch ein. Hat man zu Beginn etwa noch Hemmungen, das winzige Wesen zu wickeln, fühlt sich das schon zwei, drei Tage später ganz selbstverständlich an. Ich habe auch gelernt, meiner Intuition zu vertrauen.
Wie zeigt sich das?
Ich kann mein Baby immer besser lesen. Weint er, weil er Hunger hat, müde ist, oder einfach Nähe braucht? Das hört und fühlt sich jeweils anders an und langsam entwickle ich ein Gespür dafür. Nicht immer, aber es kommt langsam.
Wie läuft es mit Schlafen? Habt ihr schon einen Rhythmus?
Nein, das nicht. Jede Nacht ist wieder anders. Im Schnitt kommt Tim zweimal pro Nacht. Da er allerdings ein Schnelltrinker ist, sind das nur kurze Unterbrüche und wir schlafen danach gleich wieder ein.
Also kein grosser Schlafmangel.
Wir gehen ziemlich früh zu Bett. Trotz der Unterbrüche komme ich zu meinen gewohnten acht Stunden Schlaf.
Das tönt nach einem pflegeleichten Baby. Wie läuft es mit Stillen?
Wir haben schon eine Weile geübt. Auch der richtige Umgang mit der Milchpumpe brauchte ein paar Anläufe. Mittlerweile klappt alles bestens.
Um diese Jahreszeit wäre dein Mann normalerweise im Trainingslager irgendwo im Süden. Nun trainiert er zu Hause, um bei seiner Familie zu sein. Wie habt ihr euch aufgeteilt?
Ich bin sehr froh, dass Jan da ist. Trotz des Trainings kann er oft zu Hause sein und dann hilft er überall mit: Jan übernimmt den Kleinen, macht Wäsche, kocht. So komme ich auch mal zum Duschen oder kann in Ruhe einen Tee trinken.
In unserem letzten Gespräch hast du befürchtet, dir könnte im Mutterschaftsurlaub die Decke auf den Kopf fallen. Und, wie sieht es aus?
Also langweilig ist mir ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil: Die Zeit fliegt nur so dahin. Als neue Mama ist man ja ständig etwas am machen: Stillen, wickeln, das Baby rumtragen, beruhigen – und ich könnte Tim den ganzen Tag auch einfach nur anschauen.