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Aktuelle Umfrage

Deutsche nehmen Adipositas ernst, kennen aber selten die Ursachen

Obwohl zwei Drittel der Deutschen Adipositas als ernste Krankheit einstufen, herrscht immer noch Unkenntnis über die Ursachen, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Die Mehrheit sieht nach wie vor falsches Essverhalten als Hauptgrund.

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Ärzte können Adipositas diagnostizieren und eine Therapie empfehlen.
Ärzte können Adipositas diagnostizieren und eine Therapie empfehlen. stock.adobe.com/bnenin

Adipositas als Volkskrankheit zu bezeichnen, ist nicht übertrieben. Laut Robert–Koch–Institut leben 46,6 Prozent der Frauen und sogar 60,5 Prozent der Männer mit Übergewicht oder Adipositas; fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) weisen eine Adipositas auf. Während 68 Prozent der Deutschen Adipositas mittlerweile als ernstzunehmende chronische Erkrankung einstufen, herrscht über die Ursachen offenbar noch Unkenntnis, wie eine aktuelle Civey–Umfrage unter 5.000 Befragten im Auftrag des Pharmaunternehmens Lilly Deutschland zeigt.

Falsche Annahmen über die Ursachen

Nach wie vor sehen die meisten Befragten ungesunde Ernährung (81 Prozent) und Bewegungsmangel (76 Prozent) als Hauptgründe für die Entstehung von Adipositas. Nur 68 Prozent sehen Stoffwechselstörungen und 60 Prozent genetische Veranlagung als Grund. Die komplexen medizinischen Zusammenhänge sind den meisten Menschen weitgehend unbekannt: Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung (38 Prozent) weiss über die Rolle der Darmhormone bei der Entstehung der Krankheit Bescheid. Selbst unter den Betroffenen ist dieses Wissen kaum verbreitet.

Wenig verwunderlich ist demnach auch, dass über 75 Prozent der Befragten glauben, dass Änderungen des Lebensstils allein ausreichen würden, um dauerhaft Gewicht zu verlieren. Bei stark Übergewichtigen teilt allerdings nur noch jeder Zweite diese Ansicht. Tatsache ist: Zu wenig Bewegung und zu viel ungesunde Ernährung tragen zu Übergewicht und Adipositas bei. Aber auch genetische Ursachen, Stress, Schlafmangel und Depressionen spielen eine grosse Rolle.

Betroffene beklagen Stigmatisierung und mangelnde Unterstützung

Die fehlende Aufklärung hat Folgen: Jeder dritte Befragte (30 Prozent) hält Adipositas noch immer für selbstverschuldet. Die psychosozialen Auswirkungen für die Betroffenen sind gravierend – 37 Prozent der stark Übergewichtigen fühlen sich ausgegrenzt, 70 Prozent verspüren permanenten Druck, abzunehmen. Besonders alarmierend: Mehr als jeder Zweite mit starkem Übergewicht (54 Prozent) berichtet von psychischen Belastungen.

Auch im Gesundheitssystem sehen Viele Defizite: Nur ein Viertel, der im Auftrag von Lilly Deutschland Befragten glaubt, dass Menschen mit Adipositas angemessen unterstützt werden. 57 Prozent der Betroffenen vermissen den nötigen Ernst bei der medizinischen Betreuung. Entsprechend befürwortet fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) mehr Investitionen in medikamentöse Therapien; bei den Befragten mit starkem Übergewicht steigt die Zustimmung sogar auf 75 Prozent.

Wie erkennt man Adipositas?

Unkenntnis liegt übrigens auch oft bei der Definition von Adipositas vor. Ein Indikator, den jeder selbst bestimmen kann, ist der Body–Mass–Index (BMI). Wer sein Körpergewicht in Kilogramm durch das Quadrat der Körpergrösse in Meter teilt – also z.B. 85 kg durch 1,75 x 1,75 Meter – erhält den jeweiligen BMI–Wert, im Beispiel also 27,75. Übergewicht beginnt bei einem BMI von 25, Adipositas ab 30. Jedoch vernachlässigt dieser Wert, dass das Gewicht auch durch Muskeln entsteht, während für die Adipositas vor allem das Körperfett relevant ist. Hier dient der Bauchumfang als weiterer Hinweis: Bei Frauen gilt er ab 80 Zentimetern als zu hoch, bei Männern ab 92 Zentimetern.

Eine definitive Diagnose sollte jedoch immer ein Arzt oder eine Ärztin vornehmen. Sie gehen auch den Ursachen auf den Grund und können eine entsprechende Therapie verschreiben.

Von SpotOn vor 3 Minuten