Das Weinland Schweiz hat in den letzten Jahren enorm Boden gut gemacht: Innovative, junge Winzerinnen und Winzer sorgen für eine laufend steigende Qualität, die Fülle guter Tropfen aus sämtlichen Regionen wird immer grösser.
Degustieren kann man diese Vielfalt im Weinglas zum einen direkt bei den Winzerinnen und Winzern. Oder man besucht eines der zahlreichen Restaurants, die mittlerweile konsequent auf die Karte Schweizer Wein setzen. Nicht weniger als 1000 Lokale tragen das Label «Swiss Wine Gourmet». Sie zeichnen sich durch eine exzellente heimische Weinauswahl aus.
Zehn dieser Lokale stellen wir dir nachfolgend vor – von Genf bis Schaffhausen und vom Tessin bis nach Basel. Per Klick auf die Karte erfährst du kompakt alles Wissenswerte – und im Text mehr über die verschiedenen Konzepte dieser besonderen Gastro-Erlebnisse. Wir wünschen en Guete – und Prost!
Wer im See-Bistro des Restaurant Kreuz in Ligerz BE direkt am Bielersee sitzt, kommt auf Anhieb in Ferienstimmung – an sonnigen Tagen sind von hier aus Eiger, Mönch und Jungfrau zu sehen. «Was passt da besser als ein Glas Wein aus der Region?», fragt Beizerin Sabrina Wälti. Der Wein ihres lauschigen Lokals stammt aus der unmittelbaren Umgebung: Ligerz ist ein Winzerdorf mit einer guten Auswahl an Rot- und Weissweinen. Im Angebot sind etwa Klassiker wie Chasselas und Pinot Noir, dazu kommen Pinot Gris, Oeil de Perdrix oder auch mal ein Malbec. Und zu welchen Speisen wird der Wein im See-Bistro kredenzt? «Schlichtweg zu allem», so Sabrina Wälti. «Ob zum Apéro oder zu einem guten Fisch aus dem See – Bielerseewein geht immer!» Auf der kleinen, aber feinen Karte finden sich etwa Hecht- oder Zanderknusperli, für Grill-Fans gibts Kotelett oder Salsicia, dazu verschiedene Salate.
Die tolle Aussicht über den Genfersee und die Alpen ist einer der Pluspunkte der Brasserie de Montbenon in Lausanne VD. Ein anderer die Regionalität der Speisen. «Wir bieten eine zeitgenössische und moderne Küche an, die stark von lokalen Produkten und Tradition geprägt ist», sagt Mitbesitzer Renaud Meichtry. Dasselbe gilt auch für den Wein: Weil sich das Restaurant mitten im Chasselas-Gebiet befindet, liegt auf dieser Traubensorte ein Schwerpunkt. Ergänzt wird die Weinkarte mit Erzeugnissen aus der ganzen Romandie. Meichtry: «Wir legen Wert auf kurze Lieferwege und die damit verbundene kleine Geschichte hinter jeder Flasche, weshalb wir direkt mit Schweizer Winzern zusammenarbeiten und die Auswahl eher instinktiv treffen – oft basierend auf den menschlichen Beziehungen zu den Produzenten.» Dazu kommt der hohe Qualitätsanspruch. Meichtry: «Der Standard hiesiger Weine lässt sich mittlerweile durchaus mit demjenigen der umliegenden Länder vergleichen!»
«In der Beckenburg fühlt man sich auf Anhieb zu Hause», sagt Wirt Claudio Natale über sein Restaurant. Der Betreiber des Lokals mit lauschigem Garten in der Nähe des Rheins legt Wert auf ein familiäres und gemütliches Ambiente – und trumpft mit der grössten und vielfältigsten Weinkarte der ganzen Munot-Stadt auf. Zu finden sind darauf primär Weine aus Schaffhausen, seines Zeichens zweitgrösstes Rebbaugebiet der Deutschschweiz. «Wir setzen auf hiesige Weine, weil die Qualität hervorragend ist und wir sehr gerne unsere Weinkellereien unterstützen», sagt Natale. «Was gibt es Schöneres, als wenn der Wein persönlich vom Winzer gebracht wird und man dann noch ein Schwätzchen über das Weinjahr oder den Wein halten kann?» Entkorkt werden die vielfältigen Spezialitäten aus der Region zu einer ebenso lokalen und authentischen Küche, so gibt es zum Beispiel gerösteten Sellerie zur Vorspeise und ein Rindsfilet mit Blauburgunderjus, Fregola Sarda und Gemüse zum Hauptgang. Zum Abschluss gibts den Eiskaffee «Best in Town».
100 Kilometer rheinabwärts findet sich eine weitere Adresse für Fans von Schweizer Wein. Im Basler Gourmetlokal Ackermannshof (16 Gault-Millau-Punkte) haben die Tropfen der rund 136 Hektaren grossen Weinregion Basel-Solothurn ihren grossen Auftritt – dazu finden sich auf der Karte auch eine Auswahl aus Graubünden, der Heimat von Inhaber Roland Tischhauser. Für den Gastgeber ist sonnenklar, weshalb er in seinem Lokal so stark auf heimisches Weinschaffen setzt. «In der Schweiz haben die Winzer in den vergangenen Jahren sehr viel unternommen, um die Qualität zu erhöhen», sagt er. «Auch hier in der Region Nordwestschweiz gibt es einige sehr renommierte Weingüter.» Zum Wein zaubert Koch Flavio Fermi modern interpretierte mediterrane Gerichte. Die Zutaten hierfür stammen aber nach Möglichkeit aus der Region sowie aus nachhaltiger Produktion. Serviert wird das Essen in einem ungezwungenen Ambiente als mehrgängiges Menü «Fauna» oder «Flora», Letzteres als Vegi-Variante.
Über 2500 Winzerinnen und Winzer bauen in der Schweiz Wein in sechs Regionen an: im Wallis, in der Waadt, in der Deutschschweiz, rund um Genf, im Tessin und im Drei-Seen-Land. Jede dieser sechs Regionen hat einen ganz eigenen Charakter, der durch ihr Relief, die Beschaffenheit ihrer Böden und ihr besonderes Klima bestimmt wird. Das Wissen über den Weinbau wird seit Generationen weitergegeben. Es gibt aber auch immer wieder junge Leute, die in den Weinbau einsteigen und interessante Tropfen produzieren. Du willst mehr wissen über Schweizer Weine? Hier kannst du auf eine Entdeckungsreise gehen.
Heisse Glut und heimisches Gut. Das ist das Credo des Restaurants Werkhof in der Hauptstadt. Sprich: Gekocht wird hauptsächlich auf dem Feuerring – und auf den Teller kommen ausnahmslos Produkte, die in der Schweiz gewachsen sind oder gelebt haben, wie Mitbesitzerin Fabienne Lüdi sagt. «Wir verwerten alles vom Schwanz bis zur Nase und von der Wurzel bis zum Blatt.» Ein nachhaltiger Ansatz, der sich auch beim Wein widerspiegelt. «Wir haben in der Schweiz so tolle Winzer, die schönen Weine machen. Warum also weit suchen, wenn das Feine so nah ist?» Auf der Karte findet sich zum Beispiel ein Pinot Gris Orange von Anne Claire Schott aus Twann BE. «Ein super Essensbegleiter», findet Lüdi. Die Speisen werden im «Werkhof» übrigens ausschliesslich als festes, saisonal wechselndes Menü serviert, zur Auswahl stehen drei bis sechs Gänge. Dazu gibts eine jeweils neu zusammengestellte Weinbegleitung.
Wer im Grotto San Michele hoch oben in der Burg Castelgrande über dem Tessiner Hauptort speist, wird nebst den Profis im Service auch von engagierten Lernenden bedient – das gemütliche Lokal mit schöner Terrasse gehört zur Fachhochschule für Hotellerie und Tourismus Bellinzona TI. Der Gastro-Nachwuchs lernt hier auch gleich die Vorzüge des heimischen Weins kennen und vermitteln. «Unser Grundsatz ist es, hiesige Weinproduzenten zu unterstützen», sagt Giovanni Ferraris, der für die Restauration Castelgrande zuständig ist. «Wir glauben an die Einzigartigkeit der Schweizer Weine, insbesondere an ihre Spezialitäten und autochthonen Rebsorten.» Etwas Besonderes ist der hauseigene Castelli di Bellinzona TI DOC, ein Merlot, der von den Reben auf den Mauern von Castelgrande stammt. Von der Traube bis ins Glas sind es buchstäblich nur wenige Meter! Serviert wird dieser Wein typischerweise zum Rindsentrecôte auf dem heissen Stein – nebst Grotto-Klassikern wie Polenta und Risotto eine der Spezialitäten des Hauses.
Nur lokal kommt im Restaurant du Creux-de-Genthod im Genfer Vorort Genthod ins Lokal. «In unserer Umgebung gibt es Landwirte, Fischer und Winzer. Wir bereiten ihre Produkte auf einfache und kreative Weise zu – so können unsere Gäste das gute Essen und Trinken unserer Region erleben», sagt Dominique Van Neyghem vom «Creux-de-Genthod». Wer im schmucken Gourmet-Restaurant einkehrt, kann bei schönem Wetter auf der lauschigen Terrasse am See sitzen – und bei Regen in der gemütlichen Gaststube mit Kamin. Auf den Teller kommt viel Fisch, traditionell wird im Genfersee Zander, Felchen, Hecht und Seesaibling gefangen. Eine Spezialität ist zudem das geschmorte Lamm. Und was ist mit dem Wein? Auf der Karte findet sich eine grosse Anzahl Weine aus Genf und der ganzen Romandie, darunter auch solche mit den Labels Natur, Demeter und Bio. Der Weissweintipp der Wirte: ein Dézaley «Chemin de Fer» aus Chasselas-Trauben der Familie Massy aus dem Lavaux.
Der «Alte Torkel» Jenins sieht sich als Bühne für das Bündner Weinschaffen – mit allem, was dazugehört: gute Tropfen, viel Weinwissen und die malerische Lage mitten in den Weinbergen. Und mit einem besonderen Konzept: « Fine-Wineing». «Das heisst, der Wein bestimmt das Gericht, nicht umgekehrt», sagt Wirt Oliver Friedrich, der das Lokal zusammen mit Ehefrau Julia führt. Alle zwölf Wochen wechselt das Angebot an 21 glasweise ausgeschenkten Weinen. «Anhand dieser Tropfen legen wir dann unser neues Speiseangebot fest», sagt Friedrich. Nebst dem A-la-Carte-Angebot gibt es aber auch ein Weindegustations-Menü aus sechs «Genuss-Feldern» auf der Speisekarte, auf der sich jeder Gast dann seine kulinarische Weinreise zusammenstellen kann. Ein Dreigangmenü könnte zum Beispiel so aussehen: Aubergine mit Miso, Brombeere und Feta zur Vorspeise, Lamm mit Minze, roter Peperoni, Ziegenfrischkäse und Hirse zum Hauptgang und ein Aprikosen-Cheesecake mit Thymian und Malz – jeweils mit dem entsprechenden Wein. Wirt Friedrich: «Wir starten mit dem Apéro und gehen dann über beschwingte und vollmundige Weissweine bis hin zu eleganten und tiefgründigen Rot- und feinfruchtigen Süssweinen. Alle aus Graubünden, versteht sich.»
In der «Marktküche» ist der Name Programm: Ins Menü kommt nur, was Saison hat und aus der Region – und damit ausschliesslich vom Markt stammt. «Seit zehn Jahren kreieren wir rein pflanzenbasierte Gerichte, wobei bei uns immer das Gemüse oder Obst der Star des Tellers ist», sagt Wirt Tobias Hoesli. Das kann zum Beispiel Kohlrabisuppe mit grünem Peperonisorbet, Kopfsalatschaum und Kressecrème zur Vorspeise und zum Hauptgang Hasselback-Kartoffeln mit Morcheln, grünem Spargel und Estragonjus sein. Und was beim Essen gilt, kommt auch beim Wein zum Zug: Schweizer Erzeugnisse geniessen Vorrang. «Wir finden, die Schweiz bringt sensationelle Weine hervor», sagt der Gastgeber. «Wir entdecken immer wieder Neues und sind froh, dass die Schweiz ihren Wein hauptsächlich selbst konsumiert und nicht exportiert.» Getrunken werden die heimischen Tropfen im Zürcher Gourmetlokal zumeist als Weinbegleitung zum Tasting Menü – und wechseln wie die Speisen-Abfolge regelmässig.
Hochgenuss erwartet die Gäste im Hotel Nest- und Bietschorn im urchigen Lötschentaler Dorf Blatten. Chefkoch Laurent Hubert (15 Gault-Millau-Punkte) nennt seine Küche «Cuisine fraîcheur» und serviert im rustikal-eleganten Ambiente des Restaurants eine französisch angehauchte, internationale Küche mit Produkten aus der Region. Auf der Karte steht zum Beispiel Alpen-Zander aus Susten, serviert wird auch ein Lamm-Gigot-Nüsschen vom benachbarten Bauern – oder dann der Klassiker Cholera, als Tartelette präsentiert. Wallis first gilt auch für die Weinkarte. «Wir sind der Meinung, dass kein anderes uns bekanntes Weinanbaugebiet eine solche Vielfalt an Rebsorten bieten kann, darum können wir uns auf ein Gebiet beschränken», sagt Gastgeberin Esther Bellwald. «Dass uns viele der Winzer persönlich bekannt sind, empfinden wir zudem als enorme Bereicherung des Produktes.» Zu finden ist im Weinkeller etwa der besondere Bio-Wein Marsanne blanche Domaine Trong der Familie Mounir aus der Cave du Rhodan in Salgesch – ein Erzeugnis der Schweizer Winzer des Jahres 2023.