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Der tiefe Fall des Ex-Präsidenten

Nicolas Sarkozy wird 70: Eine Fussfessel zum Geburtstag?

Die Feierlichkeiten zu seinem 70. Geburtstag dürfte Nicolas Sarkozy wohl eher klein halten. Gegen den Ex–Präsidenten wird seit dem Ende seiner Amtszeit in mehreren Verfahren ermittelt. Im Dezember wurde er wegen Korruption zum Tragen einer Fussfessel verurteilt.

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Nicolas Sarkozy beim Prozessauftakt Anfang Januar in Paris - noch ohne Fussfessel.
Nicolas Sarkozy beim Prozessauftakt Anfang Januar in Paris - noch ohne Fussfessel. ddp/abaca press

Wenn Nicolas Sarkozy am 28. Januar seinen 70. Geburtstag feiert, dürfte die interessanteste Frage sein: Mit oder ohne? Soll heissen: Mit Fussfessel oder ohne?

Nicolas Sarkozy war von 2007 bis 2012 Staatspräsident der französischen Republik, das höchste Amt, das die Grande Nation zu vergeben hat. Entsprechend ist es mit viel Macht und Pomp ausgestattet. Bei Sarkozy ist nicht ganz klar, was davon er mehr schätzt, am besten: beides. Deshalb haben ihn die Franzosen «Président Bling–Bling» genannt.

Nach seiner Abwahl hat die Würde – im Gegensatz zu seinen Vorgängern – nicht ganz mit Macht und Pomp Schritt halten können, und Sarkozy ist seit dem Ende seiner Präsidentschaft in gleich mehrere Strafverfahren verwickelt, bei denen es unter anderem um den Verdacht der illegalen Wahlkampffinanzierung geht.

Im Dezember 2024 wurde Sarkozy rechtskräftig zu einer einjährigen Freiheitsstrafe in Form des Tragens einer elektronischen Fussfessel verurteilt. Das Kassationsgericht als oberstes französisches Gericht bestätigte ein Urteil des Pariser Berufungsgerichts aus dem Jahr 2023. Sarkozy war wegen Korruption zu insgesamt drei Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt worden. Der konservative Politiker ist somit der erste Ex–Präsident Frankreichs, der zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt worden ist.

Kometenhafte Karriere in der Politik

Kaum eine Geschichte ist so filmreif wie die dieses Mannes. «La Conquête» («Die Eroberung») hiess denn auch der Spielfilm des französischen Dramatikers und Regisseurs Xavier Durringer (31), der 2011 bei den Festspielen von Cannes vorgestellt wurde. «Der Film setzt den Zuschauer wie eine kleine Maus mitten in die Geheimnisse der Eroberung der Macht», sagte Durringer über sein Werk.

Da lebte Pál Sarkozy (1928–2023) noch, der Vater von «Président Bling–Bling», der die französische Dynastie der Sarkozy gegründet hat und 2023 mit 94 Jahren gestorben ist. Er entstammte der ungarischen Adelsfamilie Sárközy de Nagy–Bócsa, die Ländereien und ein Schloss in Alattyán besass, etwa 100 Kilometer südöstlich von Budapest. Pal floh 1944 vor der anrückenden Roten Armee nach Deutschland und ging nach dem Ende des Krieges zur französischen Fremdenlegion, die er 1948 wieder verliess.

Pál Sarkozy arbeitete als Kunstmaler und war insgesamt viermal verheiratet. Andrée Mallah (1925–2017) wurde seine dritte Ehefrau und die Mutter von Nicolas Sarkozy, der 1955 in Paris geboren wurde. Nach Abitur und Jura–Studium machte er eine kometenhafte Karriere in der neu–gaullistischen Partei, die ihn 2007 letztendlich als Staatspräsident in den Elysée–Palast führte.

Und dann kam Carla Bruni ...

Einen grossen Anteil an diesem Erfolg hatte seine zweite Ehefrau Cécilia (67), die schon seine Beraterin wurde, als er noch Innenminister war und später das Wirtschaftsressort übernommen hatte. Sie hatte sich bereits 2005 von ihm getrennt, zog aber 2007 mit ihm in den Elysée–Palast, um ihn ein halbes Jahr später endgültig zu verlassen.

Diese Trennung ging ihm zunächst schwer an die Substanz, doch kurze Zeit darauf sah die Öffentlichkeit wieder einen strahlenden Sarkozy. Er hatte die schöne italienisch–französische Sängerin Carla Bruni (57) erobert und sie am 2. Februar 2008 geheiratet. Das Paar löste einen weltweiten Medienhype aus. Am 19. Oktober 2011 kam die gemeinsame Tochter Giulia zur Welt.

Carla Bruni, die zuvor Affären mit Männern wie Kevin Costner, Eric Clapton und Mick Jagger hatte, sagte über das neue Glück: «Mit Nicolas war es wie ein Blitzschlag. Die Tatsache, dass er französischer Präsident war, spielte keine Rolle. Was mich fasziniert hat, waren seine Hände, wie er sich bewegte, wie er sprach.»

Ein Ex–Präsident vor Gericht

Die Wahlniederlage gegen den sozialistischen Herausforderer François Hollande (70) im Jahr 2012 läutete schliesslich den Niedergang eines 1,65 Meter kleinen Mannes ein, der so gerne als der Grösste in die französische Geschichte eingegangen wäre. Nicolas Sarkozy, der früher auf zwei Partys gleichzeitig erscheinen konnte und als einer der umtriebigsten Männer Frankreichs galt, lebte die erste Zeit nach dem Machtverlust im Vakuum, in freiwilliger Selbstisolation. Das Volk wollte kaum mehr was von ihm wissen, die Politik auch nicht, dafür die Strafverfolgungsbehörden.

Anfang Januar dieses Jahres begann der Prozess wegen angeblicher Zahlungen aus Libyen. Sarkozy drohen bis zu zehn Jahre Haft, weil er für seinen Wahlkampf 2007 Geld vom früheren Machthaber Muammar al–Gaddafi (1942–2011) erhalten haben soll. Das Gerichtsverfahren soll bis zum 10. April dauern.

Eine Fussfessel trug Sarkozy beim Auftakt noch nicht, da die Strafe aus dem Dezember noch nicht vollstreckt wurde, solche Verfahren ziehen sich oft über mehrere Monate hin. Nun hofft die Familie Sarkozy, dass sich der Staat mit Geburtstagsgaben zurückhält – und zum Ehrentag keine Fussfessel verschickt.

Von SpotOn am 28. Januar 2025 - 12:53 Uhr