Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences hat sich für ihre anfängliche, vage Stellungnahme zu den Ereignissen um den palästinensischen Filmemacher Hamdan Ballal (36) entschuldigt. In einem Schreiben, das von CEO Bill Kramer und Präsidentin Janet Yang unterzeichnet wurde, räumt die Academy ein, dass es ein Versäumnis war, Ballal und seinen Film «No Other Land» in ihrem Statement nicht direkt zu erwähnen.
«Wir entschuldigen uns aufrichtig bei Herrn Ballal und allen Künstlern, die sich durch unsere vorherige Stellungnahme nicht unterstützt gefühlt haben», zitiert «Variety» aus dem Schreiben, das am Freitag an de 11.000 Mitglieder der Academy versandt wurde. «Wir möchten klarstellen, dass die Academy Gewalt dieser Art weltweit verurteilt. Wir verabscheuen die Unterdrückung der freien Meinungsäusserung unter allen Umständen.»
Offener Brief von Academy–Mitgliedern
Die Entschuldigung folgt auf einen offenen Brief, den mehr als 700 Mitglieder der Academy – darunter Mark Ruffalo, Penélope Cruz, Olivia Colman, Richard Gere, Yuval Abraham, Joaquin Phoenix und die deutsche Schauspielerin Sandra Hüller – unterzeichnet hatten, in dem sie die Organisation für ihre fehlende öffentliche Unterstützung Ballals verurteilten.
Sie forderten darin eine explizite Stellungnahme zum Vorfall. Zuvor hatte die Academy eine allgemeine Mitteilung herausgegeben, in der sie die «Schädigung von Künstlern» verurteilte, ohne jedoch konkret auf Ballal einzugehen.
Regisseur wurde angegriffen und entführt
Hamdan Ballal, Mitregisseur des Oscar–prämierten Dokumentarfilms «No Other Land» über israelische Siedlergewalt im Westjordanland, wurde laut seinem Kollegen Yuval Abraham und einem Bericht jüdisch–amerikanischer Aktivisten Anfang dieser Woche in seinem Haus von maskierten israelischen Siedlern angegriffen und anschliessend von israelischen Behörden festgenommen. Berichten zufolge wurde Ballal verletzt und aus einem Krankenwagen von israelischen Soldaten herausgeholt. Erst nach rund 24 Stunden mit verbundenen Augen in einem israelischen Armeestützpunkt wurde er am Dienstag freigelassen.
Der israelische Journalist Yuval Abraham, der mit Ballal für den Oscar ausgezeichnet wurde, reagierte auf das neue Statement der Academy auf X: «Die Academy hat sich gerade bei Hamdan dafür entschuldigt, dass sie seinen Namen nicht erwähnt hat, nachdem er von israelischen Siedlern angegriffen wurde. Die geschah erst nach intensivem Druck von über 600 Academy–Mitgliedern.» Er fügte hinzu: «Übrigens, heute hat noch ein weiterer Angriff in Masafer Yatta stattgefunden. Das 17–jährige Opfer Qussai ist kein Oscar–Gewinner, deshalb werden die Menschen nichts davon hören.»