Zum ersten Mal hat Donald Trump heute Sonntag in einem Tweet geschrieben, dass Joe Biden die US-Wahl gewonnen hat. Allerdings beinhaltet sein Statement nebst diesem Zugeständnis nicht etwa eine Gratulation an seinen Kontrahenten, sondern weitere Vorwürfe.
Biden habe nur gewonnen, weil die Wahl manipuliert gewesen sei, schreibt der noch amtierende Präsident. Zudem wiederholt Trump seine (unbelegten) Vorwürfe, es seien keine Wahlbeobachter zugelassen gewesen und eine «radikal linke Firma» sei für die Zählungen verantwortlich gewesen.
Kurze Zeit später folgte dann die komplette Wende: «Ich gestehe gar nichts ein», stellte Trump in einem weiteren Tweet klar. Biden habe nur in den Augen von «Fake-News-Medien» gewonnen. «Wir haben noch einen langen Weg zu gehen.»
Rund eineinhalb Wochen nach den US-Wahlen und eine Woche, nachdem Joe Biden die benötigte Anzahl Wahlleute von 270 überschritten hat, wird klar: Der Sieg der Demokraten dürfte deutlich ausfallen.
So legten sich am Freitagabend nun mehrere US-Fernsehsender wie CNN, NBC und CBS definitiv fest und vergeben aufgrund ihrer Prognosen nebst Arizona (11 Stimmen) auch Georgia (16 Stimmen) an Joe Biden. Damit erreicht Joe Biden ein Total von 306 Wahlleuten. South Carolina wiederum geht an Donald Trump, der damit auf 232 Wahlleute kommt.
Trotz dem nun – abgesehen von möglichen rechtlichen Schritten – praktisch definitiven Resultat hat Donald Trump seine Niederlage weiterhin nicht eingestanden. Immerhin lässt er in einer Bemerkung jedoch erkenne, dass er inzwischen die Möglichkeit einer Wahlniederlage und einer neuen Regierung in Betracht zieht. So meinte er nur wenige Stunden nach Bekanntwerden der zusätzlichen Resultate in einer Ansprache bezogen auf einen Corona-Lockdown: «Hoffentlich wird die - was immer in der Zukunft passiert, wer weiss, welche Regierung es sein wird, ich denke, das wird sich zeigen. Aber ich kann Ihnen versichern, diese Regierung wird keinen Lockdown machen.»
Joe Biden hat die Präsidentschafts-Wahlen gewonnen! Dies teilte CNN auf Twitter mit. Indem Biden seinen Kontrahenten Trump im Bundesstaat Pennsylvania abgehängt hat, konnte er 20 Wahlmänner für sich verbuchen. Damit überschreitet er die magische Grenze von 270 Wahlmännern.
Biden wird sich am Abend (Ortszeit) mit einer Rede an die Nation wenden. Auf Twitter gibt er bereits ein erstes Statement ab: «Amerika, ich fühle mich geehrt, dass ihr mich ausgesucht habt, unser grossartiges Land zu regieren», schreibt er.
Es liege viel Arbeit vor ihm und dem Volk, aber er verspreche: «Ich werde ein Präsident für alle Amerikaner sein. Egal, ob ihr mich gewählt habt oder nicht.»
Es sieht gut aus für Joe Biden. Der Präsidentschaftskandidat der Demokraten kann derzeit in den Staaten Pennsylvania, Georgia, Arizona und Nevada mehr Stimmen verbuchen als sein Kontrahent Donald Trump und vergrössert seinen Vorsprung stetig.
In einer Rede ans Volk gab sich Biden dann auch siegessicher: «Wir werden dieses Rennen gewinnen», sagte der 77-Jährige in der Nacht auf Samstag. Er habe schon über vier Millionen Stimmen mehr auf seinem Konto als Donald Trump und freue sich, dass er und die Demokraten nach 24 Jahren wieder Arizona und nach 28 Jahren wieder Georgia für sich gewinnen werden.
Obwohl noch immer kein Sieger feststeht und Trump bereits mit einer Klagewelle droht sagt Biden: «Ich war noch nie so optimistisch über die Zukunft dieser Nation.»
Optimistisch ist auch Trump: Trotz des wachsenden Vorsprungs von Joe Biden schreibt er auf Twitter: «Ich habe diese Wahl mit grossem Vorsprung gewonnen.»
Nach Georgia soll Joe Biden auch in Pennsylvania in Führung gegangen sein. Gewinnt der Demokrat in dem US-Bundesstaat würde er 20 Elektoren-Stimmen und holen und käme damit auf 273, was ihm die Präsidentschaft sicher würde. Donald Trump will seine Niederlage nicht eingestehen und versucht weiterhin, die Wahlen mittels diverser Klagen zu sabotieren.
Tag 3 - Donald Trump droht mit Klagewelle
Am Donnerstagmorgen ist klar: Die US-Wahlen werden uns voraussichtlich noch etwas länger beschäftigen. US-Präsident Donald Trump sieht offenbar seine Felle davon schwimmen und droht nun mit einer Klagewelle, sollte Joe Biden das Rennen um die nächste Präsidentschaft machen.
Am Donnerstagabend (US-Zeit) gab er im Weissen Haus eine Pressekonferenz zur aktuellen Situation. Obwohl Joe Biden kurz davor steht, die für eine Wahl 270 Wahlmänner zusammen zu haben, behauptet Trump weiterhin, dass er eigentlich die Nase vorn hat.
Das Land werde von einer «roten» - also republikanischen - Welle überrollt. «Wenn man die legalen Stimmen zählt, gewinne ich mit Leichtigkeit», sagte er vor der Presse im Briefing Room im Weissen Haus. Die Demokraten würden mit zu spät eingereichten Briefstimmen versuchen «uns die Wahl zu stehlen».
Stimmen für ihn seien «unterdrückt» worden. In seiner Ansprache zeichnet er das Bild einer grossen Verschwörung gegen ihn.
Briefwahl sei «korrupt»
«Sie warten ab, wie viele Stimmen sie brauchen. Es ist erstaunlich, wie einseitig diese Briefwahlzettel sind», so Trump. Das sei ein «korruptes System». Der Hintergrund: Briefwahl-Stimmen gehen in der Tendenz weitaus häufiger aufs Konto der Demokraten. Kommentatoren begründen dies damit, dass diese Wahl aufgrund der Corona-Pandemie sowieso schon aussergewöhnlich und neuartig sei - noch nie haben dermassen viele US-Bürgerinnen und Bürger per Brief abgestimmt.
Aus seiner eigenen Partei erhält Trump aktuell kaum Zuspruch. Erste ranghohe republikanische Politikerinnen und Politiker distanzieren sich bereits vom amtierenden Präsidenten und kritisieren seine Aussagen. Trump twittert derweil weiter und wird vom Nachrichten-Dienst wie inzwischen üblich als «problematischer Inhalt» markiert.
Auch im US-Bundesstaat Nevada, auf dessen Ergebnisse gespannt gewartet wird, will der aktuelle US-Präsident wegen Wahlbetrugs eine Klage einreichen. Für 17.30 Uhr (MEZ) hat das Wahlkampf-Team eine Pressekonferenz in Las Vegas einberufen. Das Rennen im Kampf um die 6 Elektoren ist in Nevada sehr eng, noch soll Biden knapp führen. «Stoppt die Zähung!», twitterte Trump.
Am frühen Donnerstagmorgen Schweizer Zeit sieht es schlecht aus für Donald Trump. US-Medien haben errechnet, dass Joe Biden aktuell noch 17 Wahlmännerstimmen fehlen. Gewinnt er die, etwa aus Arizona (11 Wahlleute) oder Nevada (6 Wahlleute), dann hat er die Präsidentschaft im Sack.
Donald Trump rief sich schon am Mittwoch als nächster Präsident der USA aus. Jetzt, wo sich das Blatt zu drehen scheint, kann Biden sich freuen. Der geht das etwas zurückhaltender an. Auf sozialen Medien lässt er verlauten: «Ich bin zuversichtlich, dass wir als Sieger hervorgehen», schreibt Biden. Es sei aber nicht alleine sein Sieg, es sei ein Sieg für das amerikanische Volk.
Das amerikanische Volk hat Joe Biden bei der US-Wahl 2020 zu einem Rekord verholfen. Nachdem diese Wahl bereits mit der höchsten Wahlbeteiligung aller Zeiten in die Geschichte geht, darf sich der demokratische Kandidat mit diesem Erfolg schmücken: Noch nie hat ein Kandidat so viele Stimmen bekommen wie Biden.
Biden liegt mit 253 Wahlmännerstimmen inzwischen etwas deutlicher vor Donald Trump mit 214. Noch sind nicht alle Staaten fertig ausgezählt. Gewinnt Biden in Arizona und Nevada, dann hat er die Wahl gewonnen. Auch Georgia ist noch nicht fertig. Dort stehen 16 Wahlmännerstimmen auf dem Spiel. Aktuell hat dort Donald Trump die Nase vorn. Einige US-Experten glauben, dass Biden aber noch nicht aus dem Rennen ist und Georgia noch drehen könnte.
Wenig aussichtsreich sieht die Situation für Biden in Pennsylvania aus. Dort geht es um 20 Stimmen. Aktuell liegt Donald Trump deutlich vorn. Doch viele Briefstimmen, die tendenziell häufiger an an Demokraten gehen, sind noch nicht fertig ausgezählt.
Was braucht Trump für einen Sieg?
Gewinnt der amtierende Präsident die Staaten Arizona, Pennsylvania und Georgia, würde es für eine zweite Amtszeit reichen.
Update, 4. November, 15:15 Uhr: Biden führt in Michigan
Ein Gewinner steht zwar noch immer nicht fast, doch der Endspurt im Kampf ums Rennen ins Weisse Haus wird immer spannender. Nach Wisconsin soll Joe Biden gemäss dem TV-Sender CNN jetzt auch in Michigan in Führung liegen – wenn auch nur sehr knapp. Allerdings liegt Trump in Pennsylvania, wo es 20 Elektoren-Stimmen zu gewinnen gibt, klar vorne.
Zuvor hatte Trump erklärt, die Wahl gewonnen zu haben und damit gedroht, das Supreme Court anzurufen, sollten weiterhin Stimmen ausgezählt werden. Er sprach dabei von Wahlbetrug.
Auf der Black Lives Matter Plaza in der Nähe des Weissen Hauses in Washington haben in der Nacht auf den Mittwoch mehr als 1000 Menschen gegen US-Präsident Donald Trump und dessen Politik demonstriert. Mit Sprechchören und Plakaten machten sie auf ihre Anliegen aufmerksam. «Wenn wir keine Gerechtigkeit bekommen, bekommen sie keinen Frieden!» werden die Demonstrantinnen von der «Welt» zitiert. Andere hielten Transparente mit der Aufschrift «Entfernt Trump» in die Höhe.
Auch in anderen US-Städten wie Seattle, Portland oder New York versammelten sich Menschen auf der Strasse. Das ganze Land ist in Alarmbereitschaft, viele fürchten Ausschreitungen nach der Bekanntgabe des Wahlresultates.
Auch wenn sich Donald Trump in seiner Rede schon zum Sieger der disjährigen US-Wahl ausgerufen hat – so klar ist das nicht. Aktuell steht und fällt die US-Wahl mit dem Resultat aus den Swing States Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Dort kommt es zu Verzögerungen bei den Auszählungen der per Briefwahl eingegangenen Stimmen. Aktuell ist die Auszählung laut US-Medienberichten pausiert, die Arbeit soll am Mittwochvormittag (Ortszeit USA) wieder aufgenommen werden. Weitere Resultate erwarten Experten nicht vor Mittwochabend (CH-Zeit).
Swing States sind Staaten, in denen beide grossen Parteien gute Chancen auf einen Wahlsieg haben. Sie sind im Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Trump und Biden also das Zünglein an der Waage. Aktuell liegt Joe Biden mit 220 Elektoren knapp vor Donald Trump mit 213.
Die Elektoren (anderer Ausdruck für Wahlmänner, engl. Electors) sind entscheidend. US-Bürger wählen mit ihrer Stimme jeweils für ihren Wahlbezirk bestimmte Vertreter, die im Anschluss für ihren Präsidentschafts-Kandidaten stimmen werden. Die US-Wahlen folgen einem indirekten Wahlprozess. Insgesamt gibt es 538 Wahlleute, die von 50 Bundesstaaten und dem District of Columbia entsandt werden. Zusammen bilden sie das «Electoral College».
Update, 4. November, 8:48 Uhr: Trump stellt Legitimität in der Wahl in Frage
Um kurz vor halb neun Schweizer Zeit tritt Donald Trump im Weissen Haus vor die Medien. Der Präsident gibt sich siegessicher: «Wir bereiten eine grosse Feier vor» – die Menge jubelt. In seiner Rede behauptet er, bereits Stimmen von Staaten zu besitzen, die noch gar nicht fertig ausgezählt sind. Kümmern tuts ihn nicht, er bleibt siegessicher: «Aber wir brauchen diese weiteren Stimmen gar nicht, wir gewinnen sowieso.»
Trotzdem kündigt er bereits an, dass er die weitere Auszählung der Stimmen stoppen will – zur Not würde er bis vor den Supreme Court, das ist die höchste richterliche Instanz in den USA, gehen. Verzögerungen, die es bei der Auszählung in der Nacht auf heute gab, hält er für nicht rechtens. Er hinterfrage die Legitimität vieler Wahlzettel, sagt er und unterstellt den Demokraten Betrug: «Sie haben versucht, zu betrügen. Doch ich habe vorausgesagt, dass wir gewinnen werden. Und ich glaube nun auch sagen zu können, dass wir gewonnen haben!»
In den USA wird aktuell zwar nicht mehr gewählt, aber Millionen von Stimmen sind noch nicht ausgezählt. Das Blatt könnte sich theoretisch also noch wenden. Aber es könnte laut US-Experten ein Kopf-an-Kopf-Rennen werden.
Derweil erfreut uns der folgende Tweet. Dieses Bild von den Wahlen 2016 kursiert wieder auf sozialen Medien:
Was bisher geschah - die Wahlnacht kompakt
Er ging als grosser Favorit ins Rennen. Doch für Joe Biden kam es nicht zum von vielen erwarteten Erdrutschsieg. Für Donald Trump sieht es überraschend gut aus, der Republikaner konnte entgegen vieler Umfragen mehr Boden gut machen.
Inzwischen sind die Wahllokale in den meisten Bundesstaaten geschlossen. Nach der enttäuschenden Wahlbeteiligung von vor vier Jahren schreiben die US-Wähler 2020 ein Rekordjahr. Mit 331 MillionenUS-Bürgerinnen und -Bürgern könnte diese Wahl als Rekord in die Geschichte eingehen.
Biden gibt sich verhalten optimistisch
Bis der Fall klar ist und wir wissen, wer der nächste Präsident der USA ist, brauchen wir noch etwas (oder viel?) Geduld und Nerven. Denn: Bislang haben die beiden Kandidaten in etwa das erreicht, was erwartet wurde. Biden hat den Bundesstaat Kalifornien für sich entschieden, Trump holte Florida.
Am frühen Mittwochmorgen liegt Biden zwar leicht vorne, doch das kann sich theoretisch jederzeit ändern. Um 6:40 Uhr Schweizer Zeit bedankte sich der Demokrat in einem ersten Statement bei seinen Wählerinnen und Wählern. Er zeigt sich verhalten optimistisch: «Wir müssen geduldig sein, bis der allerletzte Wahlzettel gezählt wurde. Aber wir sind guter Dinge.»
Trump twittert derweil Allerhand und sein Tweet wird von Twitter - mal wieder - als «irreführender Inhalt» markiert:
New Hampshire hat sich für Joe Biden entschieden. Noch vor vier Jahren war der Ostküstenstaat ein hart umkämpftes Pflaster – ging aber letztlich an Hillary Clinton. US-Beobachter werten diesen Sieg als Indikator dafür, dass Joe Biden allenfalls in den besonders umkämpften Swing States das Rennen machen könnte.
Die zweite Überraschung könnte aus Arizona kommen: Biden liegt nach der Auszählung von laut der New York Times 79 % der Stimmen vorne – der Bundesstaat war noch vor vier Jahren klar in republikanischer Hand.
Das Rennen ist also noch offen, der Vorsprung von Joe Biden auf Donald Trump noch zu knapp, um sich in Sicherheit zu wähnen. Um die US-Wahl zu gewinnen, braucht ein Kandidat 270 Elektoren (Wahlmänner). Selbst wenn ein Staat nur über wenige Wahlmänner verfügt, können sie am Schluss das Zünglein an der Waage sein.
Noch werden Millionen von Stimmen ausgezählt. Die Corona-Pandemie zieht auch an den US-Wahlen nicht spurlos vorbei. Es dauert alles etwas länger. Es gibt Stimmen, die davon ausgehen dass sich dieser Wahlkrimi noch über einige Tage zuspitzen könnte. Immerhin: Bis jetzt verlief die Wahl – wider Erwarten für viele – friedlich ab.