Prinz Alexander schon Schweden (7) trägt eine Frisur, die ihm richtig gut steht. Er hat sich die Haare wachsen lassen und trat kürzlich mit zusammengebundenen Locken ins Rampenlicht. Seine Eltern, Prinz Carl Philip (43) und Prinzessin Sofia (38) veröffentlichten ein Foto von ihm mit dieser neuen Frisur auf Instagram. Die Kommentare zu seiner Haarpracht waren aber alles andere als nett – um es milde auszudrücken.
Warum shamen erwachsene Menschen ein Kind?
Ein glücklicher Bub, der zufrieden lächelt. Was will man als Eltern mehr? Das Foto ist allerliebst!
Die Reaktionen darauf leider nicht. Zwar gratulieren die meisten Menschen dem jungen Prinzen zu seinem Geburtstag, anlässlich dessen das Foto veröffentlicht wurde. In der Kommentarspalte zeigt sich das Internet jedoch auch von seiner widerlichsten Seite: Erwachsene Menschen fühle sich berufen, einen siebenjährigen Jungen für seine Frisur zu shamen.
WARUM?
Liebe erwachsene Menschen, die auf dieses Foto mit Sätzen wie «Ist das ein Mädchen oder ein Junge?», «Er sieht aus wie ein Mädchen» oder «Die Frisur ist lächerlich» reagieren – habt ihr euch je eine der folgenden Fragen gestellt:
- Geht mich die Frisur dieses Jungen etwas an?
- Will ich mit schuld sein, wenn dieses Kind dereinst schon im Altern von 7 Jahren erste Erfahrungen mit Cybermobbing macht?
- Will ich in einer Welt leben, in der Menschen andere Menschen für ihre Haarlänge shamen?
- Will ich überhaupt in einer Welt leben, in der Menschen andere Menschen blossstellen, shamen, unnötig kritisieren?
- Bin ich die Instanz, die Frisuren zu beurteilen hat?
Prinz Alexanders Erlebnis ist kein Einzelfall
Der Alltag von Müttern auf der Family-Redaktion der Schweizer Illustrierten zeigt: Das Beispiel von Prinz Alexander ist kein Einzelfall. Obwohl man meinen könnte, in einer aufgeklärten und wohlwollenden Gesellschaft zu leben, sehen sich langhaarige Jungs mit Vorurteilen und Shaming konfrontiert. Nicht durch Gleichaltrige, sondern durch Erwachsene.
Die folgenden drei Situationen haben sich tatsächlich zugetragen. Im Jahr 2023 notabene:
- «Als der Sportlehrer die Klasse in Jungs- und Mädchen-Gruppen aufteilte, wies er meinen Sohn einer Mädchengruppe zu. Begründung: Seine schulterlangen Haare.»
- «Es ist bestimmt nicht böse gemeint, aber mein Sohn wird auf täglicher Basis für ein Mädchen gehalten, seit er die Haare lange trägt. Für viele Menschen scheint dies der einzige Hinweis aufs Geschlecht zu sein. Ein Mann fragte sogar mal, warum ein Mädchen einen Jungennamen trägt. Erst jetzt fällt mir auf, wie schnell wir dazu tendieren, einem Menschen als erstes mal ein Geschlecht zuzuweisen.»
- «Ich wurde einmal gefragt, ob ich mir lieber ein Mädchen gewünscht hätte, weil ich meinem Sohn die Haare nicht abschneide. Tatsache ist: Er ist mittlerweile zehn Jahre alt und entscheidet selbst, wie er sich wohl fühlt.»
Schlagfertige Antworten für langhaarige Buben
Wichtig ist, dass wir unseren Buben verklickern, dass sie sich Wertungen und Beurteilung bezüglich ihres Erscheinungsbildes nicht gefallen lassen müssen. Sie müssen sie nicht einmal beachten.
Kritik kann ein nützliches Feedback sein, keine Frage. In Sachen Haarlänge ist sie jedoch höchstens eine übergriffige Meinungsäusserung, die unsere Buben ignorieren dürfen.
«Du siehst aus wie ein Mädchen!» — «Und du hörst dich an wie ein Idiot.»
Manchmal denkt man jedoch auch im Nachhinein: Hätte ich doch diesen oder jenen Satz gesagt. Wer gerne selbstbewusst für sich einstehen möchte, kann die selbsternannte Frisurpolizei mit Humor schlagen. Schlagfertigkeit lässt sich zum Glück lernen.
Antworten ausdenken: Ist das Kind wieder mit einem dummen Spruch zu seiner Haarlänge konfrontiert, könnt ihr euch gemeinsam die besten Antworten ausdenken und sie aufschreiben. So kann der Bub sie sich besser merken – fürs nächste Mal. Um das Beispiel mit dem Sportlehrer zu nehmen: Das nächste Mal könnte der betroffene Junge sagen: «Ich dachte, Sie sind Lehrer, nicht Frisurenpolizist.»
Eine Antwort für alle Fälle bereithalten: «Wo wurdest du denn aufgeklärt, dass du Haare für ein Geschlechtsmerkmal hältst?», geht fast immer.
Zuhause üben: Damit ein Kind sich in einer Situation sicher fühlt, eine schlagfertige Antwort zu geben, könnt ihr solche Situationen zuhause im Rollenspiel üben. Das klappt gut mit Bemerkungen, die ein langhaariger Junge immer wieder hört. «Du siehst aus wie ein Mädchen!». Darauf folgt die Antwort: «Oh danke, Mädchen sind toll!» oder «Und du hörst dich an wie ein Idiot»