Jedes Mal, wenn Prinzessin Charlotte (7) und Prinz George (9) zusammen auftreten, weist die kleine Schwester ihren grossen Bruder in aller Öffentlichkeit zurecht. Auch am Staatsbegräbnis ihrer Urgrossmutter, Queen Elizabeth II., am Montag war es wieder so.
Zahlreiche Kameras hielten den Moment fest, als der Sarg der Queen an den beiden Kindern vorüberzog. Auf den Aufnahmen ist deutlich zu sehen, wie sich Charlotte ihrem Bruder zuwendet und ihm etwas sagt. George wiederum hört seiner Schwester aufmerksam zu, was an seiner zu ihr gebeugten Kopfhaltung zu erkennen ist. Er nimmt ernst, was sie ihm sagt. Und er setzt es sofort um.
Nur, was hat denn Charlotte ihrem grossen Bruder in diesem Moment zugeflüstert? Lippenleser haben sich die Szene ganz genau angeschaut und meinen, zu erkennen, dass Charlotte George eine Anweisung gibt: «You need to bow.» Das bedeutet zu Deutsch: «Du musst dich verneigen.»
Diese Szene sagt nicht nur eine Menge über Charlotte aus, sondern auch über die Geschwisterbeziehung zwischen den beiden Wales-Kindern.
Schon mehrfach ist Prinzessin Charlotte mit ihrem gewissenhaften Auftreten aufgefallen. Sie ist offenbar ein Kind, dem es wichtig ist, alles richtig zu machen. Schon in ihrem jungen Alter kennt sie das Protokoll ganz genau und ist immer wieder diejenige, die George darauf aufmerksam macht, was nun zu tun sei.
Dass Charlotte ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl hat, welches sich auch auf ihre Geschwister George und Louis (4) bezieht, ist auffällig. So wirkt die kleine Prinzessin oft sehr bedacht, fast schon introvertiert, wenn sie mit ihren Brüdern unterwegs ist. Gut möglich, dass sie das Gefühl hat, für das Verhalten der beiden mitverantwortlich zu sein.
Körpersprache-Expertin Judi James meinte nach Charlottes Auftritt an den Commonwealth-Games im Sommer, der Solo-Ausflug habe der Kleinen gut getan. Sie sei, als sie alleine mit ihren Eltern unterwegs war, viel mehr aus sich herausgekommen.
Ebenfalls auffällig findet James, dass Charlotte die Gestik und Mimik ihrer verstorbenen Urgrossmutter, der Queen, geerbt hat. Gut möglich, dass sie der Monarchin auch im Charakter ähnelt und sich zu einem äusserst verlässlichen und souveränen Mitglied der königlichen Familie entwickelt.
Mit ihrem Verhalten ihren beiden Brüdern gegenüber, übernimmt Charlotte ganz klar den Lead unter den Wales-Geschwistern. Sie ist gewissenhaft und übernimmt Verantwortung. Ein absolutes Anführer-Kind. Das ist laut (umstrittener) Forschungsarbeiten eher atypisch für Zweitgeborene. Normalerweise sorgen die nämlich für mächtig Ärger. Sie gelten als die Rebellen der Mehrkind-Familien. Laut einer Studie des Massachusetts Instituts of Technology MIT haben Zweitgeborene Jungs ein bis zu 40 Prozent erhöhtes Risiko, im Leben straffällig zu werden.
Die Forschenden der MIT-Studie nennen als Grund für diese Auffälligkeit die Aufmerksamkeit der Eltern als zentralen Faktor. Während Erstgeborene die ungeteilte Aufmerksamkeit der Eltern geniessen, müssen Folgegeschwister von Anfang an um deren Aufmerksamkeit buhlen. Ausserdem orientieren sie sich als Babys auch an ihren älteren Geschwistern, die zu dem Zeitpunkt ja meist selbst relativ irrationale Zwei- oder Dreijährige sind.
Dass die Waleses, also Prinzessin Catherine (40) und Prinz William (40) keine normale Familie sind, sondern im Alltag als Eltern Unterstützung durch Palastpersonal und Nannys haben, erklärt also auch, warum Charlotte offenbar nicht in die Zweitgeborenen-Falle tappt. Über mangelnde Aufmerksamkeit oder Vorbilder kann sich die kleine nicht beklagen. Und wenn man ihr so zuschaut, könnte man meinen, ihr grösstes Vorbild sei ihr Urgrosi, die Queen gewesen.