Es ist etwas vom Schlimmsten, das werdende Eltern erleben können. Das Baby noch vor der Geburt zu verlieren. Nun ist klar: Auch Meghan und Harry, 36, mussten diesen Albtraum erleben. Wie die Herzogin in einem Artikel mit dem Titel «Die Verluste, die wir teilen» für die «New York Times» schreibt, hat auch die 39-Jährige eine Fehlgeburt erlitten.
Beim Wickeln von Sohn Archie vergangenen Juli sei es passiert. Plötzlich habe sie starke Schmerzen gespürt. «Ich hatte Archie in den Armen und fiel zu Boden, sang ein Schlaflied, um uns beide zu beruhigen», schreibt Meghan «Ich wusste, als ich mein erstgeborenes Kind umarmte, dass ich mein zweites gerade verloren habe.»
Wenige Stunden später lag sie in einem Spitalbett, hielt die Hand ihres Mannes. «Ich fühlte seine feuchte Hand, nass von unseren Tränen.» Sie habe an die Wand gestarrt und gedacht: «Wie werden wir heilen?»
Sie habe sich an einen Moment auf der Südafrika-Reise vor etwa einem Jahr erinnert. «Ich war erschöpft vom Stillen, habe versucht, stark zu sein. In diesem Moment fragte mich ein Journalist, ob ich ok sei.» Sie habe darauf ehrlich geantwortet. Am wichtigsten sei ihr gewesen, dass jemand fragt: «Sind Sie ok?»
«Ich lag im Bett, sah zu, wie das Herz meines Ehemanns brach, während ich versuchte, die Reste meines eigenen zusammenzuhalten.» Ihr sei klar geworden, dass der Anfang jeder Heilung diese Frage ist: «Bist du ok?»
Sie versucht, diese für sie zentrale Frage zu beantworten. Dieses Jahr habe so viele schwierige Situationen mit sich gebracht. «Verlust und Schmerz haben jeden von uns gequält.» Manche Tage hätten für viele ganz normal begonnen und plötzlich hätte das Schicksal zugeschlagen. Sie bezieht sich auf Geschichten von Menschen, deren Lebensweg die Covid-19-Pandemie in traurige Bahnen lenkte.
Ihr roter Faden durch den Essay? Wie schnell das Schicksal brutal und hart zuschlagen kann. So erinnert Meghan Markle auch an Breonna Taylor und George Floyd, die auf tragischste Weise umkamen und deren sinnloser Tod nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt die «Black Lives Matter»-Bewegung ausgelöst haben. Meghan schreibt: «Eine junge Frau namens Breonna Taylor ist eingeschlafen, wie an jedem anderen Abend auch. Aber den Morgen erlebt sie nicht mehr, weil eine Polizei-Razzia auf die furchtbarste Weise schief gelaufen ist.» Ähnlich sei es George Floyd ergangen. «Er verliess einen Supermarkt. In diesem Moment wusste er noch nicht, dass er gleich seinen letzten Atemzug unter einem Knie erleben wird. Er ruft nach seiner Mutter.»
Friedliche Proteste seien plötzlich gewalttätig, Gesundheit werde plötzlich von Krankheit abgelöst. «Da, wo die Gemeinschaft einst stark war, gibt es plötzlich Uneinigkeit.» Man könne sich nicht mehr auf eine Wahrheit einigen. «Wir wissen nicht mehr, ob ein Fakt in der Tat ein Fakt ist. Wir fragen uns, ob die Wissenschaft eigentlich real ist. Wir wissen nicht mehr genau, ob jemand eine Wahl gewonnen oder verloren hat.» So allein habe man sich noch nie gefühlt in dieser Welt.
Sie erinnert sich an eine Situation, die sie niemals vergessen habe. «Ich war ein Teenager in New York, fuhr im Taxi durch Manhattan. Plötzlich sah ich eine Frau weinen. Sie erlebte einen sehr privaten Augenblick in der Öffentlichkeit.» Sie habe den Taxi-Fahrer gefragt, ob sie nicht schnell nach der Frau schauen sollten, nachfragen, ob sie Hilfe brauchen könnte. Der Taxi-Fahrer habe gekontert: «Wir lieben die Stadt, wir weinen in der Stadt, unsere Gefühle sind für alle sichtbar.» Er habe sie beruhigt, er meinte, dass sich irgendjemand um sie kümmern und sie fragen würde, ob sie ok sei.
«Jetzt, viele Jahre später, in der Isolation und im Lockdown, während ich den Verlust eines Kindes verkraften muss, denke ich an diese Frau in New York. Was, wenn niemand ihr geholfen hat? Was, wenn niemand ihre Trauer gesehen hat? Was, wenn ihr niemand geholfen hat?» Sie wünschte, sie hätte damals angehalten. Ihr sei heute klar, wie gefährlich es sei, wenn alle abgeschottet für sich allein leben würden. «Da gibt es niemanden, der anhält und fragt: Bist du ok?»
Sie erinnert daran, dass es wichtig ist, sein Leid zu teilen, darüber zu sprechen. «Ein Kind zu verlieren, bedeutet, eine kaum auszuhaltende Trauer mit sich zu tragen, die viele erlebt haben, über die aber nur wenige sprechen», so Meghan. Prinz Harry und sie hätten festgestellt, dass von 100 Frauen im Minimum 10 oder 20 schon einmal eine Fehlgeburt erlebt hätten. «Obwohl dieser Schmerz so alltäglich scheint, bleibt der Dialog dazu tabu, ungewollt schämen wir uns und befeuern so den Zyklus des stillen Leidens immer weiter.»
Einige hätten ihre Geschichte erzählt, im Wissen, dass wenn nur eine Person ihre Wahrheit erzählen würde, andere nachziehen. Man müsse nachfragen und dann wirklich auch zuhören. Denn: «Dann wird es leichter - für uns alle. Wenn wir unseren Schmerz teilen, heilen wir.»