Wer Kinder hat, weiss: Einschlafrituale, die funktionieren, sind Gold wert. Baden, wickeln, füttern, schmusen, Büechli anschauen, Liedli vorsingen, so in etwa sieht es in Schweizer Kinderzimmern aus, wenn wir den Nachwuchs ins Bett bringen. Genau gleich haben es schon unsere Eltern gemacht und so ziehen wir die Tradition weiter. Und wenn wir Glück haben, dann pfusen die Kinder schnell und selig ein.
Was bei uns hierzulande Usus ist, ist anderen Kulturen aber völlig fremd. Worauf andere Länder beim Zubettgehen setzen, fassen wir hier zusammen.
In Indien schlafen Babys auch an Hochzeiten
In Indien sind es nicht nur die Eltern, die sich um das Wohl der Kinder sorgen. So leben oft mehrere Generationen unter einem Dach, was dazu führt, dass derjenige das Kind in den Schlaf begleitet, der grad daheim ist. Wann und wo das Kind schläft, entscheidet das Kind selber. Und weil Inder ihren Nachwuchs überall mit hinnehmen, kommt es oft vor, dass indische Kinder selbst an lauten Hochzeiten locker in den Schlaf finden. Wenn es doch mal schwierig wird, setzen indische Eltern auf das feine Zufächern von Wind ins Babygesicht. In einigen Familien werden die Babys auch traditionell massiert.
Absolute Ruhe in Japan
Japanische Babys leben den Baby-Anarchietraum. So ist es völlig normal, dass sie schon von Anfang an ihren Schlaf- und Essensrhythmus selber bestimmen. Es gibt also keine festen Essens- und Schlafenszeiten. Die Babys schlafen entweder beim Stillen ein oder werden bis zum sechsten Monat ganz vorsichtig von links nach rechts und umgekehrt geschaukelt. Ab dem sechsten Monat dann auch von oben nach unten und von unten nach oben.
Das vertikale Schaukeln erfolgt vor allem am Anfang sehr langsam. Japanische Eltern sind sich sicher, dass es den Kleinen dabei sehr beim Einschlafen hilft, wenn man ihnen ganz leicht auf den Rücken klopft. Im Gegensatz zu den Indern legen Japaner sehr grossen Wert auf Ruhe beim Schlafen. Es wird nur geflüstert und das Baby wird mit einer leisen, sanften Stimmlage beruhigt.
Lautes Singen an der Elfenbeinküste
Partystimmung an der Elfenbeinküste: Hier werden Kinder mit lautem Gesang und rhythmischen Klopfbewegungen auf den Rücken oder auf die Brust in den Schlaf begleitet. Funktioniert tiptop und macht müde Kinder noch müder. Es singen übrigens immer alle mit, die zuhause sind.
Viel Körperkontakt in Peru
In Peru werden die Kinder bis zum Alter von zwei bis drei Jahren auf dem Rücken getragen. Wenn die Mamis auf dem Feld arbeiten, sogar den ganzen Tag lang. So kommt es, dass die Babys/Kinder stets bei ihren Müttern schlafen und in den Genuss von sehr viel Körperkontakt kommen. Peruaner halten übrigens auch nichts davon, ihr Baby schreien zu lassen. Wenn das Kleine weint, wird es getröstet, gestillt und herumgetragen. Schlafen tut es dann, wenn es müde ist.
In Finnland gilt: Selbst ist das Baby!
Während an der Elfenbeinküste gesungen wird, was das Zeug hält, setzen finnische Eltern von Anfang an auf Ruhe und abgedunkelte Räume. Zum Schlafen werden Babys stets hingelegt und nie herumgetragen. Wichtig ist, dass schon von Geburt an feste Schlafenszeiten eingeführt werden. Dabei geht es darum, den Kindern schon früh einen Rhythmus zu vermitteln. Zum Einpfusen kriegen die Babys Nuggis, Nuschis und Kuscheltiere. Natürlich gilt auch hier: keine Regel ohne Ausnahme. Wenn das Baby schreit, wirds auf den Arm genommen, getröstet und auch mal in den Schlaf gewiegelt.
In Polen hat die Oma das Sagen
In Polen setzen die meisten Eltern auf Familienbetten. So schlafen Babys schon oft ab Geburt bei Mama und Papa und brauchen gar kein eigenes Bettchen. Bevor sie aber ins grosse und kuschlige Bett gelegt werden, werden die Kinder in den Schlaf gewiegelt und besungen. Die Kleinen sind der Mittelpunkt der ganzen Familie – sie bestimmen alles. Eine wichtige Rolle haben auch Grossmütter: Sie geben ihr Wissen an die frischgebackenen Mütter weiter.