Milow, wie hast du den Corona-Sommer verbracht?
Ich habe viele neue Lieder geschrieben. Ich habe versucht, beschäftigt und positiv zu bleiben, kreativ zu sein. Die meiste Zeit hat es funktioniert. Aber es gab auch Zeiten, in denen es mir wirklich fehlte, Milow zu sein. Auf der Bühne zu stehen gibt mir meine Identität als Künstler und als Mensch. So ergeht es vielen Musikern.
Was war für dich das eindrücklichste Erlebnis?
Die Wochen nach der Ermordung von George Floyd, die ich in meinem Haus in Los Angeles verbrachte. Dort, wo ich wohne, patrouillierte die Army ein paar Tage lang mit Panzern auf der Strasse. Häuser wurden in Brand gesetzt, es gab Gewalt. Die Situation eskalierte auch wegen Corona. Anfangs gab es die nette, romantische Sichtweise, dass Corona keine Rücksicht nimmt auf Hautfarbe oder Einkommen, sondern alle auf gleiche Weise trifft. Dann wurde aber klar, dass das keineswegs stimmte, dass viele Menschen unverhältnismässig stark von der Krise betroffen waren.
Am Montag, 26. Oktober performt der belgische Superstar seine Hits wie «Ayo Technology», «You Don't Know» und «Howling At The Moon» nur für euch!
Die Baloise Session @home mit Milow beginnt um 18.30 Uhr auf facebook.com/BALOISESESSION und baloisesession.ch/@home
Die Menschen sind genervt von der Pandemie. Alles scheint etwas verrückt. Wie behältst du in dieser Zeit einen klaren Kopf?
Es ist sehr interessant zu sehen, dass viele Menschen nicht mehr an die Wissenschaft glauben. Die Art und Weise, wie wir Nachrichten über die Sozialen Medien konsumieren, ist aber nicht unbedingt die, bei der die Quellen am vertrauenswürdigsten sind. Es gibt eine Menge Verwirrung und Fake News inmitten von echten Nachrichten. Alles ist offen oder wird hinterfragt. Ich neige zu der Meinung, dass manche Dinge nicht zur Diskussion stehen, sondern wissenschaftliche Fakten sind. Die Verwirrung entstand auch, weil es so viel Ungewissheit und Unbekanntes über COVID-19 gab.
Kann Musik in solchen Situationen weiterhelfen?
Ja, absolut. Ich war kürzlich wieder einmal bei einem Konzert. Sogar mit Maske auf und zwischen leeren Sitzen hatte ich die besten zwei Stunden seit Langem. Als Musikfan war ich gerührt, hatte Tränen in den Augen. Und ich erinnerte mich wieder daran, warum ich das tue, was ich tue. Live-Musik mit einem Publikum in einem besonderen Augenblick ist so gut für die Seele. Deshalb kämpfe ich bis zum letzten Atemzug, um die Live-Musik am Leben zu halten. Denn irgendwann werden die Leute sich vielleicht anfangen zu fragen: Live-Musik, brauchen wir das wirklich? Dann werde ich auf dem Schlachtfeld stehen und sagen: Ja, das brauchen wir!
Die Baloise Session – eines der renommiertesten Musikfestivals der Schweiz – hat mit dem langjährigen Presenting Sponsor Basler Versicherungen, der unter dem Motto «Baloise goes Music» die Schweizer Musikszene unterstützt, im Frühling 2020 die Livestream-Konzertreihe Baloise Session @home ins Leben gerufen. Sie beschert Fans und Musikliebhabern digital exklusive Livemusik-Erlebnisse. Die Konzerte werden auf www.facebook.com/BALOISESESSION und www.baloisesession.ch/@home ausgestrahlt und sind dank einem Chat interaktiv.
Am 26. Oktober kommst du nach Basel, um das Livestream-Konzert Baloise Session @home zu spielen. Ein besonderer Anlass für dich?
Ja, auf jeden Fall. Der Tag, an dem ich den Anruf mit der Einladung erhielt, hat mich sehr glücklich gemacht. Ich habe so tolle Erinnerungen an das Festival, wo ich bereits zwei mal gespielt habe. Deshalb fühle ich mich geehrt und privilegiert, dass ich nochmals eingeladen wurde.
Warum ist es für dich wichtig, nach Basel zu kommen? Ein Streaming-Konzert hättest du von überall spielen können. Warum die Reise?
Wenn ich reisen muss, um ein Konzert zu spielen, ist meine Konzentration viel höher, weil ich auf dem ganzen Weg weiss, wofür ich das tue. Wenn ich dann die Bühne betrete, spüre ich: Das ist es, wofür ich hier bin. In den letzten Wochen habe ich ein paar Gigs in meiner Umgebung gespielt. Aber es ist dann meistens sehr schwer, den Tag abzuschütteln, an dem noch so viele andere Dinge passiert sind. Ich bin sehr froh, dass ich reisen kann, aber ich werde nicht fliegen, sondern die lange Fahrt von meinem Wohnort Leuven nach Basel auf mich nehmen. Ich bin sehr froh, Basel wieder zu sehen, diese schöne Stadt. Das wird mir wieder Energie und Inspiration geben.