Manu Burkart, 43, und Jonny Fischer, 41 (r.), mussten ihre aus-verkauften Divertimento-Shows verschieben.
Was darf Humor alles?
Wir sind der Meinung, im privaten Rahmen darf Humor alles. Dies leben wir auch aktiv. 80 Prozent der Witze oder Situationen, über die wir privat lachen, würden wir auf keinen Fall auf der Bühne zeigen oder erzählen. Da unterscheiden wir sehr. Aber natürlich haben wir auf der Bühne auch sozialkritische Momente, wo wir die Leute zwischen den Zeilen zum Denken anregen wollen.
Worüber müsst ihr selbst zurzeit am meisten lachen?
Allgemein haben wir beide Riesenfreude an Missgeschicken. Dies können Versprecher sein, Stolperer, Missverständnisse, Fettnäpfchen etc. Leider ist Schadenfreude negativ geprägt; denn wir finden das echt lustig – wenn niemand richtig zu Schaden kommt.
Wann hat euch Lachen schon geholfen, in welchen schwierigen Momenten?
Gerade in diesem Jahr haben wir sehr oft über uns und unsere Situation und auch über unsere Machtlosigkeit gelacht. Dies hat immer eine reinigende Wirkung und hilft sehr beim Frustabbau. Ehrlicherweise gelang uns dies im vergangenen Jahr aber oft auch nicht.
Kiko: Der 34-jährige Ostschweizer würde gerne mit seinem ersten Solo-Bühnenprogramm «Solo» auftreten.
Worüber müssen Sie zurzeit am meisten lachen?
Übers Internet. Aber ehrlicherweise bin ich von all den Comedy-Portalen etwas enttäuscht. Viele sind sehr ernst geworden oder haben aufgehört. Es wäre eine wichtige Zeit, um viel Humor zu veröffentlichen, aber das braucht Kraft. Wir sind ja keine Maschinen. Ich versuche dennoch, jeden Tag ein paar lustige Videos hochzuladen.
Was darf Humor alles?
Alles, wenn man dahinterstehen kann. Ich habe selber Tabuthemen, die ich einfach nicht lustig finde. Wir sollten künstlerische Freiheiten haben, denn wir setzen uns so immerhin mit den Themen auseinander.
Was inspiriert Sie zu Ihren Pointen?
Das Leben. 98 Prozent meiner Pointen sind aus meinem Leben oder dem von Freunden. Die Leute spüren, ob die Geschichten wahr sind.
Wann hat Ihnen Lachen schon geholfen?
Immer. Wenn alles Murphys-Law-mässig schiefgeht, ich getestet werde, kann ich nur noch lachen.
Lara Stoll: Die 33-jährige Slam-Poetin, Musikerin und Kabarettistin erhält dieses Jahr den Salzburger Stier.
Was darf Humor alles?
Satiriker Viktor Giacobbo würde bei dieser Frage wohl den Tisch umhauen und rauslaufen. Ich finde: ja alles. Natürlich muss man damit rechnen, dass es bei anderen nicht so gut ankommt. Aber wer würde denn die Regeln aufstellen, was Humor darf und was nicht? Der Bundesrat?
Worüber müssen Sie selbst zurzeit am meisten lachen?
Meine Freunde und mein Freund, Leute, die mir sehr nahe sind, bringen mich sehr fest zum Lachen, auch sehr über mich selbst. Und sonst schon auch der Bundesrat. (Lacht.) Also aus herzigen Gründen. Ich finde es einfach herzig, dass wir den Bundesrat haben. Die sieben Käuze, und wie sie versuchen, diesen Wahnsinn zu organisieren – trotz den vielen komischen Menschen, die meinen, sie wüssten es besser. Er kann einem manchmal ein bisschen leid tun, der Bundesrat. Ich schicke ihm Good Vibes.
Was inspiriert Sie zu Ihren Pointen?
Blöde Situationen in alle erdenklichen Richtungen.
Was für ein Gefühl löst es aus, wenn Leute bei Ihren Programmen lachen?
(Streckt lachend die Faust gen Himmel.) Genugtuung.
Gardi Hutter: Die 68-Jährige feiert das 40-Jahr-Jubiläum ihrer Bühnenfigur Hanna. Dazu gibts auch ein Buch: «Trotz allem – Gardi Hutter».
Warum ist Humor gerade in einer Krise wie Corona wichtig?
Humor ist das ganze Leben über wich-tig. Es ist das Intelligenteste, was die Menschheit für sich erfunden hat, um mit Schmerz, Krisen und Verlusten umgehen zu können. Humor ist also eine Überlebensstrategie.
Worüber lachen Sie selbst derzeit am meisten?
Über menschliche Fehlleistungen wie beispielsweise Eitelkeit. Denn da holt der Humor quasi etwas von oben herab, er nimmt jemandem die Maske ab – und man sieht, wie er wirklich ist: nämlich nicht so intelligent, nicht so cool und nicht so souverän, wie die Person sich vielleicht nach aussen gibt.
Wer oder was inspiriert Sie zu Ihren Pointen?
Alles! Das kann ein Buch sein, ein Film, ein unfreiwillig mitgehörtes Gespräch im Tram oder eine Anekdote, die mir eine Freundin erzählt hat. Ich habe das Gefühl, als Profi-Komikerin habe ich ständig ausgefahrene Sensoren. Und alles wandert in mein Sammelsurium. Das ist wie bei einem Komposthaufen. Da landen auch Unkraut und Abfall – und dann erwächst etwas Neues daraus.
Kaum eine Generation, die «Jowaa …!» nicht kennt. Mit seinen 70 Jahren hat sich Bauchredner Urs Kliby von der Bühne verabschiedet.
Wer inspiriert Sie zu Ihren Pointen?
Vor allem viele Kinder. Sie sind ehrlich, haben einen gesunden Humor, der noch nicht unter der Gürtellinie ist. Vor ein paar Monaten kam ein Bub zu mir und sagte: «Schön, Kliby, dass ich Sie mal ‹läbdig› sehe.» So herzig. Sie sagen oft, sie hätten noch einen Gag für Caroline.
Wann hat Ihnen Lachen schon geholfen?
Bei meinen gesundheitlichen Rückschlägen. In den Spitälern konnte ich viel bewirken, indem ich auch lustige Sprüche gemacht habe. Alle Ärzte sagten, sie hätten selten so einen positiven Typen wie mich gesehen. Lachen ist die beste Medizin. Sie kostet am wenigsten und wirkt am sichersten und besten. Und schliesslich erreichte ich mit «Lache isch gsund» am Grandprix der Volksmusik der Schweiz 1989 den zweiten Platz.
Was für ein Gefühl löst es aus, wenn Leute bei Ihren Programmen lachen?
Ich habe dann das Gefühl, dass die Leute vom Alltag abschalten und ihre Sorgen vergessen können. Wenn schöne Lacher kommen, habe ich das Gefühl, dass ich es richtig gemacht habe.
Fabian Unteregger: Der 45-jährige Zürcher verarbeitet Fakten rund um die Corona-Pandemie zu humorvollen Aufklärungsvideos.
Warum ist Humor in der (Corona-)Krise wichtig?
Humor ist in jeder Situation wichtig. Je übler die Situation, desto wichtiger wird er. Humor ist Wellness für Gehirn und Körper. Während der Pandemie werden Körper und Geist in eine Warteschleife geschickt – Humor ist die erlösende Luft-Betankung. Wer keinen Humor hat, dem fehlt nun umso mehr ein wichtiges Ventil. Egal, welche Massnahmen beschlossen werden – der Humor bleibt uneingeschränkt.
Wann hat Ihnen Lachen schon geholfen?
Humor hilft mir täglich. Eigentlich mache ich dann gedanklich stets einen Schritt zurück und betrachte mich von aussen. Dann sehe ich meist tifig, dass ich und die Situation, in der ich stecke, so im Grossen und Ganzen ziemlich unbedeutend sind.
Was darf Humor alles?
(Lacht.) Viel eher die Frage: Was kann Humor alles? Eigentlich wenig: nicht einparken, nicht die Post holen, nicht die Wohnung putzen. Aber etwas Wesentliches schon: einen Moment des Glücks spenden!
Anet Corti: Wegen der Pandemie war die Premiere ihres Stücks «Echt?» bis auf Weiteres auch die Dernière der 52-jährigen Baslerin.
Worüber müssen Sie selbst zurzeit lachen?
In der Krise allgemein über die Technik. Wie wir uns alle umstellen mussten, digitalisiert wurden und wie wir oft damit überfordert waren. Dabei wurde mir bewusst, dass Live-Auftritte für Kleinkunst und Kabarett unersetzlich sind.
Was für ein Gefühl löst es aus, wenn Leute bei Ihren Programmen lachen?
Für diesen Moment mache ich meinen Beruf. Ich stehe auf der Bühne und teile meine ausgedachte Geschichte mit den Leuten. Und wenn sie lachen, steigen sie in die Geschichte mit ein. So kommt etwas zurück, und es wird zu einem Ballspiel, das hin- und hergeht. Ein magischer Moment! Ein Moment, dann ists fertig. Aber er ist so schön.
Was darf Humor alles?
Sehr viel. Aber wie weit er gehen kann, entscheidet schlussendlich jeder Mensch selbst. Ich kann auch nicht über alles lachen. Aber dadurch, dass Humor so individuell ist, kann er sehr weit in alle Richtungen gehen. Und Satire gegen oben ist natürlich toll.
Lorenz Keiser: Als einer der wenigen konnte der 61-jährige Zürcher Kabarettist 2020 sein Programm «Wobisch?!» einige Male aufführen.
Warum ist Humor in der Krise wichtig?
Humor ist eine Lebenshaltung, die hilft, gelassen und mit Heiterkeit durchs Leben zu gehen. In Momenten der Krise macht Humor den entscheidenden Unterschied.
Worüber müssen Sie selbst zurzeit lachen?
Übers BAG.
Wann hat Ihnen Lachen schon geholfen?
Lachen hilft mir durch jede Bundesratskonferenz. Seit einem Jahr. Ohne zu lachen, könnte ich die gar nicht mehr anschauen.
Was für ein Gefühl löst es aus, wenn Leute bei Ihren Programmen lachen?
Das ist das Grösste. Die Befriedigung, dass ich weiss, meine Arbeit hat ihren Sinn erfüllt. Und es gibt mir das tolle Gefühl: Ich bin nicht allein!
Was darf Humor alles?
Humor darf gar nichts. Und Humor muss nichts. Humor ist einfach. Und wenn er ist, dann kann man mit Humor alles. Das ist die Magie.