Es ist ein Fall, der die USA seit mehr als drei Jahrzehnten bewegt. Jetzt könnten die Brüder Lyle (57) und Erik Menendez (54), die 1989 ihre Eltern in deren Luxusanwesen in Beverly Hills erschossen, nach 35 Jahren Haft eine Chance auf Freiheit bekommen. Ein Richter in Los Angeles hat am Freitag dem Antrag auf Neuverhandlung des Strafmasses stattgegeben, wie unter anderem die BBC berichtet.
Die Brüder beteuern seit Jahren, sie hätten bei der Ermordung ihrer Eltern in Notwehr gehandelt, nachdem sie jahrelang von ihrem Vater sexuell und körperlich misshandelt worden seien. Der frühere Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, George Gascón, hatte die Neuverhandlung unterstützt und einen entsprechenden Antrag gestellt. Sein Nachfolger, Nathan Hochman, versuchte hingegen, diesen Antrag zurückzuziehen – scheiterte aber vor Gericht. Deshalb wird der Termin nun doch stattfinden.
«Die Gerechtigkeit hat über die Politik gesiegt»
«Heute ist ein guter Tag. Die Gerechtigkeit hat über die Politik gesiegt», freute sich Mark Geragos, der Anwalt der Brüder, nach der Anhörung laut «DailyMail». Die beiden Häftlinge verfolgten die Geschehnisse im Gericht per Video aus einem Gefängnis in San Diego. Der aktuelle Staatsanwalt Hochman hingegen bleibt skeptisch: «Die Menendez–Brüder haben in 30 Jahren nicht zugegeben, dass sie über ihre angebliche Notwehr gelogen haben.»
Neuverhandlungen schon kommende Woche
Die Neuverhandlung des Strafmasses soll nun am 17. und 18. April stattfinden. Sollte das Gericht zugunsten der Brüder entscheiden, könnten sie nach 35 Jahren hinter Gittern auf Bewährung freikommen.
Darüber hinaus haben die Menendez–Brüder zwei weitere Wege, die zur Freiheit führen könnten: Im Juni steht eine routinemässige Anhörung zur Bewährung an. Ausserdem könnte der kalifornische Gouverneur Gavin Newsom Gnade walten lassen. Er hat die staatliche Bewährungskommission bereits angewiesen, eine Risikobewertung durchzuführen, um festzustellen, ob die Brüder bei einer Freilassung ein «unzumutbares Risiko» für die Öffentlichkeit darstellen würden.
Der Fall der Menendez–Brüder erhielt im vergangenen Jahr durch die Netflix–Serie «Monsters: The Lyle and Erik Menendez Story» wieder grosse öffentliche Aufmerksamkeit. Lyle und Erik, damals 21 und 18 Jahre alt, hatten ihre Eltern José und Kitty Menendez im August 1989 mit 14 Schüssen aus Schrotflinten getötet. Sie wurden zu lebenslanger Haft, eigentlich ohne Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung, verurteilt.