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Ein Arzt klärt auf

Warum der Hype um die neue Abnehmspritze Wegovy so gefährlich ist

Seit dieser Woche ist das Präparat Wegovy in Deutschland zugelassen - die Nachfrage ist gross. Warum das vermeintliche Abnehm-Wundermittel kein Lifestyle-Produkt ist und für wen es geeignet ist, erklärt Dr. Jens Kröger, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie im Interview.

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Die Präparate Ozempic (Foto) und Wegovy führen zu schneller Gewichtsabnahme.
Die Präparate Ozempic (Foto) und Wegovy führen zu schneller Gewichtsabnahme. myskin/Shutterstock.com

Es klingt verlockend: Einmal die Woche eine Spritze und schon schmelzen die Kilos dahin. Die Rede ist von den Medikamenten Ozempic oder Wegovy. Elon Musk (52) hat das vermeintliche Wundermittel beworben, Stars wie Kim Kardashian (42) sollen ihm ihre neue verschlankte Figur zu verdanken haben und in den sozialen Medien ist ein wahrer Hype ausgebrochen. Seit dieser Woche dürfen Ärzte auch das Präparat Wegovy in Deutschland als Therapie verschreiben - die Nachfrage ist riesig. Was man über die Abnehmspritze wissen muss - und weshalb sie keineswegs als Lifestyle-Produkt zu verstehen ist.

Wie wirken Wegovy und Ozempic?

Spritzt man sich wöchentlich das Mittel mit dem Wirkstoff Semaglutid unter die Haut, reguliert das den Appetit. Beim Essen stellt sich das Sättigungsgefühl schneller ein. Patientinnen und Patienten haben dadurch weniger Hunger. Laut Studien führt das in einigen Monaten zu rund 15 Prozent Gewichtsabnahme bei Wegovy und rund acht Prozent bei der Einnahme von Ozempic.

Um einen «quick-fix» handelt es sich bei den beiden Präparaten nicht. Erste Ergebnisse treten nach ein paar Wochen oder Monaten ein, anschliessend endet die Therapie aber nicht. «Es ist eine Dauertherapie», erklärt Dr. Jens Kröger, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie und Vorstandsvorsitzender der Deutschen Diabetes-Hilfe im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news. «Man muss die Medikamente für immer weiter nehmen. Setzt man sie ab, setzt der sogenannte Jo-Jo-Effekt ein.»

Für wen ist das Medikament geeignet?

Ein Lifestyle-Produkt, um die Traumfigur zu erreichen, ist das Mittel sicher nicht, betont Dr. Kröger. Er nennt den Hype um die Mittel als reine Abnehmprodukte «fatal».

«Diese Medikamente haben einen klaren Zulassungsgrund: Ozempic für Menschen mit Diabetes Typ 2 und Wegovy für Menschen mit Adipositas - ab einem Body-Mass-Index von 30 oder 27 mit Erkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck», sagt Dr. Kröger. «Beide Medikamente sind keine Lifestyle-Medikamente.»

Das Problem: «Wir kämpfen momentan in der Versorgung damit, dass diese Medikamente nicht zur Verfügung stehen, weil ein solcher Hype um sie gemacht wird. Dadurch ist die Versorgung für die Menschen, die sie wirklich brauchen, teilweise nicht mehr gewährleistet, weil die Medikamente eingeschränkt lieferbar sind.»

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Doch Versorgungsknappheit ist nicht das einzige Problem. Die Einnahme von Ozempic oder Wegovy kann zu einigen Nebenwirkungen führen, am häufigsten Magen-Darm-Beschwerden. «Dazu gehören Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sowie in einigen Fällen Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Menschen mit Typ 2 Diabetes könnten ein erhöhtes Risiko für Schilddrüsenkrebs haben», so Dr. Kröger.

Menschen, die das Medikament wirklich für ihre Diabetes- oder Adipositas-Therapie brauchen, empfiehlt er das Präparat aber. «Man muss die Nebenwirkungen natürlich vorher abwägen, aber bei einer Diabetes- oder Adipositas-Therapie überwiegen häufig klar die Vorteile.»

Was kostet die Abnehmspritze?

In Deutschland sind die Medikamente rezeptpflichtig. Ozempic wird bei Patienten mit Typ 2 Diabetes von den gesetzlichen und privaten Kassen bezahlt. Wer sich für die Therapie mit Wegovy entscheidet und ein Rezept bekommt, muss mit hohen Kosten rechnen - die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten bisher nicht. Mit etwa 300 Euro pro Monat muss man laut Dr. Jens Kröger rechnen.

Grosse Chance für Diabetes- und Adipositas-Erkrankte

Dr. Kröger sieht sowohl Ozempic als auch Wegovy als einen wichtigen Baustein der Diabetes- und der Adipositas-Therapie. Allerdings betont er: «Auch, wenn Sie die Spritze nehmen, müssen Sie weiterhin darüber nachdenken, Ihre Ernährung- und Bewegungsempfehlungen sinnvoll umzusetzen.» Was die Spritzen Betroffenen allerdings geben, sei Mut: «Viele Menschen Leute sind insbesondere bei der Adipositaserkrankung so frustriert, weil sie schon alles Mögliche probiert haben, aber keine Erfolge einsetzen. Die Spritze kann dabei eine gute Motivation und Unterstützung sein, weil Erfolge schneller sichtbarer werden.»

Von SpotOn am 19. Juli 2023 - 16:54 Uhr