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Wie bei IKEA Gleichheit und Vielfalt gelebt werden

54 Prozent Frauen in Führungspositionen und bei den Mitarbeitenden, dazu gleiche Bezahlung: IKEA schafft etwas, was vielen anderen Firmen nicht gelingt. Wie das möglich ist und warum Gleichheit, Vielfalt und Inklusion allen nützen, verrät Nadja Fracassi, Employer Branding Leader bei IKEA Switzerland.

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Frau Fracassi, eine Studie der Universität St. Gallen von 2020 zeigt: In der Schweiz haben es Frauen immer noch schwer, Karriere zu machen. Bei IKEA scheint das kein Thema zu sein. Wie kommt das?
Nadja Fracassi: Bei IKEA spielen die Geschlechter grundsätzlich keine Rolle. Alle haben die gleichen Chancen. Teilzeit- und Jobsharing-Modelle ermöglichen es selbst Männern und Frauen, die noch Betreuungsaufgaben zuhause wahrnehmen, sich auf eine Stelle zu bewerben. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass wir eine ausgewogene Geschlechterquote erreicht haben, sogar im Topmanagement.

Seit 2015 bezahlt IKEA gleiche Löhne. Welche Hürden galt es zu überwinden und was hat es der Firma gebracht?
Es gibt keine Hürden, man muss es einfach machen! Gleiche Löhne für gleiche Arbeit sind schliesslich nicht mehr als fair. Lohngleichheit hat für IKEA oberste Priorität. Deshalb führen wir jährliche Lohnanalysen durch, in Zusammenarbeit mit der EDGE Certified Foundation. Diese unabhängige Stiftung verleiht weltweit ein Zertifikat für die Bemühungen zur Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz. Seit 2015 erreichen wir dort das höchste Level.

Wer hat damals entschieden, dass gleiche Löhne eingeführt werden?
Unternehmen und CEO haben gleichermassen Einfluss darauf genommen. IKEA hat aber schon immer Wert auf Gleichheit, Diversität und Inklusion gelegt. Diese Werte stammen von Ingvar Kamprad, der IKEA 1943 in Schweden gegründet hat. Alle Mitarbeitenden – in der Schweiz sind das 3300 Menschen – kennen diese Werte und leben sie täglich im Unternehmen.

Was heisst das konkret?
IKEA hat dazu klare Strategien, die global und national umgesetzt werden. Die Werte sind in den Zielen verankert, die den Länder-CEOs gesetzt werden. Sie sind also schon im Management normal und werden von dort aus nach unten weitergegeben. Dass gleich viele Frauen wie Männer bei IKEA Schweiz arbeiten, war auch eine dieser Vorgaben. Wir haben zudem äusserst flache Hierarchien. Alle Führungspersonen sind leicht zugänglich. Es wird auf Augenhöhe kommuniziert – ehrlich und direkt. Wir sind dabei alle per Du. Zudem darf jeder so sein, wie er ist. Niemand muss mit einer Krawatte arbeiten. Das ist der Nährboden für Werte wie Respekt, Gleichheit und Vielfalt.

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IKEA hat rund um die nationale Abstimmung zum Vaterschaftsurlaub mit einer Anzeige Position bezogen. Wie kam das?
Bei IKEA Schweiz gab es schon vor der Abstimmung sechs Wochen Vaterschaftsurlaub. Als die Initiative angenommen wurde, haben wir auf acht Wochen erhöht, weil das andere für uns ja bereits der Standard war. Eltern Zeit für die Familie zu geben, ist dem Unternehmen wichtig. Und das wollen wir auch nach aussen tragen. Auch bei der «Ehe für alle»-Abstimmung haben wir uns engagiert. Sie fiel praktisch mit der Pride zusammen und war ein riesiges Event. Viele unserer Mitarbeitenden liefen am Umzug mit, auch unsere CEO Jessica Anderen. Wir haben zudem Regenbogentaschen verkauft. 1 Franken pro Tasche haben wir dem Komitee «Ehe für alle» gespendet, insgesamt rund 50'000 Franken.

Inwiefern profitiert IKEA davon, auf Gleichheit, Vielfalt und Inklusion zu setzen?
«Kundinnen und Kunden sind alle» ist unser Slogan. Bilden wir deren Diversität intern ab, verstehen wir besser, was sie sich wünschen. Vielfältige Teams ermöglichen viele Sichtweisen und Innovationen – und am Ende ein besseres Leben zuhause für viele Menschen.

Eine Studie von McKinsey hat ergeben: Je diverser Unternehmen sind, desto erfolgreicher sind sie auch.
IKEA ist ein gutes Beispiel. Das Unternehmen ist seit Jahrzehnten erfolgreich und setzt sich genauso lange schon für Gleichheit, Vielfalt und Inklusion ein. Da muss es einen Zusammenhang geben. Alleine bei IKEA Schweiz arbeiten Menschen aus 99 Nationen. Es treffen also ganz viele verschiedene Kulturen und Sprachen aufeinander. Wenn man Diversität fördert, hat man auch automatisch mehr Auswahl bei Bewerbenden, als wenn man die Profile schon im Bewerbungsprozess einschränkt. Bei IKEA haben alle gleiche Chancen, unabhängig von Geschlecht, Alter, Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung.

Vom Studentenjob zum Creative Director

Thomas Pukljak

Thomas Pukljak ist Country Home Furnishing & Retail Design Manager bei IKEA Schweiz.

IKEA

Vor 16 Jahren fing Thomas Pukljak (37) in Tirol bei IKEA als Verkäufer an. Heute ist er Country Home Furnishing & Retail Design Manager bei IKEA Schweiz – eine spannende Karriere.

«Design und schöne Einrichtungen – das ist mein Leben», schwärmt Thomas Pukljak. Kein Wunder also, hat der gebürtige Tiroler Architektur studiert. Zu IKEA kam er 2006 durch eine Studentenstelle als Verkäufer in Innsbruck. «Es wurden Samstagskräfte gesucht. Vier Tage nach meinem Vorstellungsgespräch hatte ich schon meinen ersten Arbeitstag. Alles lief schnell und unkompliziert, es war toll», erinnert er sich.

Als später die Ladenöffnungszeiten verlängert wurden, übernahm er Abendschichten von 18 bis 21 Uhr. «Tagsüber an die Uni, am Abend arbeiten – für mich war das perfekt, das kam meinem Lifestyle sehr entgegen.» Nach 6½ Jahren machte er seinen Master und legte bei IKEA eine Pause ein, um Erfahrungen in Architekturbüros zu sammeln. Seine damalige Beziehung führte Thomas in die Schweiz. «Ich schaute sofort, ob es einen Job bei IKEA Schweiz gibt – und entschied mich für etwas völlig Neues: Visual Merchandiser/Deko-Gestalter. Ich hatte wenig Erfahrung in diesem Bereich, und trotzdem bekam ich die Chance.»

Relativ schnell wechselte er ins Interior Design, wurde dort später ein Jahr lang als Führungskraft ausgebildet. Interior Design Manager und Abteilungsleiter für alles Visuelle waren weitere Stationen auf seinem Weg bei IKEA. Seit März 2022 ist er Country Home Furnishing & Retail Design Manager bei IKEA Schweiz und hat landesweit Verantwortung. «Ein super vielseitiger Job. Es ist eine Form von Creative Director, kombiniert mit Leadership und Manageraufgaben», schwärmt er. Was er ausserdem besonders schätzt: die flachen Hierarchien, das gemeinsame Anpacken, die vielen Weiterbildungsmöglichkeiten und dass man auch mal Fehler machen darf.

Auf Gleichheit, Vielfalt und Inklusion angesprochen, sagt Thomas Pukljak: «Ich habe diesbezüglich Verantwortung und kann einen Unterschied machen, zum Beispiel beim Rekrutieren.» Er selber hat sich vom ersten Moment an bei IKEA akzeptiert gefühlt. «Hier wird nicht nur über Gleichheit geredet, sondern sie wird auch jeden Tag gelebt. Die Leute interessieren sich für mein Leben, und ich kann offen über meinen Verlobten sprechen, mit dem ich in Zürich lebe.»

Eine Studie der Universität Basel von 2019 hat allerdings auch gezeigt, dass vielen Diversität zwar wichtig ist, sie am Ende dann aber doch am liebsten mit Leuten zusammenarbeiten, die ihnen ähnlich sind. Stellen Sie das auch fest?
Nein. In unseren internen anonymen Umfragen geben 93 Prozent der Mitarbeitenden an, dass sie sich in die Teams integriert fühlen. Das liegt vielleicht auch an unserem Berufsbild und unserer Branche, die sehr offen ist. Da IKEA schon viele Jahre Diversität fördert und kommuniziert, bewerben sich die Menschen genau deshalb bei IKEA.

Muss man heute als Unternehmen auf Gleichheit, Vielfalt und Inklusion setzen, weil es zum Zeitgeist gehört?
Der Zeitgeist beeinflusst uns alle – mit den Herausforderungen und Bedürfnissen auf dem Markt und als Unternehmen. Doch wir leben diese Werte schon viel länger. Die IKEA Spreitenbach feiert nächstes Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie war die erste IKEA ausserhalb von Skandinavien. Die Werte von Ingvar Kamprad wurden dort schon gepflegt, als der Rest der Schweiz sich noch nicht gross damit auseinandersetzte. Frauen schätzten es beispielsweise, dass es schon damals auf dem Herren-WC einen Wickeltisch gab.

Sie sind also Trendsetter?
IKEA hat seit jeher eine Vorreiterrolle, wir springen nicht auf einen Trend auf. IKEA beschäftigt sich mit dem Leben der Menschen zuhause und ihren Bedürfnissen. Eine Nähe zu Menschen und deren Anerkennung und Wertschätzung ist deshalb Bestandteil der Vision und Geschäftsidee. Da ist es naheliegend, dass man sich als Unternehmen auch Gedanken dazu macht, wie man ein guter Arbeitgeber sein kann. Durch welche konkreten Massnahmen lassen sich Gleichheit, Vielfalt und Inklusion erreichen? Flache Hierarchien sind eine wichtige Grundlage für ein respektvolles Miteinander. Und das bedeutet mehr, als sich zu duzen. Miteinander reden, Sichtweise teilen, Meinungen und Rat einholen, Probleme besprechen, Feedback geben, Dinge beim Namen nennen, ohne dass sofort etwas persönlich genommen wird – das alles ergibt eine gute Kultur. Wir haben jedes Jahr Trainings und eine Mitarbeiterbefragung, bei denen wir unser Verhalten hinterfragen. Ein weiterer Punkt ist: Wir bei IKEA rekrutieren Menschen und nicht Lebensläufe.

Wie muss man sich ein Bewerbungsgespräch bei Ihnen vorstellen?
Bei uns gibt es kein E-Recruiting, bei dem Bewerbende vorsortiert werden. Sämtliche Bewerbungen kommen bei einer Person an, die alles sichtet. Und alle Bewerbenden haben die gleichen Chancen. Der Mensch spielt eine Rolle und nicht nur sein CV. Dieser sagt zwar etwas über das Fachwissen aus, aber wir suchen Leute, die sich mit unseren Werten und unserer Kultur identifizieren. Es ist uns wichtig, die gleichen Werte zu teilen. Studien zeigen, dass für Bewerbende eine Übereinstimmung der Unternehmenswerte und Philosophie immer wichtiger wird.

Worauf legen Bewerber heute sonst noch besonderen Wert?
Die Work-Life-Balance spielt eine grosse Rolle und damit die Möglichkeit, Teilzeit zu arbeiten. Das ist nicht nur vielen Eltern wichtig, sondern auch Menschen, die sich weiterbilden oder Hobbys pflegen möchten. Während der Pandemie hat zudem der Wunsch nach Flexibilität und einer sicheren Arbeitsstelle zugenommen. Vielen ist es ein Anliegen, dass das Unternehmen langfristig erfolgreich ist und Krisensituationen meistern kann.

Was für Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Mitarbeitenden?
Rund 90 Prozent finden IKEA Schweiz einen grossartigen Arbeitsplatz, wie unsere jährliche anonyme Befragung zeigt. Das macht uns enorm stolz und zeigt, dass wir in die richtige Richtung gehen.

Wie lange bleiben Angestellte in der Regel im Unternehmen?
36 Prozent der 3300 Mitarbeitenden von IKEA Schweiz sind länger als zehn Jahre dabei, zwölf Prozent sogar mehr als 20 Jahre. Das ist ein Zeichen für eine hohe Mitarbeitenden-Zufriedenheit. Bei IKEA bekommt man die Chance, seinen Interessen zu folgen. Die vielen internen Weiterbildungsmöglichkeiten, das Übernehmen von Führungspositionen oder anderen Rollen und Funktionen bieten den Mitarbeitenden die Möglichkeiten, zu wachsen und sich selber zu entwickeln und zu verwirklichen. 91 Prozent unserer Management-Positionen wurden beispielsweise intern besetzt.

Gibt es Herausforderungen, die Sie vorhin nicht hatten?
Ich erlebe meinen Job als sehr positiv. Manchmal braucht zwar alles mehr Zeit, weil man mit vielen Leuten diskutiert und viele Feedbacks einholt. Aber der Austausch ist enorm spannend – und hat grundsätzlich nur Vorteile. Ich kann mich einbringen und mitdenken. Das motiviert mich, gibt mir Perspektiven und macht mich zufrieden.

Jobsharing im Management

Balbina Lips Giovanoli
IKEA
Carina Deparade

Balbina Lips Giovanoli (oben) und Carina Deparade teilen sich bei IKEA die Stelle als Country HR Manager.

IKEA

Seit dem 1. Dezember 2020 teilen sich Carina Deparade und Balbina Lips Giovanoli bei IKEA die Stelle als Country HR Manager. Damit sind sie in Teilzeit für People und Culture zuständig – schweizweit. Das Modell geht auf.

Jobsharing auf oberster Ebene? «Es gibt in der Schweiz und auch bei IKEA nicht viele Beispiele dafür», sagt Balbina Lips Giovanoli (48). «Wir sind Pionierinnen. Von unserem Beispiel wird gelernt und geschaut, wo man das multiplizieren kann», ergänzt Carina Deparade (40). Beide gehören zur Geschäftsleitung von IKEA Schweiz. Und beide sind dem Unternehmen schon sehr lange treu.

«Ich bin ein bisschen mehr als 20 Jahre dabei», erzählt Balbina. «Ich war eigentlich auf einem ganz anderen Weg in der Bankenbranche, als ich während des Studiums bei einem Kongress auf einen Stand von IKEA traf.» Dort begeisterte sie unter anderem die Gemütlichkeit, die Du-Kultur und zu spüren, dass es nicht um Einzelkämpfertum geht, sondern darum, gemeinsam etwas zu erreichen. Kurz darauf stieg sie als Trainee HR Manager ein und war schon nach fünf Monaten HR Manager.

Carina kam vor 22 Jahren das erste Mal mit IKEA in Kontakt. «Ich studierte auf dem ersten Ausbildungsweg Grafik und Kommunikationsdesign in Innsbruck und war auf der Suche nach einer Ferien-Praktikumsstelle», erzählt die gebürtige Österreicherin. Über den Sommer 2000 half sie daher mit, die neue IKEA-Filiale kurz vor ihrer Eröffnung vor Ort einzurichten. «Es gab noch kein Kundenleitsystem und man hat sich ständig verlaufen», erinnert sie sich. Während ihres BWL-Studiums arbeitete sie Teilzeit bei IKEA, 2007 stieg sie dann schliesslich voll ein und sammelte erste Erfahrungen im Bereich Kundenservice. Kurze Zeit später übernahm sie die Stelle als Local Marketing Manager im Einrichtungshaus.

Als die Stelle des Country HR Managers ausgeschrieben wurde, interessierten sich beide Frauen unabhängig dafür. Aus familiären Gründen – Carina hat eine kleine Tochter, Balbina drei Märchen – strebten beide ein Teilzeitmodell an. «Wir kannten uns, hatten aber noch nie zusammengearbeitet. Wir haben uns getroffen, um zu besprechen, ob wir uns ein Jobsharing vorstellen können», sagt Carina. Sie konnten.

Heute sind sie für ein Team von 61 Mitarbeitenden verantwortlich. Und ihre Zusammenarbeit klappt hervorragend. «Wir ergänzen uns und harmonieren gut», sagt Carina. «Wir lernen beide ständig voneinander und fordern uns gegenseitig heraus», meint Balbina. Ein paar Dinge sind jedoch unerlässlich: «Wir müssen uns gut abstimmen, also regelmässig Dialoge führen, und gut koordinieren. Und das Team muss flexibel sein, wenn die Führung aufgeteilt ist», sagt Carina. Balbina ergänzt: «Wichtig ist auch, dass der oder die Vorgesetzte an die Vorteile des Jobsharings glaubt und das Jobsharing unterstützt. Das ist bei IKEA zu hundert Prozent der Fall.»

Von Schweizer Illustrierte am 2. Mai 2022 - 08:57 Uhr