Sharon Stone, 63, brachte am Wochenende ein grosse Portion Hollywood-Glamour an das Zurich Film Festival. Doch die Film-Diva, die mit dem Erotik-Thriller «Basic Instinct» in den 90er-Jahren zum absoluten Superstar avancierte, überraschte bei ihrem Besuch in der Schweiz aber auch mit nachdenklichen Tönen.
«Mir ging es einfach nicht gut, ich hatte sehr viele Probleme», sagte Stone an der Pressekonferenz im Zürcher Luxushotel Baur au Lac. 2001 erlitt die Schauspielerin eine massive Hirnblutung, gefolgt von einem Schlaganfall, ihr Leben stand auf Messers Schneide. «Ich konnte nicht mehr richtig sehen, nicht mehr gut gehen, ich habe viel Hörvermögen in meinem rechten Ohr eingebüsst, ausserdem begann ich zu Stottern», beschreibt Sharon Stone die Situation damals. Erst als ihr Freund Quincy Jones, der selber mehrere Schlaganfälle erlitt, ihr einen Spezialisten in Los Angeles vermittelte, verbesserte sich ihr Zustand. Heute scheinen ihre gesundheitlichen Probleme – zumindest vordergründig – verschwunden zu sein. Doch die Krankheit und die lange Genesung haben Sharon Stone verändert, sie dankbar, aber auch nachdenklich gemacht.
Nach der langen Krankheit konnte Sharon Stone, die mit «Basic Instict» und «Casino» riesige Kinoerfolge ablieferte, nicht mehr an den Karriere-Höhenflug anknüpfen. «Mein Management und meine Agentur gaben mir erst keine Rollen mehr und dann feuerten sie mich» erinnert sich die Schauspielerin in Zürich. Seither hält sie die Zügel selber in die Hand – wer einen Film mit ihr drehen will, muss sich direkt bei ihr melden. «Man erreicht mich via Instagram, dort kommen pro Woche sicher sechs Rollenangebote rein», verrät Sharon Stone.
Auf die Frage, was sie zu den grössten Erfolgen ihrer Karriere zählt, antwortet Sharon Stone: «Dass ich so viele unterschiedliche Rollen spielen durfte. Vor allem Comedy macht mir viel Spass. Sowieso wird alles immer lustiger, je älter ich werde.» Doch als den allergrössten Erfolg wertet die Frau aus der Kleinstadt Meadville im US-Bundesstaat Pennsylvania eine persönliche Errungenschaft: «Ich bin extrem scheu! Wenn ich als Kind in der Kirche sprechen musste, brach ich in Tränen aus. Heute kann ich frei auf der Bühne vor viele Leute sprechen – das macht mich stolz!»
Das Filmgeschäft ist bis heute stark von Männern geprägt, was Sharon Stone aus eigener Erfahrung kennt. «Es kam vor, dass ich am Set die einzige Frau unter 250 Männern war», sagt sie und ergänzt: «darum möchte ich in Zukunft gerne viel öfter mit Frauen drehen.» Sie habe sich lange nicht als Feministin gesehen, weil ihr Vater ein, wie sie sagt, «Hardcore-Feminist» gewesen sei. «Auf dem Spielplatz tadelte er mich jeweils, wenn ich mir beim Spielen nicht genüg Mühe gab, nur um den Jungs zu gefallen. Dann schickte er mich zurück aufs Spielfeld und sagte mir, ich solle gefälligst mein Bestes geben.»
Dies Anekdote veranschaulicht gut, wie Sharon Stone heute noch tickt. Sie muss niemanden mehr etwas beweisen, niemandem mehr gefallen, sie ist mit sich im Reinen. «Es ist wunderschön, Ernst genommen zu werden», sagt sie. Nur etwas sei noch besser: «Mutter zu sein.»