Im St. Galler Rheintal herrscht ein einmaliges Mikroklima mit moderaten Niederschlagsmengen, häufigem Föhn und sehr viel Sonne. Dieses Klima eignet sich optimal für den Weinbau. Aus historischen Urkunden weiss man, dass hier schon im 9. Jahrhundert gekeltert wurde. Heute wird auf fast der gesamten Weinanbaufläche nach IP- oder Bio-Richtlinien produziert. Die Weinauswahl ist äusserst vielfältig: Pinot Noir, Merlot, Cabernet Sauvignon, Riesling-Silvaner, Johanniter und Sauvignon Blanc sind nur einige davon. Daraus keltern die Önologen süffige Weissweine und gehaltvolle Rotweine.
Prominentestes Weingut ist wohl das von Thomas Schmidheiny und seiner Tochter Lisa. Der Milliardär hat nicht nur Weingüter im Napa Valley und in Argentinien, sondern eben auch im Rheintal, wo er geboren ist. Sowohl in der Denkweise als auch bei den Rebsorten orientiert man sich am Burgund. Die etwas gereiften Jahrgänge wie der Pinot Noir 2017 sind beachtlich. Doch es gibt auch Flaschen unter 20 Franken – mit diesen gewinnt man besonders das Vertrauen der lokalen Bevölkerung. Der Winzerberuf im Rheintal ist allerdings kein Schoggi-Job. Das weiss keiner besser als Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch.
Seine Weinberge befinden sich in extremer Steillage und sind mit senkrechten Sandsteinwänden abgeschlossen. Hier wird es im Sommer bis zu 40 Grad heiss! Das Markenzeichen des Weinguts ist der Kerner, eine Rebsorte mit viel Potenzial.
Die Baslerinnen und Basler können Fasnacht. Aber Wein? Der Halbkanton wird – wenn es um Wein geht – gerne unterschätzt. Doch seit einigen Jahren kommen aus Baselland Weine, die nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland Anerkennung finden. Die Familie Jauslin aus Muttenz gehört zweifelsohne zu diesen Winzern. Urs Jauslin war der erste im Kanton, der mit seinen Weinen Preise einheimste. Der Top-Wein? Pinot Noir Grand Cru Hohle Gasse. Die Weinregionen um Arlesheim, Muttenz oder Pratteln eignen sich auch bestens für ausgedehnte Spaziergänge durch die Rebberge. Auf dem Sulzchopf oberhalb von Muttenz hat man einen wunderbaren Blick über das Dreiländereck hinaus in die Oberrheinische Tiefebene. Ist man in der Gegend, lohnt sich auch ein Abstecher in die Ermitage Arlesheim, den grössten Englischen Landschaftsgarten der Schweiz.
Der Kanton Schaffhausen ist auch bekannt als Blauburgunderland. Und Blauburgunder ist im übrigen nichts anderes als Pinot Noir. Die bedeutendste Weinregion ist das Klettgau. Der Lehmboden ist kalkreich und bietet so beste Voraussetzungen für den Blauburgunder. Von Gächlingen über Oberhallau und Hallau bis Trasadingen erstreckt sich der grösste zusammenhängende Rebberg der Deutschschweiz. Ein besonders hübscher Ort zum Verweilen ist die Bergtrotte in Osterfingen. Das Lokal befindet sich inmitten der Rebberge und eignet sich auch für Hochzeiten. Zu trinken gibt es ausschliesslich Schaffhauser Weine.
Zum Beispiel solche vom Weingut Aagne. Für nicht Schaffhauser: Aagne bedeutet eigene. Stefan Gysel setzt auf eine nachhaltige, ökologische Produktion. Auch Fans von Naturweinen werden im Klettgau glücklich. Markus Ruch produziert sogenannte Low-Intervention-Weine, arbeitet also minimalinvasiv. Neben dem für die Region typischen Blauburgunder produziert er auch Pét-Nat, also Schaumweine, die sich auf eine traditionelle Machart rückbesinnen. Verblüffend sind auch seine Cidres. Ein Muss in dieser Weinregion ist übrigens auch die Verkostung einer sogenannten Bölletünne. Oder anders ausgedrückt: eine Zwiebelwähe.
Möchten Sie einmal einer Winzerin oder einem Winzer bei der Weinlese helfen? Wollten Sie schon immer wissen, welche Arbeitsschritte auf dem Weg vom Rebberg in den Weinkeller nötig sind? Dann nehmen Sie an der Veranstaltung «Am Puls der Ernte» teil. Diese findet dieses Jahr am 21. und 22. September sowie am 28. und 29. September 2024 in verschiedenen Weinregionen der Schweiz statt.
Der Kanton Aargau ist das viertgrösste Weingebiet in der Deutschschweiz. In fast allen Regionen wird Weinbau betrieben. Noch sind die Aargauer selbst die grössten Abnehmer der eigenen Weine, doch das könnte sich bald ändern. Aargauer Weine werden auch über die Kantonsgrenze hinaus immer beliebter.
In Würenlingen steht der Weinbau unter einem besonders guten Stern. Hier gibt es nicht nur das Weingut zum Sternen, sondern auch die dazugehörige Rebschule sowie das Restaurant zum Sternen, wo ausschliesslich die Weine von den eigenen Reben ausgeschenkt werden. Unbedingt degustieren sollte man einen Wein aus der Linie Kloster Sion mit Pinot Noir, Réserve, Pinot Gris und Blanc de Noirs.
20 Kilometer Luftlinie entfernt befindet sich das Weingut Wehrli. Auf den Hügeln der Gemeinde Küttigen bewirtschaftet Susi Steiger-Wehrli 13 Hektar Reben. Ihr bester Wein? Der Malbec!
Die dritte herausragende Perle im Kanton Aargau ist Litwan Weine. ist eigentlich gelernter Maurer, kümmert sich jedoch seit bald 20 Jahren um seine Rebberge in Oberhof. Mit seinen biodynamisch produzierten Weinen verzückt er Kritiker im Ausland genauso wie hippe Weinbar-Besitzer in Zürich. Die coolste Weinberatung der Schweiz gibt es übrigens im Kanton Aargau. Madelyne Meyer alias «Edvin» macht Weine auf witzige und kompetente Art auch Nicht-Experten zugänglich. Ihr Laden befindet sich in der Stadt Aarau.
Die Weinanbauflächen erstrecken sich – wie der Name schon andeutet – entlang der drei Seen Neuenburgersee, Bielersee und Murtensee und verteilen sich auf vier Kantone. Rund um den Neuenburgersee dominieren Chasselas und Pinot Noir, die gerne auch zu originellen Spezialitäten gekeltert werden. Zwischen La Neuveville und Biel wachsen die Reben auf steilen Rebterrassen. Der Vully ist das kleinste Anbaugebiet an der sonnenverwöhnten Riviera am Murtensee.
Hier keltert Christian Vessaz. Dem Winzer wurde der Wein quasi in die Wiege gelegt, denn schon als Kind hat er dem Vater in den Rebbergen geholfen. Mit gerade mal 24 Jahren übernahm er das Weingut Cru de l’Hôpital und produziert heute nach Demeter-Richtlinien. Sein würziger Traminer gehört zu den besten der Schweiz. Im Herbst zelebriert man den Wein im Drei-Seen-Land besonders und macht die Arbeit auch dem breiten Publikum zugänglich. Vom 6. bis 8. September findet die Fête du Vin in La Neuveville statt – ein Jahrmarkt mit Essen, Wein und Unterhaltung. Am selben Wochenende gibt es auf der Twanner Weinstrasse Wein zu verkosten. Und zwar genau da, wo er auch wächst.
Die Zentralschweiz gehört nicht zu den grössten Weinanbaugebieten der Schweiz. Trotzdem lohnt es sich, punktuell genauer hinzuschauen. Unweit von Luzern sorgen nämlich zwei junge Winzer für Furore. Kellermeister Kevin Studer und Rebmeister Denis Koch haben vor zwei Jahren Weinbau Ottiger übernommen und werden am 7. Dezember 2024 den Beginn einer neuen Ära mit Weingut Kastanienbaum in Horw starten. Auf 6,5 Hektaren produzieren sie frische, geradlinige und aromaintensive Weine. Für ihre Arbeit wurden sie von dem Restaurantführer GaultMillau jüngst mit dem Titel «Rookies des Jahres» ausgezeichnet.
Ein richtig guter Pinot Noir hingegen kommt aus dem Kanton Uri. Das Weingut Rosenberg befindet sich mitten in Altdorf. Der Mann, der den Urkanton auf die Weltkarte des Weins gehievt hat, heisst Manuel Tresch. Das Urner Reusstal hat ähnliche klimatische Bedingungen wie die Bündner Herrschaft. «Uri hat das Potenzial, zum Weinkanton zu werden. Der Föhn, dieser warme Wind, lässt die Trauben im Herbst gut reifen», sagte Tresch einst in einem Interview mit dem GaultMillau-Magazin. Wer den verblüffenden Pinot Noir zu einem aussergewöhnlichen Essen trinken möchte, der muss im «Zwyssighaus» in Bauen einkehren. In dem traditionsreichen Haus – hier wurde der Schweizer Psalm komponiert – serviert Joshua Lüscher moderne Gerichte, die bestens zum Urner Wein passen.
Das Tessin ist kein Geheimtipp, wenn es um hervorragende Weinregionen geht. Das Maggiatal hingegen schon. Robin Garzoli beweist auf seiner Garzoli Vini Sagl, dass man auch im Valle Maggia tolle Weine machen kann. Der Winzer bewirtschaftet vier Hektar Weinberge und arbeitet eng mit der Natur zusammen, um das Beste aus den Reben zu holen. Viel Potenzial hat der Merlot Rombolau. Zur Verfeinerung seiner Weine lagert Garzoli die Weine in Terrakotta-Amphoren. Übernachtungstipp im idyllischen Tal: die Casa Martinelli. Das historische Haupthaus wurde um einen modernen Anbau in Sichtbeton erweitert. Weiter unten, da wo die Maggia in den Lago Maggiore fliesst, befindet sich das Landgut Terreni alla Maggia. Hier wird nicht nur Wein produziert, sondern auch Mais für Polenta und Weizen für Pasta angebaut. Und: Im Maggiadelta wächst sogar Reis – und zwar der beste Risotto-Reis nördlich der Po-Ebene.
In der Romandie ist die Weinregion Genf weiss Gott kein Geheimtipp. In der Deutschschweiz sind die Produzentinnen und Produzenten und deren Weine aber weitgehend unbekannt. Rund um die Weltstadt Genf kommen viele verschiedene Einflüsse zusammen. Die Nähe zum Jura-Gebirge, der Genfersee und die Rhone bestimmen das Terroir der Weine. Aber gerade weil der Boden so heterogen ist, haben die Winzerinnen und Winzer beschlossen, den traditionellen Rebsortenbestand zu erweitern. Neben den ursprünglichen Sorten Gamay und Chasselas gibt es auch Garanoir, Sauvignon Blanc, Chardonnay oder Merlot. Diese Vielfalt kommt vor allem der kosmopolitischen Kundschaft entgegen.
Federführend in dieser Region ist Emilienne Hutin von der Domaine Les Hutins. Schon ihr Vater war eine Weinbau-Koryphäe. Eine besondere Entdeckung ist die Linie L’Intégrale. In der Region gibt es noch mehr starke Winzerinnen: Camille Cretegny ist eigentlich Juristin, heute leitet sie das Weingut La Devinière in Satigny. Obwohl Genf zu den kleineren Kantonen gehört, befindet sich hier der längste Rebweg: Auf der rechten Seite der Rhone kann man während 8 Stunden auf 32 Kilometer Wanderweg alles über den Weinbau in Genf erfahren.