Eigentlich möchte Prinz Harry (37) einfach wieder mal seine Heimat besuchen und seiner Grossmutter, Queen Elizabeth (95), ihre Urenkeltochter vorstellen. Lili, geboren als Lilibet Diana Mountbatten-Windsor in Kalifornien, ist mittlerweile bereits acht Monate alt und hat ihre Familie in Grossbritannien noch nie getroffen. Archie (2), das zweite Kind von Harry und Herzogin Meghan (40), hat seine Cousins Prinz George (8), Prinzessin Charlotte (6) und Prinz Louis (3) ebenfalls seit fast zwei Jahren nicht mehr zu Gesicht gekriegt.
Höchste Zeit für eine Familienzusammenkunft. Aber nicht um jeden Preis. Denn unter den aktuellen Bedingungen will Prinz Harry seine beiden Kinder nicht mit nach Grossbritannien bringen.
Die aktuellen Bedingungen sehen so aus: Prinz Harry geniesst in Grossbritannien keinen Personenschutz mehr. Diese hohe finanzielle Aufwendung, die durch den Steuerzahler beglichen wird, steht nur aktiven Mitgliedern der britischen Königsfamilie zu. Seit seinem Rücktritt von den Pflichten als Senior Royal und seinem Wegzug nach Kalifornien vor zwei Jahren gehört Harry nicht mehr zu diesem erlauchten Kreis.
Ohne Personenschutz ist es dem zweifachen Papa in Grossbritannien allerdings zu unsicher. Aktuell versucht er deswegen, für seine Kinder, seine Frau und sich selbst auf gerichtlichem Wege Personenschutz zu erstreiten. «Der Prinz möchte gerne in seine Heimat reisen, aber er fühlt sich so nicht sicher», so der Anwalt des Prinzen an einer ersten Anhörung vergangene Woche vor dem hohen Gericht in London.
Während Eltern rund um die Welt dieses Bedürfnis nach Sicherheit für die eigenen Kinder natürlich verstehen, gerät Prinz Harry mit seinen Ansprüchen allerdings in die Kritik. Er und Herzogin Meghan seien es doch gewesen, die ihre Pflichten als aktive Mitglieder der Königsfamilie niederlegen wollten, so der Tenor der kommentierenden und kritisierenden Stimmen. Und wer seinen Pflichten nicht nachkomme, der verzichte logischerweise auch auf damit verbundene Rechte.
Dass ihm seine Familie das Wichtigste ist, daran liess Prinz Harry nie einen Zweifel. Denn auf seine royalen Rechte verzichtet er in erster Linie, um seiner Ehefrau und seinen Kindern ein möglichst normales Leben abseits der Öffentlichkeit – unter der er selbst als junger Prinz so sehr gelitten hat — zu bieten. Obwohl ihm nach jeder öffentlichen Äusserung von Internet-Trollen vorgeworfen wird, dieser Rückzug in die Privatsphäre sei nur ein Mittel, um Aufmerksamkeit zu erheischen, bewiesen der Prinz und seine Ehefrau Meghan mehr als genug, dass sie es ernst meinen damit, ihre Kinder zu beschützen.
So haben sie sich zum Beispiel monatelang Zeit gelassen, ein erstes Foto der kleinen Lili zu zeigen. Obwohl das Baby bereits im Juni zur Welt kam, war es erstmals erst auf der offiziellen Weihnachtsgrusskarte der Familie zu sehen.
Stimmen, die behaupteten, Harry und Meghan wollten das Gesicht ihres Mädchens nur deswegen nicht zeigen, weil sie die ersten Fotos zu Geld machen wollten, strafte das prominente Elternpaar damit Lügen. Das erste Foto gabs gratis, zum von den Eltern ausgewählten Zeitpunkt. Und es verrät genau so viel über das Familienleben der Sussexes, wie ihnen lieb ist – oder höchsten ein kleines Bisschen mehr.
Archie und Lili haben das Glück, einen Vater zu haben, der seine eigene Kindheit bewusst reflektiert und versucht, Verletzungen, die er selbst erfahren hat, nicht an die nächste Generation weiterzugeben.
Prinz Harry hat sich entschieden, eine sogenannte «Generationenheilung» in Angriff zu nehmen. Diese Therapieform zielt darauf ab, im Bewussten aber auch im Unbewussten Muster zu erkennen und ein eventuell toxisches Verhalten, das erwiesenermassen oft von Eltern an Kinder weitergegeben wird, zu durchbrechen. «Man nimmt nach einer Ahnenheilung die eigenen Bedürfnisse besser wahr und fühlt sich grundsätzlich wohler. Man verspürt mehr Dankbarkeit und Klarheit. Es ist, als ob die Verbindungsschnüre, durch die die Energie der Ahnen zu einem fliesst, durchgespült worden sind. Die Energie und alles Gute fliessen wieder vollständig, darin finden wir Kraft», erklärt Expertin Jeannette Borgo-Schreiber im Gespräch mit der Schweizer Illustrierten.
«Wir Eltern sollten unser Bestes geben und sagen: Weisst du was, mir ist das passiert, aber ich werde dafür sorgen, dass es dir nicht passiert»
Prinz Harry
Prinz Harry, der sich nicht scheut, seine mentale Gesundheit vor der Weltöffentlichkeit zum Thema zu machen, um Tabus zu brechen und Betroffene zu ermutigen, sagt es so: «Wenn der Schmerz und das Leid meiner Erziehung dadurch begründet sind, dass mein Vater oder meine Eltern ebenfalls gelitten haben, dann werde ich hier einen Schlussstrich ziehen und diesen Zyklus durchbrechen, sodass ich diese Dinge selber nicht weitergebe. Wir Eltern sollten unser Bestes geben und sagen: Weisst du was, mir ist das passiert, aber ich werde dafür sorgen, dass es dir nicht passiert.»
Das mit der Pflege der mentalen Gesundheit ist im Familienalltag gar nicht so einfach. Kaum ist man in der Elternrolle, fällt die Zeit, die man noch für sich selbst hat, knapp aus (oder in den meisten Fällen sogar komplett weg).
«Immer vormittags, wenn ein Kind in der Vorschule ist und das andere ein Nickerchen macht, gibt es eine kurze Pause im Programm.»
Nicht so bei Prinz Harry. Da sich der zweifache Vater intensiv mit seiner mentalen Gesundheit auseinandersetzt, ist ihm bewusst, dass nur ein glücklicher Vater ein guter Vater sein kann. Deswegen nimmt er sich jeden Morgen 30 bis 45 Minuten Zeit, um etwas für sich zu unternehmen. «Immer vormittags, wenn ein Kind in der Vorschule ist und das andere ein Nickerchen macht, gibt es eine kurze Pause im Programm. Dann widme ich mich entweder meinem Work-out oder ich mache einen Hundespaziergang oder gehe raus in die Natur oder meditiere.»
Prinz Harry und Herzogin Meghan versuchen beide, so viel Zeit wie möglich mit ihren Kindern zu verbringen. Prinz Harrry ist alles andere als ein Spass-Papa, der nur die lustigen Aufgaben mit seinen Kindern übernimmt. Er ist engagiert und involviert in alle Fragen rund um Archie und Lili. Und er weiss deswegen auch, dass Erziehung «harte Arbeit» ist und setzt sich zusammen mit seiner Frau, Herzogin Meghan, in den USA für die Einführung einer bezahlten Elternzeit ein. Das Paar nimmt dies als «humanitäres Thema» wahr. Er selbst hat sich nach Lilis Geburt eine bewusste Auszeit von mehreren Wochen genommen, um in dieser turbulenten Zeit der Umstellung für seine Frau, seinen Sohn und sein neugeborenes Töchterchen präsent sein zu können.
Spricht Prinz Harry über seine Kinder, kommt er aus dem Schwärmen nicht heraus. Er geniesst es, wie unterschiedlich Lili und Archie sich entwickeln und möchte ihnen den Freiraum geben, ihre ganz individuelle Persönlichkeit zu entdecken. Prinz Harry sagt über seinen Sohn, er sei ein kleiner Wildfang, während er von seiner Tochter schwärmt, sie sei eine Frohnatur und total «gechilled».
«Wir tollen oft am Boden herum und haben viel Spass dabei.»
Prinz Harry
Prinz Harry liebt es, die Welt durch die Augen seiner kleinen Kinder zu beobachten. Offenbar geht er gerne mit seinem Sohn Archie auf Velotour durch die Nachbarschaft oder auf Spaziergänge an den kalifornischen Strand. Zuhause entdeckt der royale Dad mit Archie sein inneres Kind. «Wir tollen oft am Boden herum und haben viel Spass dabei.»
Auch Aussenstehende bestätigen, dass Prinz Harry in der Vaterrolle richtig aufblühlt. David Beckham, der seit Langem mit Harry befreudet ist, beschreibt ihn als extrem «liebevoll» und «ein Vater, so wie wir alle sein möchten».