Meine Kinder fahren weder Ski noch Snowboard. Der Sechsjährige möchte nun aber in den Sportferien das Snowboarden ausprobieren. Ist das schlau? Früher hiess es, dass Kinder zuerst Skifahren lernen sollten. Gilt das heute noch? Und welche Vorteile hat es, die Kinder in eine Skischule zu schicken? - Sebi
Lieber Sebi
Die Worte meines Vaters habe ich noch deutlich in den Ohren. «Jetzt fahren wir erst noch eine Weile Ski. Später kannst du immer noch Snowboard fahren», entschied er. Alles stänkern half nichts, er schlug sämtliche Gegenargumente in den Wind. So fuhr ich brav drei Wochen Ski pro Jahr. Bis ich mit 13 Jahren zum ersten Mal auf das Brett durfte und meine Skier fortan im Keller lagerten.
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Die Konsequenz meines Vaters rührte daher, dass Ski-Experten damals davon ausgingen, dass erwachsene Wintersportler mit zunehmendem Alter wieder aufs Skifahren umsteigen, da die schräge Fuss- und Beinstellung auf dem Snowboard den Knochen schade. Daher sei es entscheidend, erst das Skifahren intus zu haben. Schliesslich verlerne man Skifahren nie.
Sie haben recht behalten. Als ich mich nach mehreren Jahren erstmals wieder auf Skiern auf die Piste wagte, war das Gefühl gleich zurück. Als hätte es die Pause nie gegeben.
Auch heutzutage spricht Vieles fürs Skifahren
Doch gilt das heute noch? «Ja, es ist von Vorteil, erst mit dem Skifahren zu starten. Gerade wenn die Kinder noch klein sind, da ihre Muskulatur noch nicht so stark ist, wie beispielsweise die eines Achtjährigen», sagt Tanja Kalbermatten von der Skischule Saas Fee. Sie empfehle, erst ab acht Jahren mit dem Snowboarden zu starten. Was aber nicht heisse, dass Eltern ihre Kinder nicht schon mit drei Jahren auf das Snowboard stellen könnten. «Meistens lernen sie es sogar verblüffend schnell, da die Technik ähnlich ist, wie beim Scooter fahren.»
Trotzdem spricht laut Kalbermatten vieles fürs Skifahren: «Es ist vielfältiger, man kann Carven, Slalom oder Buckelpisten fahren. Zudem bieten Caving-Skis ein ähnliches Fahrgefühl, wie Snowboarden», so die Ski-Expertin. Auch habe das Interesse am Snowboarden auffällig nachgelassen.
«Ein Sechsjähriger findet es sicher nicht so motivierend, wenn er mit Dreijährigen Skifahren lernen soll.»
Mire Cerometti, Skischule Celerina
Wann sollten Kinder erstmals auf Skier stehen?
«Technisch gesehen gibt es keinen Nachteil, wenn das Kind erst im Kindergarten zum ersten Mal auf Skiern steht», sagt Mire Cerometti von der Skischule Celerina. Trotzdem empfehlen die Engadiner, den Start nicht allzu lange herauszuzögern. «Ein Sechsjähriger findet es sicher nicht so motivierend, wenn er mit Dreijährigen Skifahren lernen soll», so Cerometti.
Diese Möglichkeiten haben Eltern, um ihre Kinder Skifahren zu lassen
Lieber Sebi, warum probiert ihr nicht einfach mal aus? Die meisten Skischulen bieten Probetage an. Das heisst: Du buchst eine Woche Skischule und hast nach dem erstem Tag noch die Möglichkeit, die Buchung zu stornieren. Mancherorts, etwa in Celerina, gibt es zudem Elki-Lernparks. Hier bezahlten Eltern 15 Franken pro Stunde und dürfen dann gemeinsam mit ihren Kindern die ersten Fahrversuche wagen.
Klar kannst du deinen Kindern das Skifahren auch selber beibringen. Ich rate dir aber, nicht zu viel zu erwarten und keinen Druck auszuüben. Sonst verlieren sie schnell den Spass daran. Als Übungshang eignet sich eine möglichst flache Piste. Diese findet du meistens im Tal und nicht auf dem Berg – auch wenn es da sicher auch flachere Hänge gibt. Ich hab letztes Jahr auch Skilehrerin gespielt und war viel zu naiv. Ich dachte, ich nehme unsere Maus einfach mal zwischen die Beine, und los. Ganz so einfach ging es dann doch nicht.
Ob Skifahren oder Snowoarden, eigentlich spielt es doch keine Rolle. Das Wichtigste ist doch, dass deine Kinder Spass am Wintersport haben und du nichts forcierst. Dann lohnt sich auch das Geld, das eine Skischule kostet. Und das Kind hat Freude am Lernen.
Herzlichst,
Romina
Unsere Expertin für Familienfragen
Nie waren Eltern so gut informiert wie heute. Und nie war es schwieriger, im Dschungel aus Ratgebern und Internetforen den besten Weg für den eigenen Nachwuchs zu finden. Unsere Familien-Expertin Romina Brunner hilft, Ordnung zu schaffen. Regelmässig berät die zweifache Mutter und Journalistin die SI-Family-Community zu Themen und Fragen aus dem Familienalltag.