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Der Moderator im Interview

Steven Gätjen: «Social Media war früher MTV und Viva»

Klassisches Fernsehen oder Social Media – wo liegt die Zukunft? «Das eine bedingt das andere», ist sich Steven Gätjen sicher. «Es wird immer eine Koexistenz geben», betont er im Interview und schwärmt über neue Talente wie Knossi oder Selfiesandra.

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Moderator Steven Gätjen arbeitet sowohl im TV als auch auf Social Media.
Moderator Steven Gätjen arbeitet sowohl im TV als auch auf Social Media. Deichmann

Als Fernsehmoderator hat Steven Gätjen (52) bereits viele erfolgreiche Sendungen moderiert, seine Karriere begann er wie viele seiner heutigen Kollegen beim Musiksender MTV. «Das was Social Media jetzt ist, war früher MTV und Viva», erklärt der 52–Jährige. Eine Konkurrenz zwischen den sozialen Medien und klassischem Fernsehen sieht der Entertainer nicht. «Ich glaube, dass das eine das andere bedingt und dass es immer eine Koexistenz geben wird und auch geben muss.»

Wie aktiv der Moderator heute selbst bei Instagram und Co. ist, verrät er am Rande der Social–Media–Gameshow «Beat the Brand» von Deichmann, die er gemeinsam mit der erfolgreichen Influencerin Selfiesandra (25) moderierte. Dabei blickt er auch auf die bevorstehende Oscarverleihung. Der Filmexperte berichtet seit über 20 Jahren über die wichtigsten Filmpreise der Welt.

Sie sind für gewöhnlich im TV zu Hause. Wie ist es jetzt für Sie, ein Streaming–Event zu moderieren?

Steven Gätjen: Das ist im Grunde dasselbe – nur wird es auf einer anderen Plattform ausgestrahlt. Ob Streaming, soziale Medien oder lineares Fernsehen – am Ende zählt der Content und die Art der Umsetzung. Besonders Live–Events liebe ich, denn sie sind unmittelbar. Man kann keine Fehler kaschieren, es bleibt authentisch. Es ist schnell, man muss spontan sein, voll konzentriert und reaktionsschnell. Und genau das macht für mich den besonderen Reiz aus.

Mit Selfiesandra haben Sie einen Social–Media–Profi an Ihrer Seite, wie aktiv sind Sie selbst in den sozialen Medien?

Gätjen: Social Media ist ein fester Bestandteil der Medienlandschaft und bietet viele Vorteile – es macht auch einfach Spass. Während es im Fernsehen oft länger dauert, auf bestimmte Dinge zu reagieren, sind soziale Medien unmittelbar, schnell und persönlich. Ich kann auf Ereignisse eingehen, Dinge klarstellen und meine Meinung äussern, ohne einen Sender zu brauchen, der meine Worte ausstrahlt. Dadurch kann ich meine Werte, meine Expertise und meinen Spass an bestimmten Themen direkt teilen und in Kontakt mit den Menschen treten, für die ich das alles mache – die Zuschauerinnen und Zuschauer. Das Feedback ist mir wichtig, und auch konstruktive Kritik hilft, sich weiterzuentwickeln. Ich finde Social Media grossartig.

Klassisches Fernsehen vs. Social Media: Was glauben Sie, wo liegt die Zukunft?

Gätjen: Ich glaube, das eine bedingt das andere – es wird immer eine Koexistenz geben müssen. Klar, Social Media–Formate wie Instagram– oder TikTok–Shows sind schneller in der Umsetzung. Aber Qualität bleibt wichtig. Beide Seiten sollten voneinander lernen. Ich finde es schade, wenn behauptet wird, das eine zerstöre das andere. Viele Creator haben weiterhin Lust, auch im Fernsehen aufzutreten.

So wie Ihre heutige Co–Moderatorin zum Beispiel?

Gätjen: Genau – oder Leute wie Knossi, MontanaBlack oder Trimax. Es gibt so viele talentierte Menschen da draussen. Was Social Media heute ist, war früher MTV und VIVA – experimentelles Fernsehen. Damals hiess es: «Mach einfach irgendwas, und wenn du gut bist, bekommst du Resonanz.» Heute geht das viel schneller. Ich lerne unglaublich viel von der Zusammenarbeit mit Sandra oder Knossi – und hoffe, dass sie auch etwas von mir mitnehmen.

Was genau steckt hinter der Social–Media–Gameshow, die Sie gemeinsam mit Sandra moderieren?

Gätjen: «Beat the Brand» entstand aus einer Situation, in der sich verschiedene Marken über ihre Social–Media–Kanäle gegenseitig herausgefordert haben. Deichmann hatte dann die Idee: «Ihr könnt viel schreiben – aber jetzt schauen wir, was ihr wirklich draufhabt.» In der Show treten sechs Brands in verschiedenen Challenges mit vorher ausgelosten Teams gegeneinander an. Die Marke, die sich in den Spielen am besten schlägt, ist am Ende der Sieger – natürlich mit einem Augenzwinkern.

Ein anderer ganz besonderer Wettkampf begleitet Sie nun schon seit über 20 Jahren. In Kürze stehen wieder die Oscars an. Unter den Nominierten ist auch ein deutscher Beitrag. Wie stehen die Chancen für «Die Saat des heiligen Feigenbaums»?

Gätjen: Leider sehe ich kaum Chancen, da er in der Kategorie «Bester fremdsprachiger Film» gegen «Emilia Pérez» antritt – einen der Filme mit den meisten Nominierungen neben «Wicked» und «The Brutalist». Aber man darf nicht unterschätzen, wie viel Aufmerksamkeit eine Nominierung bringt – gerade für ein kleineres Projekt mit einer starken politischen Botschaft. «Die Saat des heiligen Feigenbaums» ist ein grossartiger und wichtiger Film.

Wie aufwendig ist die Vorbereitung für die Oscars für Sie?

Gätjen: Ich sehe mir alle Filme vorher an. Das klingt vielleicht verrückt, aber für mich ist es essenziell, um zu verstehen, wie viel Arbeit hinter den Produktionen steckt. Wir erstellen jedes Jahr eine «Oscar–Bibel» mit allen Filmen, Nominierten und Presentern. Zu jeder Person gibt es einen Steckbrief. Zudem überlegen wir uns fünf bis zehn Fragen und suchen nach einer perfekten «Eisbrecher–Frage» für den roten Teppich – in der Hoffnung, dass wir sie auch stellen können.

Werden Sie nach all den Jahren von den Stars auf dem roten Teppich mittlerweile erkannt?

Gätjen: Das passiert tatsächlich immer häufiger. Einmal kam Dwayne «The Rock» Johnson nach dem Interview auf mich zu und sagte: «Steven, thank you so much for your great work over the decades.» [dt.: «Steven, vielen Dank für deine grossartige Arbeit der letzten Jahrzehnte.»] Da dachte ich nur: «Wow, cool, dass du dich erinnerst.» Brad Pitt meinte irgendwann: «Du gehörst ja schon zum Inventar. Immer wenn ich in Deutschland bin, treffen wir uns.» Solche Momente sind natürlich besonders schön. Aber am Ende sind es die Pressesprecher und Managements, die mich über die Jahre kennengelernt haben. Dadurch entsteht Vertrauen. Sie wissen, dass ich meinen Job ernst nehme und mit Leidenschaft dabei bin. Diese Wertschätzung bedeutet mir viel – und genau deshalb liebe ich, was ich tue.

Von SpotOn vor 2 Stunden