Zwei Kapitäne sitzen in einem Boot. Beide halten ein Ruder in der Hand und paddeln abwechslungsweise, damit es vorwärtsgeht. Das ist nicht nur eine Metapher für eine funktionierende Paarbeziehung, sondern auch die Realität.
Im Boot, das an diesem Herbstabend über den kleinen See in der Nähe von Bern gleitet, sitzen Nicole Berchtold, 42, und Lars Leuenberger, 45. Die SRF-Moderatorin und der Eishockey-Star geniessen einen Abend im Naherholungsgebiet vor ihrer Haustür. Seltene Zweisamkeit, denn gerade läuft es beim Powerpaar richtig rund: Nicole hat mit der Co-Moderation von «SRF bi de Lüt» eine prestigeträchtige neue Aufgabe übernommen und beim Finale der «Landfrauenküche» am Wochenende einen Quotenhit hingelegt. Lars besetzt neu den Posten des Cheftrainers des EHC Biel.
Und zu Hause managt das seit 18 Jahren liierte Paar Haushalt und Alltag mit den gemeinsamen Söhnen Luis, 8, und Milo, 6. «Das funktioniert nur, wenn man abwechslungsweise paddelt, um sich gegenseitig den Rücken freizuhalten», sagt Nicole und ergreift die Ruder.
«Unsere Liebe ist in den vergangenen Jahren zu einer tiefen Verbundenheit gewachsen.»
Nicole Berchtold
Wie selten ist Paarzeit bei Ihnen?
Lars Leuenberger: Sie kommt definitiv zu kurz.
Nicole Berchtold: Eine Zeit lang haben wir probiert, einmal im Monat zu zweit essen zu gehen und einen Abend zu geniessen. Aber bei diesen Dates schauten wir beide regelmässig auf die Uhr, ob es wohl schon Zeit ist, wieder nach Hause zu gehen, damit wir noch die Kinder ins Bett bringen können (lacht).
Lars: Wir sind richtige Familiennarren! Wir lieben es, Zeit zu viert zu verbringen.
Kommt die Paarliebe nicht zu kurz?
Nicole: Unsere Liebe ist in den vergangenen Jahren zu einer tiefen Verbundenheit gewachsen. Wir teilen gerne unser Leben, unseren Alltag mit unseren Kindern. Die Zeit als Familie ist uns sehr wichtig, wir schaffen uns immer wieder kleine Inseln nur für uns.
Wie oft klappt das?
Nicole: An freien Tagen achten wir schon sehr darauf, dass auch wirklich beide keine Termine haben und wir ungestört sein können.
Lars: Besonders die Ferien sind uns absolut heilig. Zusammen ausbrechen aus dem Alltag, Neues erleben.
Ferientechnisch liegt ein eher schwieriges Jahr hinter uns. Wie war das für Sie?
Lars: Wir haben uns natürlich an die Empfehlung, nicht ins Ausland zu gehen, gehalten. Haben dann umdisponiert und tolle Ferien in der Schweiz gemacht. Das war genauso schön. Dennoch haben wir auch ein wenig Fernweh.
Wohin zieht es Sie?
Nicole: Wir träumen von einer längeren Auszeit. Davon, einmal mit dem Wohnmobil Australien zu erkunden. Aber eben, wann so etwas wieder planbar ist, weiss man nicht. Zum Glück sind wir beide ziemlich pragmatisch und optimistisch veranlagt. Uns gelingt es gut, aus der bestehenden Situation das Beste zu machen.
Was ist das Beste an der aktuellen Situation?
Nicole: Ich durfte während des Lockdowns im Frühling merken, wie schön es ist, sich mal von der Alltagsroutine zu befreien. Keine Badi, kein Kino. Wir haben gemerkt, dass wir gar nicht viel brauchen, um zufrieden zu sein. Dass es mir als Mutter auch extrem viel gibt, mich einfach voll und ganz auf die Kinder einzulassen.
Lars: Da ging es uns genau gleich.
Man sagt, der Lockdown habe in manchen Familien vorhandene Tendenzen verstärkt zum Vorschein gebracht. Welche sind das bei Ihnen?
Lars: Wir harmonieren gut als Familie. Und im Lockdown sind wir noch enger zusammengewachsen. Das Homeschooling hat mir richtig Spass gemacht. Ich habe mit dem Kleinen den Kindergarten übernommen und Nicole mit dem Grossen den Schulstoff.
Nicole: Daraus könnte man schliessen, du hast es dir leicht gemacht (lacht). Das war aber eine gemeinsame Entscheidung.
Sind Sie sich auch mal uneinig?
Lars: Uh, Achtung, da haben Sie einen wunden Punkt angesprochen!
Nicole: Ich musste gerade den Traum von einem Hund begraben. Eigentlich wünsche ich mir seit Langem ein Haustier und habe sogar die Kinder für dieses Vorhaben mobilisiert, die mich natürlich mit Begeisterung unterstützten. Aber Lars bleibt beim Nein.
«Man muss grosszügig sein, damit die Alltagsprobleme nicht die Beziehung zermürben.»
Oha, der Mann trifft die Entscheidungen?
Lars: Nur, wenn ich gute Argumente habe. Natürlich fände ich das auch etwas Schönes. Aber mit allem, was wir sonst schon stemmen, hätten wir einfach keine Kapazität für einen Hund.
Nicole: Damit hat er recht, das sehe ich ein.
Am Anschlag wirken Sie nicht. Haben Sie ein Geheimrezept, wie sich zwei Karrieren und zwei Kindern vereinbaren lassen?
Lars: Ich muss zugeben, im normalen Alltag kümmert sich schon Nicole mehr um die Buben, da ich nicht so oft zu Hause bin.
Nicole: Allerdings hat er gerade zehn Tage Quarantäne hinter sich, in denen er mir daheim alles abnahm. Grundsätzlich versuchen wir, alles gerecht aufzuteilen. Ich mähe auch mal den Rasen, er macht die Küche.
Mittels Ämtliplan?
Lars: Nein, wir sind nicht so drauf, dass wir in der Küche ein Flipchart brauchen. Es funktioniert, weil jeder von uns einfach die Wäsche erledigt, wenn er sieht, dass der Wäschekorb voll ist.
Nicole: Oder weil wir beide die Fünf gerade sein lassen, wenns für den Wäschekorb halt mal nicht mehr gereicht hat. Man muss da grosszügig sein, damit solche Alltagsproblemchen nicht die Beziehung zermürben.
Mit Kindern fällt aber auch immer jede Menge «Mental Load» an: an den Schulausflug denken, die Geburtstagspartys planen. Wie lässt sich das gerecht aufteilen?
Lars: Hier kommt uns zugute, dass wir uns schon 18 Jahre kennen. Ich weiss, wie Nicole zwäg ist, noch bevor sie am Morgen aus dem Bett kommt. Hat sie eine Moderation, übernehme ich schon im Voraus die Organisation des Folgetags.
Nicole: Dasselbe mache ich auch, wenn Lars einen Match hatte. Wir halten einander gegenseitig den Rücken frei. Immer schön abwechslungsweise.
Jetzt ist es Lars, der die Ruder in die Hand nimmt und zügig zurück Richtung Ufer zieht. Bald kommen die Jungs nach Hause. Dann wollen Lars und Nicole daheim sein, um sie in Empfang zu nehmen.
Nicole Berchtold gehört ebenfalls zum Moderationsteam von «Glanz und Gloria» (werktags, 18.40 Uhr, SRF 1). Die Sendung erfährt ab dem 14. Dezember 2020 einen Namenswechsel und heisst neu «G&G – Gesichter und Geschichten». Damit vollzieht die Sendung den Wandel vom reinen People- zum Gesellschaftsmagazin. Mit dem Namenswechsel einher geht ebenfalls eine Verlängerung der Sendezeit: Neu dauert das Gesellschaftsmagazin 21 Minuten.