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Triumphzug mit «Anora»

Vier Goldjungen in einer Nacht: Sean Baker schreibt Oscar-Geschichte

Sean Baker hat bei den 97. Academy Awards Filmgeschichte geschrieben. Mit vier Oscars für seinen Film «Anora» stellte der 54–jährige Indie–Regisseur einen 70 Jahre alten Rekord ein, den bislang nur Walt Disney hielt.

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Erfolgreicher Abend: Sean Baker mit seinen vier Oscars.
Erfolgreicher Abend: Sean Baker mit seinen vier Oscars. imago/UPI Photo / PAT BENIC

Es war eine triumphale Oscar–Nacht, die in die Filmgeschichte eingehen wird. Regisseur Sean Baker (54) hat mit seinem Film «Anora» einen Uralt–Rekord eingestellt, der seit sieben Jahrzehnten unerreicht blieb. Der 54–jährige Filmemacher gewann bei den 97. Academy Awards gleich vier Auszeichnungen in den Kategorien «Bester Film» (als Produzent), «Beste Regie», «Bestes Originaldrehbuch» und «Bester Schnitt». Damit zog Baker mit dem legendären Walt Disney (1901–1966) gleich, der 1954 als bisher einziger Filmschaffender ebenfalls vier individuelle Oscars in einer einzigen Nacht mit nach Hause nehmen durfte. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied.

Während Baker alle vier Auszeichnungen für ein einziges Werk erhielt, verteilten sich Disneys Siege im Jahr 1954 auf vier verschiedene Produktionen: «Die Wüste lebt» (bester Dokumentarfilm), «The Alaskan Eskimo» (bester Dokumentar–Kurzfilm), «Toot, Whistle, Plunk and Boom» (bester animierter Kurzfilm) und «Bear Country» (bester Kurzfilm).

«Das ist mein Leitspruch: Filmemacher, macht weiterhin Filme für die grosse Leinwand. Ich weiss, ich werde es tun», erklärte der sichtlich bewegte Baker bei einer seiner vier Dankesreden im Dolby Theatre. Der Regisseur nutzte auch seine Bühne, um für das unabhängige Kino zu werben, das ihm so am Herzen liegt: «Lang lebe der unabhängige Film!»

Seine Hauptdarstellerin Mikey Madison (25) sorgte zudem für eine der grössten Überraschungen des Abends, indem sie sich in der Kategorie «Beste Hauptdarstellerin» doch recht überraschend gegen die favorisierte Demi Moore (62) durchsetzte. Damit erhöhte sich die Gesamtausbeute für «Anora» auf beeindruckende fünf Oscars.

Vom Indie–Filmemacher zum Oscar–Rekordhalter

Bakers Triumph markiert den Höhepunkt einer ungewöhnlichen Karriere. Der heute 54–Jährige galt lange als Aussenseiter in Hollywood und hatte vor «Anora» noch nie eine Oscar–Nominierung erhalten. Bekannt wurde er durch Indie–Erfolge wie «The Florida Project», den er 2016 teilweise heimlich im streng bewachten Disney World drehte – eine ironische Vorgeschichte zu seinem jetzigen Rekord, mit dem er nun mit dem Disney–Gründer gleichzog.

«Anora», das mit einem Budget von nur sechs Millionen Dollar produziert wurde, erzählt die Geschichte einer Sexarbeiterin aus Brooklyn namens Ani, die sich in den Sohn eines russischen Oligarchen verliebt. Der Film gewann bereits die Goldene Palme in Cannes und sammelte auf seinem Weg zu den Oscars zahlreiche weitere Preise ein.

Bei seiner Dankesrede für den Regie–Oscar würdigte Baker unter anderem die Regie–Legende Quentin Tarantino (61), der seine Hauptdarstellerin Mikey Madison einst auch für «Once Upon a Time in Hollywood» besetzte: «Ohne diesen Schritt hätte es keine Anora gegeben.» Er dankte auch seiner Mutter, die ihm «im Alter von fünf Jahren das Kino nähergebracht» habe und zufällig am selben Tag Geburtstag feierte.

Mit einem Augenzwinkern kommentierte Baker ausserdem seine Doppelrolle als Regisseur und Cutter: «Ich schätze die Anerkennung wirklich, aber mein Gott, wenn ihr das Rohmaterial gesehen hättet – ich habe den Film erst im Schnitt gerettet, glaubt mir. Dieser Regisseur sollte nie wieder arbeiten.»

Von SpotOn vor 1 Stunde