Für einen Mann aus dem Märchen wirkt Fürst Albert II. von Monaco (67) ziemlich geerdet, ja bodenständig. Er geht pedantisch seiner Arbeit nach – und jeden Morgen zum Regieren in seinen Bürotrakt im Fürstenpalast, immerhin ist er das Staatsoberhaupt von knapp 40.000 Monegassen.
Seit 20 Jahren führt er das Fürstentum
Dabei sieht er beileibe nicht aus wie ein Märchenprinz, eher wie ein jovialer Bürgermeister. Er trägt nicht immer Krawatte. In der prachtvollen, in der Tat ziemlich märchenhaften Parade–Uniform tritt er nur selten auf. Mag sein, dass sein Outfit am 6. April etwas festlicher ausfallen wird, denn an diesem Tag feiert er sein 20–jähriges Dienstjubiläum.
Das ausgesprochen Märchenhafte an seinem Job – ausser dem Fürstenpalast, den prunkvollen Galas und Empfängen sowie seiner illustren Familie – dürfte sein Fürstentum sein, das, eingebettet zwischen Frankreich und Italien, zwar von winzigen Dimensionen (2,086 Quadratkilometer), doch märchenhaft reich ist: 2018 betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Arbeitnehmer 108.112 Euro. Damit ist Monaco das zweitreichste Land der Welt (nach Katar).
Ein Drittel der Einwohner, also über 13.000, sind Millionäre, vier oder fünf von ihnen sogar Milliardäre. Kann sein, dass Albert einer von ihnen ist, dass sein vor Jahren geschätztes Vermögen von 900 Millionen Dollar längst die Grenze zur Milliarde überschritten hat. Oder andersrum: Es gibt Reichere als ihn in seinem Reich.
Er gilt im Gegensatz zu seinem Vater Rainier III. (1923–2005) als volksnah und feiert lieber mit seinen Monegassen als mit dem internationalen Jetset. Seine Untertanen nennen ihn deswegen «Fürst mit Herz».
Leidenschaftlicher Einsatz für die Umwelt
Seit 20 Jahren sitzt er nun auf dem Thron von Monaco. In dieser Zeit ist ihm einiges gelungen, vor allem in der Sozial– und Wirtschaftspolitik: Er förderte unter anderem den Bau von Sozialwohnungen. Schritt für Schritt signalisierte er eine Zusammenarbeit im Kampf gegen Steuerhinterziehung und einen Informationsaustausch bei der Verfolgung von Steuerbetrug, Geldwäsche und Korruption.
Besondere Verdienste hat sich der studierte Politikwissenschaftler mit Abschluss des renommierten Amherst Colleges (USA) bei der Umweltpolitik erworben. Er kämpft gegen die Überfischung der Meere und gegen die Jagd auf Robben, Haie und Wale. Und er gründete die Prince Albert II of Monaco Foundation. Mit dieser Stiftung, die Verbindungsbüros in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, Kanada, in der Schweiz, in Singapur und in den USA unterhält, finanziert er Projekte gegen die «besorgniserregenden Bedrohungen für die Umwelt unseres Planeten».
Albert ist mit dem britischen König Charles III. (76) befreundet und bewundert seinen Kampf gegen den Klimawandel. In seinem Privatleben achtet er darauf, dass nur alle zwei bis drei Wochen Fleisch gegessen wird, die Flugmeilen seines Privatjets kompensiert er mit Spenden an Klimaschutzprojekte.
Nach turbulenten Jahren heiratet er doch noch
Er ist ein Familienmensch geworden, soweit ein Fürst von Monaco überhaupt Familienmensch sein kann. Nach einer wilden Junggesellenzeit, der seine beiden unehelichen Kinder Jazmin Grace Grimaldi (33) und Alexandre Grimaldi–Coste (21) entsprungen sind, heiratete er 2011 die gebürtige Südafrikanerin Charlène Wittstock (47). Das Paar hatte über den Hochleistungssport zueinander gefunden.
Albert vertrat von 1988 bis 2002 Monaco als Bobfahrer bei fünf Olympischen Winterspielen. Beste Platzierung: Rang 25. Er nahm an internationalen Kombinations–Wettbewerben von Golf und Segeln teil sowie an der Rallye Paris–Dakar. Ausserdem besitzt er den schwarzen Judo–Gürtel. Charlène startete 2000 im Schwimmteam von Südafrika bei den Olympischen Sommerspielen von Sydney (5. Platz 4 × 100–Meter–Lagenstaffel), 1999 holte sie bei den All Africa Games drei Goldmedaillen und einmal Silber.
Drei Jahre nach der Hochzeit wurden am 10. Dezember 2014 die Zwillinge Prinzessin Gabriella und Erbprinz Jacques geboren, damit hat das Fürstentum auch seinen langersehnten männlichen Thronfolger.
Seltene Einblicke in ihren Familienalltag
Bei der Erziehung legt der Fürst angeblich grossen Wert darauf, dass bei seinen Kindern die Liebe zur Natur geweckt wird. Die Kinder sprechen in ihrer Schule unweit des Fürstenpalastes Französisch, zuhause mit ihrer Mutter jedoch Englisch. Ihr Vater, der neben seinen Muttersprachen Französisch und Englisch (mit US–amerikanischem Akzent) auch fliessend Deutsch spricht, redet sie oft auf Französisch an, schliesslich ist es die Landessprache von Monaco.
Er selbst ist zweisprachig aufgewachsen, hat aber Englisch, die Sprache seiner US–amerikanischen Mutter, dem früheren Hollywoodstar Grace Kelly (1929–1982) , bevorzugt, weil er als Teenager beim Französischen leicht gestottert hat, im Englischen jedoch nicht. Mit seiner Mutter habe er nur Englisch geredet. «Ich kann an zwei Händen abzählen, wie oft ich mit meiner Mutter Französisch gesprochen habe», sagte er einmal dem Magazin «Paris Match». «Unsere Abendessen waren auf Englisch.»
Albert sagt, dass er die zehnjährigen Zwillinge bei einigen offiziellen Anlässen behutsam einbindet und allmählich auf ihre Zukunft vorbereitet. Er hat beide Kinder 2023 bei einem Deutschlandbesuch mitgenommen. Im Badischen hatte die Familie, wie alle anderen Familien auch, Spass im Europark Rust. Im vergangenen Jahr konnten die Grimaldis in der Speicherstadt von Hamburg sichtlich beeindruckt erleben, wie ihr Mini–Fürstentum noch einmal drastisch geschrumpft wurde – als neue, 70 Quadratmeter kleine Landschaft im Miniatur Wunderland.
In einem Interview mit dem französischen Magazin «Gala» gab Fürstin Charlène einen seltenen Einblick hinter die Kulissen der Familie. Die Kinder hätten ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, sagte sie. «Gabriella ist sehr neugierig und stellt viele Fragen, während Jacques eher ruhig und beobachtend ist.»
Obgleich Jacques eigentlich der Jüngere der beiden Zwillinge ist, sieht die monegassische Erbfolge vor, dass Jacques es ist, der irgendwann von seinem Vater den Thron erben wird.