Wir haben unseren Dreijährigen aktiv in die Wohnungssuche und in unsere Umzugspläne integriert. So durfte der Bub immer wieder mal mit zu Wohnungsbesichtigungen. Was er notabene super fand. Kam er jeweils rein, suchte er sich irgendjemanden aus und fragte: «Wo sind hier die Spielsachen?»
Pluspunkt: Mit dieser Aktion eroberten wir Herzen im Nu. Was uns jeweils in den Fokus rückte und somit bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen geholfen hat.
Unter einem Umzug konnte sich der Dreijährige konkret natürlich nichts vorstellen. Wir haben den bevorstehenden Umzug aber aktiv kommuniziert und erklärt. Dass er plötzlich ein anderes Daheim haben würde, hat unseren Sohn verunsichert. Er hatte Angst, dass er seine Spielsachen verliert.
Damit zum nächsten wichtigen Punkt....
Unser Sohn durfte seine Spielsachen selber in Kisten packen. Davor haben wir drei Haufen gemacht. Auf einen legte er Dinge, die er mitnehmen will. Der zweite Haufen galt Spielsachen, bei denen er nicht weiss, ob er sie noch will oder nicht. Die sind jetzt im Keller. Der dritte Haufen war für Kinder, die seine Spielsachen erben durften.
Dadurch, dass das Kind aktiv mitmachen durfte, fand er den Umzug nicht mehr nur bedrohlich, sondern ganz abenteuerlich und cool.
Ein neues Kinderzimmer ist eine Chance. Nicht nur zum entrümpeln, sondern auch um kleine Künstler:innen walten zu lassen. Wenn Kinder bei der Einrichtung und beim Wandschmuck mitreden dürfen, fühlen sie sich wie ganz Grosse. Und jede Wette, dass sie ihr neues Zimmer im Nu lieben und das alte nicht vermissen werden!?
Leere Wohnungen sind ein super Spielplatz. Lasst die Kinder Wettrutschen machen. Oder mit Schaumstoffbällen Fussball spielen. Oder Rädli, Purzelbäume, was auch immer üben. Lasst sie vor allem aber Abschied nehmen in der alten leeren Wohnung.
Vielleicht noch ein letztes Familienselfie im alten Daheim und noch einmal ein Glacé schlecken auf dem leeren Balkon oder so. Alles, das sich wie ein Ritual anfühlt und dem Kind Raum und Zeit gibt, um Tschüss zu sagen, ist super.
Wir haben unseren Sohn sofort nach der Wohnungsübergabe in die neue leere Wohnung mitgenommen, wo wir das erste Mal Tomatenspaghetti gekocht und auf dem Boden ein Picknick gemacht haben. Wir liessen dem Kind, und uns natürlich, genug Zeit, um alle Räume und Ecken zu entdecken und anzukommen.
Das Picknick fand der Kleine übrigens so toll, dass er heute, drei Wochen nach Einzug, immer noch bedauert, dass jetzt «leider» Möbel in der Wohnung stehen.
Ein Umzug bedeutet ja nicht nur eine neue Wohnung. Sofern man nicht im Quartier bleibt, ändert sich alles. Man kauft in einem neuen Laden ein. Die Spielplätze sind andere. Die Fahrten mit dem ÖV sind neu. Das alles will entdeckt und zum neuen Daheim gemacht werden.
Die ersten Tage mit Kind haben wir hier genutzt, um ziellos durch die Gegend zu spazieren und Spielplätze, Bäche und lustige Bauten zu entdecken. Das hat nicht nur dem Kleinen, sondern auch uns Grossen Spass gemacht. Und beim ersten Einkauf im neuen Supermarkt durfte sich das Kind ein Schleckzeug aussuchen!
Wir haben das Glück, das wir in ein Haus gezogen sind, in dem nur sechs Parteien wohnen. Vier davon mit Kindern. Die sich notabene alle kennen und lieben. Wir waren überall klingeln, haben uns vorgestellt und die Kinder zu einer Knete-Session eingeladen.
Am ersten Samstagabend sassen schon vier Kinder an unserem Familientisch. Und danach hat es sich so ergeben, dass unser Sohn jederzeit bei allen anderen Kindern klingeln und spielen darf. Und alle anderen Kinder bei uns. Wunderbar!
Natürlich ist so ein Umzug ganz schön aufregend und deswegen total spannend. Es ist aber sehr gut möglich, dass die Trauer über das verlorene Daheim erst später reinhaut. Wichtig ist, dass wir solche Gefühle anerkennen, ihnen Raum und Platz geben.
Kinder dürfen traurig sein. Und sie dürfen sich so viel Zeit wie nötig nehmen, um anzukommen. Hier braucht es unserseits Liebe, Verständnis, gewohnte Rituale und vielleicht noch das Lieblingsplüschtier, das in der ersten Zeit überall mit hin darf. Alles, das hilft, ist herzlich Willkommen.
Neuer Ort, neue Angebote, neue Freundschaften. Sowohl für Eltern als auch für Kinder. Um diese aufzubauen lohnt es sich, aktiv am Quartierleben teilzunehmen. Wir besuchen neu am Samstag den Wochenmarkt, gehen ins Kindertanzen um die Ecke, verbringen viel Zeit auf Spielplätzen und quatschen Eltern und ihre Kinder an.
Auch besuchen wir Mal-Gruppen und die Gemeinschaftszentren hier in der Umgebung. Schon nach knapp drei Wochen fühlen wir uns hier sehr herzlich Willkommen und Zuhause. Dass die Nachbarskinder am Sonntag noch vor 8 Uhr geklingelt haben, wollen wir an dieser Stelle grosszügig gelten lassen!