Seit über sechs Jahren mordet sich Stalker Joe Goldberg (Penn Badgley, 38) durch die Netflix–Serie «You – Du wirst mich lieben». Weder eine lange Reihe seiner Geliebten noch zahlreiche weitere unglückliche Menschen sind in dem pechschwarzen Serienphänomen vor ihm sicher. Doch bei Joe handelt es sich nicht um die einzige Figur aus TV– und Streamingserien, bei der Zuschauerinnen und Zuschauern ganz anders wird.
Barry Berkman aus «Barry»
Eine «You» vergleichbare Mischung aus schockierenden Morden, rabenschwarzem Humor und absurden Alltagssituationen bietet die bitterböse HBO–Comedyserie «Barry», die zwischen 2018 und 2023 auf vier Staffeln kam.
Im Mittelpunkt der Handlung steht hier der ehemalige Soldat und Auftragsmörder Barry Berkman, gespielt von Comedian Bill Hader (46). In einer unfassbar anmutenden Wendung beschliesst er, Schauspieler werden zu wollen, und besucht in Los Angeles eine Schauspielklasse.
Haders Barry gehört unzweifelhaft zu den Serienfiguren, bei denen sich vielen Zuschauerinnen und Zuschauern die Haare aufstellen. Denn stellenweise empfindet man Mitgefühl mit dem sozial ungelenken und depressiven Einzelgänger. Doch wenn Barry in seinem Kopf einen Schalter umlegt und zur wutentbrannten, komplett empathielosen Killermaschine wird, gehört er zu den furchteinflössendsten Figuren aus TV–Serien.
Cersei Lennister aus «Game of Thrones»
In der epischen, 2019 zu Ende gegangenen Fantasy–Serie «Game of Thrones» herrschte wahrlich kein Mangel an moralisch zwielichtigen (Petyr Baelish) oder gänzlich schurkischen Charakteren (Ramsay Bolton, Joffrey Baratheon).
Doch mit am unheimlichsten wurde im Verlauf von sieben Staffeln die oftmals eiskalt wirkende Cersei Lennister, gespielt von der wunderbaren Lena Headey (51). Mit ihrem Zwillingsbruder Jaime (Nikolaj Coster–Waldau) führte sie bekanntermassen eine inzestuöse Beziehung – und schien in späteren Staffeln die Tode ihrer Söhne Joffrey (durch Vergiftung) und Tommen (durch Selbstmord) auffällig problemlos wegzustecken.
Auf dem Boden vor Joffreys Sarg hatte sie mit Bruder Jaime Sex, liess sich aus dem «Berg» Gregor Clegane zudem eine Art Zombie–Leibwächter herstellen und nutzte die Bevölkerung von Königsmund als menschliches Schutzschild gegen den Drachen von Daenerys Targaryen (Emilia Clarke). Eine wahrlich durchtriebene Figur, bei der einem mulmig wird, und daneben eine formidable Gegnerin.
Negan aus «The Walking Dead» und «Dead City»
Bei Negan (Jeffrey Dean Morgan, 58) aus der legendären Zombie–Serie «The Walking Dead» schien es sich zunächst eindeutig um einen furchteinflössenden Schurken zu handeln, der einige beliebte Hauptfiguren wie etwa Steven Yeuns Glenn ermordete. Doch im Verlauf von sechs Staffeln und seiner eigenen, mit Lauren Cohan geteilten Spin–off–Serie «The Walking Dead: Dead City» wurde aus dem einstigen Killer eine überaus ambivalente Figur mit einer reichhaltigen Geschichte, die um Wiedergutmachung vorheriger Fehltritte bemüht war.
Doch trotz seiner Wandlung zum Guten werden etliche Zuschauerinnen und Zuschauer bei Negan für alle Zeiten das Bild vor Augen haben, wie er mit seinem geliebten Baseballschläger Lucille in der Hand im Todeskreis seine Opfer aussucht und grausam ermordet.
Homelander aus «The Boys» und «Gen V»
Der mit Superkräften ausgestattete Homelander, grandios verkörpert von Antony Starr (49), lehrt Zuschauerinnen und Zuschauer in der Amazon–Serie «The Boys» sowie mit einem Kurzauftritt im Spin–off «Gen V» das Fürchten.
Bei Homelander handelt es sich nicht nur um den stärksten «Superhelden» des Serienuniversums, der fliegen kann, rote Laserstrahlen aus seinen Augen schiesst und superschnell sowie stark ist. Er ist auch egomanisch, narzisstisch, aufbrausend, rachsüchtig, gefühllos, paranoid, rücksichtslos und vieles mehr.
Daneben legt Homelander auch jede Menge überaus gruseliger und seltsamer Verhaltensweisen an den Tag – etwa wenn er zu Serienbeginn in Vought–Vizepräsidentin Madelyn Stillwell (Elisabeth Shue) eine Art Mutterersatz, und regelmässig an ihrer Brust Ruhe und inneren Frieden findet.
Mit am furchteinflössendsten an der Figur Homelander ist aber wohl, wie er über lange Zeit die Öffentlichkeit glauben lassen kann, dass es sich bei ihm um einen der Guten handelt, während Zuschauerinnen und Zuschauer genau erkennen, was in Wahrheit hinter seinem falschen Lächeln steckt.