Er gehört zu den Pioniern unter den Techno-DJs. Seit über 25 Jahren steht der Berliner Fritz Kalkbrenner ununterbrochen am Mischpult, und ist inzwischen zu einem der wichtigsten Produzenten elektronischer Musik aufgestiegen. 2008 lieferte er zusammen mit seinem Bruder Paul – ebenfalls angesehener DJ – den Titelsong «Sky And Sand» zum Techno-Kultfilm «Berlin Calling» von Hannes Stöhr. Vier Jahre später gelang ihm mit dem Album «Sick Travellin’» der grosse Durchbruch. Fritz Kalkbrenner verdiente sein Geld aber auch – wie seine Eltern und sein Bruder – als Journalist im Kultur-Bereich. Nun erzählt er seine emotionalen Geschichten in elektronischen Klängen.
Fritz Kalkbrenner, wie würden Sie einem Laien Ihre Musik erklären?
Fritz Kalkbrenner: Ich mache elektronische Musik. Konventionelle Instrumente sind aber auch Teil davon. Und ich singe. Natürlich trifft diese Beschreibung auch auf viele andere Stile zu, daher ist es wichtig, die Musik zu hören, damit man sie versteht.
Elektronische Musik wird oft mit «Techno» gleichgestellt. Zurecht, oder sollte man da differenzieren?
Techno ist sicher ein grosser Bestandteil davon. Daneben gibt es aber noch viel mehr Einflüsse. Ich würde das stilistisch aber gar nicht so stark differenzieren, sondern eher die Ideen dahinter betrachten. Denn im Endeffekt ziehen alle am gleichen Strang.
Die Schweiz gilt weltweit – nicht zuletzt auch Dank der Street Parade – als Techno-Land. Welchen Bezug haben Sie zur Schweiz?
Ich war schon sehr oft da und bin schon sehr oft dort aufgetreten an Clubshows und Festivals. Mich fasziniert die grosse Dichte an Festivals in der Schweiz und dass immer alles so perfekt durchgeplant ist. Vielleicht liegt das auch an der Form der Staatslenkung in der Schweiz, die ich für das schlauste Modell halte.
Sie legen normalerweise in Clubs und an Partys auf. Nun kommen Sie am 28. Oktober an die Baloise Session, einem Konzert bei Clubtischatmosphäre und Kerzenlicht. Eine besondere Herausforderung für Sie?
Ehrlich: Ich habe keine Ahnung, was da auf mich zukommt! Ich lasse mich überraschen. Aber die Gespräche im Vorfeld waren sehr positiv. Auf jeden Fall ist es etwas Besonderes, und das wird ganz sicher zu einer ganz speziellen Stimmung beitragen.
Vom 27. Oktober bis 11. November präsentiert die Baloise Session Konzerthighlights mit Weltstars und Newcomern wie Die Fantastischen Vier, Steff la Cheffe, Troubas Kater, Passenger, Freya Ridings, Worakls Orchestra, Fritz Kalkbrenner, Jessie J, Dana, Norah Jones, GoGo Penguin, Ellie Goulding, Asaf Avidan Solo, Eurythmics Songbook featuring Dave Stewart, Joss Stone, UB40, Gentleman, Noel Gallagher’s High Flying Birds und Richard Hawley. Abende voll Stimmung, Initmität und grossen Emotionen.
Weitere Infos auf baloisesession.ch
Hat die elektronische Musik den Übergang vom Partysound zur reinen Hörmusik gemacht?
Nein, das hat es schon immer gegeben, dass man Club-Musik in gediegener Form angehört hat. Es entspricht aber der Entwicklung des Zielpublikums. Ich bin jetzt 42 und seit über 27 Jahren dabei. Es kann gut sein, dass 40- oder 50-Jährige den Sound noch immer mögen, aber ihn entspannter geniessen wollen. Das spricht für die Laufzeit dieser Musik: Es gibt wenig Musikstile, die so lange populär bleiben, dass sie mit den Menschen mitaltern können.
Wie entsteht ein Fritz Kalkbrenner-Track?
Das ist immer unterschiedlich, da gibt es keine Formel. Meistens fange ich mit dem Rhythmus an, zuerst entsteht die Musik, dann kommt der Text dazu – wenn überhaupt. Am Anfang weiss ich nie genau, wohin die Reise führt, denn es gibt viele Abzweigungen. Sobald ich aber einen Weg eingeschlagen habe, wird die Sache klarer und feiner.
Ein einsamer Prozess?
Im Grunde ja. Denn als elektronischer Produzent fasse ich alle musikalischen Informationen zusammen – bin also Schlagzeuger, Bassist, Gitarrist Keyboarder – und Sänger.
Schliesslich sind all eine Tracks im Computer. Was ist der Live-Aspekt Ihrer Musik?
Wenn ein Song veröffentlicht wird, ist er fertig abgemischt. Auf meinem Computer habe ich die Songs aber in einzelnen Spuren vorliegen. Diese mische ich auf der Bühne live ab, verändere ihr Zusammenspiel und die Loops – also die Wiederholungen. Dazu gibt’s ein Effekt-Board, das mir weitere Möglichkeiten gibt, den Sound zu manipulieren. Im Endeffekt entsteht so eine Art Neu- bzw. Livearrangement mit Live-Gesangs-Komponente. Beim Ganzen gehe ich stets auf die Stimmung im Publikum ein und verändere spontan, live und intuitiv die Roadmap, die ich mir vorgenommen habe.