Ohne ausreichend Schlaf fällt der Alltag schwer. Kein Wunder, dass sich viele Menschen nach einem Wundermittel für eine erholsame Nacht sehnen. Auf der Plattform TikTok machen immer wieder angebliche Allzweckwaffen für gesünderen Schlaf die Runde. Neuester Trend: «Sleepmaxxing» – ein Kofferwort aus «Sleep» (Schlaf) und «maxxing» (von «to max out» – ausschöpfen). Was steckt dahinter und was bringt der Trend?
«Sleepmaxxing» beschreibt die Idee, Schlaf als Priorität zu setzen und so viel wie möglich davon zu «maximieren». Schlaf ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern wird als zentrale Komponente für ein gesundes und erfülltes Leben angesehen. Der Trend zielt darauf ab, die Länge und Qualität des nächtlichen Schlafs auf ein Maximum zu verbessern.
Ausgedehnte Abendroutinen für besseren Schlaf?
Auf TikTok machen unter dem Hashtag «Sleepmaxxing» zahlreiche Tipps und Tricks die Runde, die angeblich einen besseren Schlaf fördern sollen – darunter etwa der «Sleepy Girl Mocktail», «Mouth–Taping» oder «Magnesium–Spray». Einige User teilen auch ausgeklügelte Abendroutinen: Ein College–Athlet erklärt in einem Video etwa, dass er «zum Schutz meines Schlaf–Wach–Rhythmus» den ganzen Tag eine Blaulicht–Brille trägt. Kurz vor dem Zubettgehen schaltet er dann eine Rotlichtlampe an, die dem Körper helfen soll, das Schlafhormon Melatonin zu produzieren. Es folgt eine Magnesiumtablette, ein Nasenpflaster, ein Tape für den Mund, spezielle Bettwäsche, eine Augenmaske.
Ein weiterer User empfiehlt: Eine Stunde nach dem Aufwachen und vor dem Schlafengehen nicht zum Smartphone zu greifen, für komplette Dunkelheit im Schlafzimmer zu sorgen, sechs bis acht Stunden vor dem Zubettgehen kein Koffein mehr zu konsumieren und ebenfalls eine Blaulicht–Brille zu nutzen. Weitere Tipps auf TikTok lauten unter anderem: keine Flüssigkeit zwei Stunden vor dem Schlafen, eine Stunde vor dem Schlafen duschen, täglich 15 Minuten in die Sauna gehen, jeden Tag 30 Minuten Sonnenlicht, zwei Kiwis vor dem Schlafengehen essen.
Wie sinnvoll ist «Sleepmaxxing»?
Aber wie sinnvoll sind diese Tipps und was bringt das sogenannte «Sleepmaxxing»? Dass Schlaf wichtig für die Gesundheit und das allgemeine Wohlbefinden ist, steht ausser Frage. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten Erwachsene regelmässig sieben Stunden oder mehr pro Nacht schlafen, um optimale Gesundheit zu fördern. Ob es aber wirklich kuriose Trends wie «Mouth–Taping» dafür benötigt, ist fraglich.
Eine feste Abendroutine kann aber nicht schaden, da sind sich Experten einig. Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) rät, den Tag mit einem Morgenritual zu beginnen und vormittags eine halbe Stunde draussen zu verbringen. Ab dem Nachmittag sollten koffeinhaltige Getränke vermieden werden. Zudem rät die Gesellschaft zu einem Workout am Nachmittag. Am frühen Abend sollte leichtes Essen konsumiert werden und so wenig Alkohol wie möglich. Am späteren Abend sollte ein «time out» auf dem Programm stehen, zudem empfiehlt die DGSM, das warme Licht des Sonnenuntergangs zu geniessen und helles, kaltes Licht zu meiden. Geistige und körperliche Anstrengungen sollten zur Nacht kontinuierlich heruntergefahren werden.
Für die Nacht empfiehlt die DGSM ein persönliches Einschlafritual. Auch Sex vor dem Einschlafen sei schlafmedizinisch empfehlenswert. Im Schlafraum sollte eine angenehme Atmosphäre herrschen (verdunkelt, ruhig und kühl). In der Nacht sollte man nicht auf den Wecker schauen – das unterbricht die Nachtruhe.
Fazit: Schlaf ist wichtig für die Gesundheit. Ausreichend Erholung in der Nacht verringert unter anderem das Krankheitsrisiko, senkt Stress, sorgt für gute Laune und beugt Herzkrankheiten vor. Schlaf zur Priorität zu machen, ist also eine gute Idee.