Vor einem Jahr hat er das Licht der Welt erblickt. Und nun rennt Bowie bereits mit kleinen Füsschen darauf herum. Am 19. Mai hat der Sohn von Zibbz-Sängerin Co Gfeller, 34, seinen ersten Geburtstag gefeiert.
Ein fröhliches Fest, das bei seiner Mama jedoch gemischte Gefühle hervorrief, wie sie auf Instagram gesteht: «Ich bin herumgerannt und habe versucht, alles richtig zu machen, während ich von der Brutalität und Ungerechtigkeit in unserer Welt hörte. Was sich abspielt, scheint ausser Kontrolle zu sein. Doch das ist es nicht. Wir können unseren Kindern und unserer Familie beibringen, freundlich zu sein, einander zu helfen und uns gegenseitig zu unterstützen, unser Ego zu überwinden und neue Dinge zu lernen. Erzieht eure Kinder gegen Rassismus …»
Wir haben den Post zum Anlass genommen, mit der Musikerin Bilanz zu ziehen nach dem ersten Jahr als Mama.
Co Gfeller, sie scheinen Ihr aktuelles Familienglück nicht ungetrübt geniessen zu können.
Das ist so. Ich bin dankbar, in einem sicheren Land leben zu dürfen mit so viel Essen und einer gesunden Familie und einem glücklichen Sohn. Klar, wir konnten keine Konzerte spielen wegen dem Coronavirus, aber im September dürfen wir wieder auf die Bühne. Ich bin so dankbar dafür. Wir leben hier in einer wunderschönen Bubble. Aber auf der anderen Seite sehe ich auch mit Besorgnis nach Los Angeles, wo ich neun Jahre lang gelebt habe. Die Massenunruhen und der Kampf gegen Rassismus, die meine ehemalige Heimat bewegen, gehen mir sehr nahe. Viele meiner Freunde leben dort. Ich fühlte mich fast schlecht, einen Instagram-Post zu machen zum Geburtstag meines Sohnes.
Wieso haben Sie sich doch dafür entschieden?
Weil man neben all dem Traurigen auch unbedingt immer das Schöne sehen und festhalten sollte.
Was wollen Sie aus dem ersten Jahr als Mama am meisten festhalten?
Diese Momente, wenn Bowie mich einfach anschaut und lacht. Von Herzen lacht. So wie wir Erwachsenen das nur noch ganz selten tun. Kinder können das noch. Ihre Emotionen ungefiltert rauslassen.
So süss lacht Bowie
Wie haben Sie Bowies ersten Geburtstag gefeiert?
Bei uns zuhause im allerengsten Rahmen. Ich habe mit Hilfe meiner Freundin, Foodbloggerin Verena Frei, einen Kuchen gebacken. Es war ein einfacher Biscuitteig mit einem Früchte-Regenbogen drauf. Bowie war begeistert. Er hat sich schon während unserem Geburtstagsständchen auf die farbigen Früchte gestürzt, so dass der Kuchen auf dem Foto leider nicht mehr ganz zu sehen ist.
Sie ernähren Sich als Veganerin sehr bewusst und gesund. Wie halten Sie es als Mama mit dem Zucker?
Ich bin da nicht sehr streng. Bei uns zuhause gab es zwar keinen Zucker, ich mache lieber selber Eis-am-Stiel aus Fruchtpüree und Kokoswasser oder Snack-Kugeln aus Datteln und gemahlenen Nüssen, aber im Geburtstagskuchen hatte es Zucker drin. Und das war auch nicht das erste Mal, dass Bowie Zucker gegessen hat. Beim Grossmami hat er zwischendurch schon mal einen Keks gekriegt. Das finde ich in Ordnung. Er darf von mir aus alles probieren, es ist die Menge, die das Gift macht.
Was haben Sie Bowie zum ersten Geburtstag geschenkt?
Von uns erhielt er ein kleines Geh-Velo. Und von einer Freundin eine Kaffeemaschine aus Holz, weil er für Gäste so gerne Barista spielt. Sein Götti Stee hat ihm ein paar Instrumente aus Holz, einen Shaker, Kastagnetten und ein Xylophon, geschenkt.
Zeigt er denn schon musikalisches Talent?
Ganz klar. Am Morgen drehen wir immer als erstes das Radio an und tanzen eine Runde. Er hämmert und singt dabei auf allem möglichen rum.
Bowie kann schon Schlagzeug spielen
Das heisst, er kann auch schon gehen!
Genau, er ist zwar schon oft aufgestanden, aber letzte Woche hat er zum ersten Mal etwa zwanzig Schritte hintereinander gemacht.
Während er langsam die Einschränkungen der Mobilität überwindet, wo stossen Sie als Mama an die Grenzen?
Vorher konnte ich mich frei bewegen, abmachen, Songs schreiben, reisen… wie ich gerade wollte. Jetzt ist alles eine Organisationsfrage. Und die Verantwortung, die man für diesen kleinen Menschen trägt, weckt in einem ein ganz neues Bewusstsein. In ganz vielen Situationen denke ich mir: So habe ich mir das aber nicht vorgestellt! Interessanterweise scheint Bowie das zu spüren und kommt mir in solchen Situationen oft entgegen.
Wann zum Beispiel?
Kürzlich sass ich auf dem Küchenboden und fühlte mich völlig überfordert. Da kam Bowie zu mir, legte mir den Kopf auf die Schulter und plötzlich dachte ich: Ja, eigentlich ist doch alles ganz okay. Ich habe eine schöne Wohnung, draussen ist es schön. Lass uns raus gehen! Schon ging es mir besser. Aber manchmal frage ich mich schon, wie mein Mami das hingekriegt hat mit drei Kindern!
Also bleibts bei dem einen?
Vorläufig sicher noch. Aber irgendwann wäre ein Geschwisterchen schön für Bowie. Er liebt jetzt schon kleine Babies, geht ganz liebevoll mit ihnen um. Und neuerdings kann er auch teilen. Meine Mutter hat mir erzählt, er habe einen Schleck seiner Glacé abgegeben, als sie zusammen unterwegs waren.
Sie rufen in Ihrem Instagram-Post Eltern dazu auf, ihre Kinder gegen Rassismus zu erziehen. Wie gehen Sie das an?
Wichtig ist, dass man es selber vorlebt. Kinder imitieren ihre Eltern. Also zeige ich Bowie, dass ich alle Menschen gleich behandle. Später werden wir reisen und ihn unterschiedliche Menschen und Kulturen kennenlernen lassen, ihm aber auch zeigen, dass wir alle zusammengehören und auf derselben Welt leben. Ich verarbeite Themen, die mich bewegen auch oft in Musik. So wie im Song «Will Flowers Grow», der vor wenigen Tagen zur aktuellen Situation in den USA entstanden ist.
Welchen Tipp geben Sie Müttern, die das erste Jahr mit Baby noch vor sich haben?
Optimistisch an jede Situation herangehen. Sich nicht zu viele Sorgen machen. Einmal hatte ich nur noch 30 Minuten Zeit, um zu packen und zu duschen, bevor wir losmussten. Das schaffe ich nie, dachte ich. Dann setzte ich Bowie einfach auf den Boden und liess ihn spielen. Er machte mit. Der Stress fand nur in meinem Kopf statt. Daraus habe ich gelernt: Einfach machen, spontan reagieren kann man ja dann immer noch, wenn es nötig ist.