Mehr als drei Jahre sind seit dem verhängnisvollen Video, das Gil Ofarim (42) vor einem Leipziger Hotel aufgenommen und darin schwere Vorwürfe gegen einen Mitarbeiter erhoben hatte, inzwischen vergangen. Nun sieht der Musiker den Zeitpunkt gekommen, seine Karriere wiederzubeleben. Neben einem Interview in der aktuellen «Stern»–Ausgabe traf er sich im Zuge dessen auch zu einem Video–Gespräch mit dem Sender RTL. In beiden Fällen beteuert Ofarim zwar, dass das Video «der grösste Fehler» seines Lebens war. Er überrascht gegenüber RTL aber auch mit einer Formulierung.
Denn über den Moment im November 2023, als er vor Gericht schliesslich indirekt zugab, die Antisemitismus–Vorwürfe erfunden zu haben, sagt er nun: «Ich habe die Schuld auf mich genommen, um dem ein Ende zu setzen, ich war nicht mehr fähig, weiterzumachen.» Dass er zuvor so lange schwieg, sei auf Anraten seines Rechtsbeistands geschehen, erklärt er weiter: «Ich habe mich während des Prozesses nicht geäussert, meine Anwälte haben mir geraten, nicht auszusagen, um mich nicht angreifbar zu machen. Das Einzige, was ich gesagt habe, waren drei Sätze.»
Gil Ofarim: «Mich hat das sehr krank gemacht»
An den beschuldigten Hotelmitarbeiter gerichtet, sagte er damals: «Die Vorwürfe treffen zu. Herr W., ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen. Es tut mir leid.» Im aktuellen «Stern»–Interview geht Ofarim weiter auf die Auswirkungen des Clips ein und sagt, er habe «völlig unterschätzt, was das Video auslösen würde.» Dabei spricht er allerdings nur von den Auswirkungen auf sein Leben: «Ich habe nicht mehr geschlafen. Ich hatte Panikattacken. Also habe ich getrunken, jeden Tag.» Sein Fazit bei RTL: «Mich hat das sehr krank gemacht, ich will dahin auf keinen Fall wieder zurück!»
Ofarim war in der Folge des Prozesses dazu aufgefordert worden, jeweils 5.000 Euro an die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig sowie an die Gedenk– und Bildungsstätte Haus der Wannsee–Konferenz in Berlin zu zahlen. Nach Verlängerung der Frist zahlte er schliesslich im August 2024.
In den sozialen Netzwerken fallen die Reaktionen auf die Interviews sehr gegensätzlich aus. Den Stimmen, die sich über die Comeback–Pläne des Musikers freuen, stehen jene gegenüber, die sich von Ofarims neuen Aussagen in der Annahme bestätigt fühlen, dass er sein Fehlverhalten noch immer nicht vollends eingesehen hat.